Gesundheit & Medizin

Der missglückte Warntag ist eine deutliche Warnung

Der Warntag in der vergangenen Woche hielt – anders als sicher gedacht – eine deutliche Warnung bereit: Politik und Gesellschaft müssen sich insgesamt sehr viel besser auf Katastrophen jeder Art einstellen. Nur dann können wir uns sicher fühlen, weil wir bestmöglich vorbereitet sind. Das betrifft daher nicht nur die Warnung selbst. „Wir haben in den vergangenen Monaten gelernt, wie schwer Versäumnisse der vergangenen Jahre wiegen können“, sagt VKD-Präsident Dr. Josef Düllings mit Verweis auf den eklatanten Mangel an Schutzmaterial und die Defizite bei der Versorgung mit bestimmten Medikamenten, vor allem in den ersten Wochen der Pandemie.

Krankenhäuser haben natürlich Notfallpläne, die auch immer wieder angepasst werden, u.a. weil es inzwischen durch die Digitalisierung weitere erhebliche Gefahren gibt. „Die Pandemie hat uns aber gezeigt, dass deutlich größere Vorsorge getroffen werden muss, was Schutzausrüstungen und andere Ressourcen betrifft. Es müssen sozusagen redundante Strukturen im Gesundheitswesen geschaffen werden. Dafür müssen wir u.a. auch wissen, wie hoch der Bedarf an Schutzmaterialien in den involvierten Berufsgruppen sein würde. Die Geiz-ist-geil-Mentalität muss als gescheitert betrachtet werden. Dafür steht symbolisch der Mangel an Masken zu Beginn der Pandemie. Wenn wir eine leistungsfähige Wirtschaft und den Wohlstand der Gesellschaft erhalten wollen, müssen wir nachhaltig in Sicherheitsstrukturen investieren. Und dazu zählen vor allem die Krankenhäuser“, so Dr. Düllings.

„Wenn wir uns vorstellen, dass bei einem anderen größeren Schadensereignis viele Menschen unterschiedlich schwer verletzt werden oder unterschiedlich schwer erkranken, brauchen wir für deren schnelle Versorgung auch Kliniken unterschiedlicher Versorgungsstufen – Hochleistungskrankenhäuser für Schwerstverletzte und Schwersterkrankte ebenso, wie Häuser der Grund- und Regelversorgung, die leichter betroffene Patienten aufnehmen können. Letztere entlasten damit die spezialisierten Kliniken – wie das übrigens vielfach auch in der Hochphase der Corona-Pandemie der Fall war“, erläutert Dr. Düllings.

Das gesamte System des Katastrophenschutzes muss vernetzt, technisch gut ausgestattet und immer wieder regelmäßig geübt werden. Hunderte Helfer – Rettungsdienste, Feuerwehren, Technisches Hilfswerk, Polizei, Katastrophenschutzhelfer und eben auch die Krankenhäuser – müssen reibungslos interagieren. Ärzte und Pflegende benötigen außerdem regelmäßige Fortbildungen dafür. Katastrophenschutz sollte auch eine Rolle im Studium und in der Pflegeausbildung spielen. Es geht hier um eingeübte interprofessionelle Teamarbeit, um technisches Knowhow und die Kenntnis der notwendig ablaufenden, ineinandergreifenden Prozesse. Das alles ist nicht banal und nicht ohne zusätzlichen Aufwand zu haben.

Und damit sind wir dann allerdings auch einmal mehr bei den finanziellen Ressourcen, die dafür notwendig sind. Krankenhäuser werden angesichts all dessen, was für Katastrophenfälle und deren Vorbeugung notwendig ist, leider nicht ausreichend finanziert. Vorhaltekosten für Material, Ressourcen für Aus- und Weiterbildung sind hoch. Eine Krankenhaus-Notfallübung kostet zum Beispiel bis zu 100.000 Euro. Um solche Übungen routinemäßig durchführen zu können, muss es ein staatliches Budget geben. Das fordert übrigens auch die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU).

Dr. Düllings: „Der missglückte Warntag hat uns nochmals vor Augen geführt, dass wir für Katastrophen besser gerüstet sein müssen. Hier gilt die Aufforderung an die politischen Entscheidungsträger dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen richtig gesetzt werden – auf Bundesebene und genauso gut Landesebene.“

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