Sport

Angriff in der Nacht

Aufzug für den letzten Akt der Seesegler, die Regatta um das Silberne Band: Mit einem prächtigen Start in der Kieler Innenförde unter Gennaker wurde die Flotte der Yachten am Freitagabend auf die Langstrecke durch Nacht geschickt. Während die ORC-Yachten den langen Kurs durch den Svendborgsund nehmen und nach 134 Seemeilen am späten Nachmittag in Kiel zurückerwartet werden, könnten die acht Crews der Dehler 30od schon wieder am Vormittag da sein. Sie sollen die Runde bis nach Lyö und zurück nehmen und haben damit 93 Seemeilen vor sich.

„Wie schon beim Senatspreis haben sich alle am Start zurückgehalten, so dass es keine Probleme gab“, erklärte Wettfahrtleiter Ralf Paulsen. Knapp 50 Yachten haben sich auf den Weg in die dänische Südsee gemacht. Damit ist die Flotte im Vergleich zum Senatspreis sogar noch mal angewachsen. 

Bei den Yachten nach ORC- und Yardstick-Vermessung wird sich das Feld weit auseinanderziehen und die Wettfahrtleitung am Samstag über mehrere Stunden bei der Zeitnahme beschäftigen. Eng wird es dagegen wohl bei den Dehler 30od. „Das hat sich schon zum Senatspreis gezeigt. Nach 45 Seemeilen Rennstrecke sind alle innerhalb weniger Hundert Meter durchs Ziel gegangen“, freute sich Designer und Segler Kalle Dehler über das gleiche Niveau aller Teilnehmer in der neuen Einheitsklasse. Damit werden aber auch kleine Fehler hart bestraft, wie er selbst feststellen musste: „Wir lagen im Senatspreis zwischenzeitlich in Führung, haben dann zwei Gennakermanöver verpatzt und hatten das Tuch am Ruder“, so Dehler, der als Fünfter des Senatspreises nun zum Silbernen Band angreifen will: „Wir sind vor dem Start noch mal trainieren gegangen, um die Abstimmung zu verbessern.“ 

Auch Robert Stanjek, Olympiasechster im Starboot von 2012, sieht mit seinem Partner Morten Bogacki nach Platz zwei im Senatspreis noch Potenzial: „Die Amwind-Performance stimmt noch nicht. Da müssen wir noch die richtige Einstellung finden.“ Verloren hat das Duo den Senatspreis allerdings unter Gennaker: „Wir lagen in Führung, einer ist ausgeschert und davongefahren. Den haben wir dann auch nicht mehr eingeholt.“ Auf 93 Seemeilen durch die Nacht gibt es nun aber viele Gelegenheiten, um die Führenden nach der ersten Wettfahrt, Camilla Hoesch/Joshua Weber, noch mal anzugreifen.

Segeln plus X mit Hygiene und Abstand
Neben Segelsport auf höchstem Niveau kennzeichnete bislang auch traditionell eine bunte Eventfläche in Schilksee die Kieler Woche. Anders in diesem Jahr. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ausschließlich der Segelsport. Schilksee wird zu einer geschlossenen Gesellschaft ohne Eventareal. Das Hafengelände wird für die Öffentlichkeit abgesperrt. Die Aktiven sind mit Trainern und Organisatoren unter sich. Auf Veranstaltungszelte, die Sponsorenmeile und Verkaufsstände wird verzichtet. Das Regattahaus, der boot-Düsseldorf-Club als Check-In-Zelt, die Vaasahalle und das Areal rund um den Kieler Yacht-Club in Düsternbrook sind die Anlaufstellen an Land, ggf. wird die Bootshalle des KYC in Strande integriert. Die Aktiven, Organisatoren und Trainer erhalten Einlass-Tickets, die nur für bestimmte Areale gelten.

„Es sind enorme Herausforderungen, denen wir uns stellen, um den Seglerinnen und Seglern auch in diesem Jahr die Möglichkeit zu geben, Regatta zu segeln. Dabei steht die Gesundheit aller Beteiligten ganz klar im Vordergrund. Hygienevorschriften und Mindestabstandsregeln müssten eingehalten werden“, so der Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten, Dirk Ramhorst. Zudem werden die Einreise-Vorschriften Einfluss auf die endgültigen Starterlisten nehmen.

Da das analoge Kieler-Woche-Erlebnis in Schilksee im Jahr der Pandemie also nicht stattfindet und Zuschauer vor Ort damit ausgeschlossen sind, legen die Veranstalter ein noch größeres Gewicht auf die digitale Öffentlichkeitsarbeit. Die Präsenz in den sozialen Netzwerken wird ausgebaut, und die Regatten werden den Segelfans in aller Welt umfangreich über Kieler-Woche-TV virtuell zugänglich gemacht. Für den TV-Bereich zeichnet die Landeshauptstadt Kiel verantwortlich und trägt die entsprechenden Kosten.

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