BVMI anlässlich Vorstellung der neuen Musikwirtschaftsstudie heute in Hamburg
„Der „Diskussionsentwurf“ enthält beispielsweise neue Schrankenregelungen und Bagatellgrenzen und will das auf europäischer Ebene vereinbarte Verantwortungskonzept zugunsten der Diensteanbieter hierzulande wieder aushöhlen“, so Florian Drücke. „Ein deutscher Alleingang würde dadurch genau das verhindern, was die Richtlinie eigentlich will: die Harmonisierung des europäischen Urheberrechts zugunsten des europäischen digitalen Binnenmarktes, die als ein zentrales Element die Klarstellung der Rolle der sogenannten Online Content Sharing Service Provider (OCSSP) enthält.“
Drücke wies auf die ökonomische Rolle der eng miteinander verzahnten Musikwirtschaft in ihrer Gesamtheit hin, die durch die heute vorgestellten Daten erneut sichtbar wird: Im „Vor-Corona-Jahr 2019“ hat die Branche insgesamt mehr als 13,6 Milliarden Euro umgesetzt, ein Plus von 18 Prozent gegenüber 2015. Die Bruttowertschöpfung hat sich sogar um 29 Prozent auf rund 5,2 Milliarden Euro erhöht, damit ist die Musikwirtschaft innerhalb der gesamten Medienindustrie inzwischen der zweitstärkste Wirtschaftszweig nach den Fernsehveranstaltern.
„Gerade um diese positive Dynamik nicht aufs Spiel zu setzen und dabei auch sicherzustellen, dass am Markt vorgenommene Investitionen sich durch die Wertschöpfungskette hindurch lohnen können, muss der regulatorische Rahmen stimmen“, forderte Drücke. „Denn all die wichtigen Corona-Hilfen, die von politischer Seite in der Krise zum Glück mobilisiert werden konnten, würden konterkariert, wenn auf der anderen Seite gesetzgeberisch der digitale Lizenzhandel geschwächt und damit ganze Geschäftsfelder in Frage gestellt würden.“
Für die Musikindustrie ist die Umsetzung der Richtlinie auch deshalb prioritär, weil inzwischen 75 Prozent der Branchenumsätze online erwirtschaftet werden, Tendenz weiter steigend.
Drücke: „Wenn also der Lizenzhandel durch einen unverantwortlichen deutschen Sonderweg in Frage gestellt wird, wird damit ein Wirtschaftszweig regulatorisch geschwächt. Diese Schwächung betrifft konkret das digitale Standbein unserer Branche, die sich nach den heftigen Einbrüchen Anfang des Jahrtausends im letzten Jahrzehnt aus eigener Kraft erfolgreich neu sortiert und für die digitale Welt aufgestellt hat. Gerade in dem hochkomplexen digitalen Lizenzgeschäft brauchen wir mehr Klarheit und klarere Verantwortlichkeiten der entsprechenden Plattformen für die Zukunft und um innovative Angebote zu ermöglichen.“
Der BVMI wird die Kritikpunkte der Branche am „Diskussionsentwurf“ im Rahmen des Reeperbahn Festivals mit dem zuständigen Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV), dem Deutschen Musikverleger-Verband (DMV) und dem Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) diskutieren, moderiert von Corinna Budras (FAZ). Das Panel „European Agenda meets German Reality“ wird für akkreditierte Konferenzteilnehmerinnen am morgigen Donnerstag um 14:40 Uhr im Konferenzprogramm zu sehen sein.
Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) vertritt die Interessen von rund 200 Tonträgerherstellern und Musikunternehmen, die mehr als 80 Prozent des deutschen Musikmarkts repräsentieren. Der Verband setzt sich für die Anliegen der Musikindustrie in der deutschen und europäischen Politik ein und dient der Öffentlichkeit als zentraler Ansprechpartner zur Musikbranche. Neben der Ermittlung und Veröffentlichung von Marktstatistiken gehören branchennahe Dienstleistungen zum Portfolio des BVMI. Er verleiht er die GOLD-, PLATIN- und DIAMOND-Awards an die erfolgreichsten Künstler in Deutschland, darüber hinaus werden seit 1977 die Offiziellen Deutschen Charts in seinem Auftrag erhoben. Zur Orientierung der Verbraucher bei der Nutzung von Musik im Internet wurde 2013 die Initiative PLAYFAIR ins Leben gerufen. Weitere Informationen: www.musikindustrie.de
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