Energie- / Umwelttechnik

Bayerischer Landschaftspflegetag: Klimaschutz durch Landschaftspflege

Der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) stellt Moor-Klimawirt*in als neues Berufsbild für die Landwirtschaft vor. Vertreterinnen und Vertreter von Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunen sprechen sich für zielführende Klimaschutz-Pflegemaßnahmen auf geeigneten Flächen aus und würdigen die Arbeit der Landschaftspflegeverbände (LPV) für den Klimaschutz.

Moore sind klimarelevante Multitalente und verleihen vielen Landstrichen Bayerns ihr unverwechselbares Gesicht. Doch von ursprünglich über 200.000 Hektar Moorfläche können heute nur noch knapp 11.000 Hektar als intakt angesehen werden, also ihre Funktion als langfristige Kohlenstoffspeicher und Rückzugsraum für seltene Arten erfüllen. „Der Schutz des Klimas ist neben dem Erhalt der Biodiversität die drängendste gesellschaftliche Herausforderung. Derzeit sind aber circa 95 Prozent der Moorböden in Bayern entwässert und zum größten Teil in land- und forstwirtschaftlicher Nutzung. Der Landwirtschaft kommt somit eine entscheidende Rolle zu“, erläutert Nicolas Liebig, Landessprecher der bayerischen LPV. Wie die Potenziale der Landschaftspflege für den Klimaschutz effektiv genutzt werden können, diskutieren am heutigen Tag über 100 Teilnehmende des Bayerischen Landschaftspflegetages in Memmingen.

Landschaftspflegeverbände: regionale und kooperative Lösungswege

Landbewirtschaftende und Kommunen sind als Eigentümer und Nutzer von Moorflächen wichtige Partner der LPV. Gemeinsam mit ihnen setzen sie sich seit über 30 Jahren dafür ein, dass Moore erhalten und renaturiert werden. Mit regionalen Lösungen gestalten und entwickeln sie die bayerische Kulturlandschaft nachhaltig. „Die Klimaschutzleistungen eines Landwirtes, der zum Beispiel Flächen wiedervernässt und damit Treibhausgasemissionen mindert, müssen allerdings entsprechend finanziert und gefördert werden!“ fordert Liebig.

Produktionszweig Klimaschutz: Berufsbild Moor-Klimawirt*in

Dass sich der Erhalt der Moore und ihre landwirtschaftliche Nutzung nicht ausschließen, zeigt Liselotte Unseld, DVL-Projektleiterin Moor- und Klimaschutz: „Mit einer Anhebung der Wasserstände und einer angepassten Bewirtschaftung von Moorböden schützen Landwirtinnen und Landwirte unser Klima. Mit dem Produktionszweig Klimaschutz müssen sie aber auch langfristig Geld verdienen können. Dafür reichen die derzeitigen agrarpolitischen Instrumente nicht aus!“

Dennoch gibt es bereits aktive Landwirtinnen und Landwirte, die Moorböden durch Nasswiesen- und Nassweidenbewirtschaftung oder durch Anbau von Paludikulturen klimaschonend nutzen: „Wir bezeichnen uns deshalb als Moor-Klimawirte“, erklären Georg Wiedenmann, Tina Niess und Winfried Bayer. „Unsere Familien bewirtschaften seit Generationen das Gundelfinger Moos und erhalten es so, wie es uns die Generationen vorher übergeben haben“, erläutern die Moor-Klimawirte ihre Motivation zum Moorschutz.

Alfred Enderle, schwäbischer Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes, unterstreicht: „Die Land- und Forstwirtschaft ist Teil der Lösung, wir sind der einzige Bereich der CO2 bindet. Unsere Bauernfamilien sind bereit Verantwortung zu tragen. Allerdings müssen die Rahmenbedingungen praktikabel und wirtschaftlich gestaltet sein. Wir müssen von unserem Tun und Handeln leben können!“

Gesellschaftsvertrag für eine klimagerechte bäuerliche Landwirtschaft

Professor Dr. Alois Heißenhuber von der Technischen Universität München stellt die Verbindung von Klima-, Biodiversitäts-, Boden- und Wasserschutz in der Landbewirtschaftung dar und spannt den Bogen bis zur Neuausrichtung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik. Anstelle pauschaler Flächenprämien fordert Heißenhuber die Umweltleistungen der Landwirtschaft gezielt zu honorieren. Um die gesellschaftlichen Ansprüche nach mehr Umwelt- und Klimaschutz sowie Tierwohl zusammenzuführen, brauche es dringend einen moderierten Prozess unter Mitwirkung aller betroffener Akteure. Ergebnis könne ein von einer breiten Mehrheit getragenes Zukunftsleitbild im Sinne eines Gesellschaftsvertrages sein.

Moorschutz essenziell zur Treibhausgaseinsparung

Seit Jahrtausenden entziehen intakte Moore der Atmosphäre Treibhausgase und binden es langfristig. „Doch trockengelegte und ackerbaulich genutzte Niedermoore setzen große Mengen an klimaschädlichem CO2 frei. Im Kampf gegen den Klimawandel ist es von essenzieller Bedeutung, diese Treibhausgasquelle zu schließen. Die Wiedervernässung von Mooren ist auch wichtig für den Schutz der dortigen spezifischen Biodiversität“, erklärt Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern.

Renaturierung von Mooren voranbringen

Die jahrzehntelange Arbeit der Landschaftspflegeverbände für Klima- Umwelt- und Naturschutz würdigt Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber: „Moorschutz ist aktiver Klimaschutz. Intakte und wiedervernässte Moore sind kostbare CO2-Tresore und Schwerpunkte der biologischen Vielfalt. Wir wollen die Renaturierung der bayerischen Moore deutlich voranbringen. Deshalb bin ich den Landschaftspflegeverbänden dankbar, dass sie uns dabei unterstützen und partnerschaftlich mit den Landwirten die artenreichen Moorstandorte erhalten.“

Mehr klimaneutrale Kommunen

Auch die Kommunen als Flächeneigentümer haben eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz: „Mehr und mehr Gemeinden machen sich auf den Weg zur Klimaneutralität. Da sie dafür auch Kompensationsmaßnahmen brauchen, liegt ein Fokus beispielsweise auf gut geplanten Aufforstungen und Moorrenaturierungen. Dafür sind Fördermittel und starke Partner wie die Landschaftspflegeverbände nötig“, erklärt Stefan Graf vom Bayerischen Gemeindetag.

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