Der verschwundene Tresor
Nur ein dunkler Schatten auf dem Teppich des Chefbüros erinnert möglicherweise noch an ihn. Wenn wir uns heute genau in vielen Büros umschauen, dann fällt es uns vielleicht auf: Es gibt ihn nicht mehr – den Stahlschrank oder Tresor. Mehr als hundert Jahre lang war es eine Selbstverständlichkeit, dass wichtige und vertrauliche Dokumente in diesen schweren, klobigen, aber Sicherheit und Verlässlichkeit ausstrahlenden Ungetümen aufbewahrt wurden. Bargeld, Schecks, Verträge, Personalunterlagen, Kassenbücher, Patente, Rezepturen, Baupläne u. v. m. – alle Schätze eines Unternehmens wurden dort verwahrt. Meist gab es zwei Schlüssel, wovon in der Regel einen die Chef-Etage und einen die Direktion persönlich verwahrte. Neben dem Autoschlüssel wurde der Schlüssel zum Tresor oft bei sich getragen und jederzeit vor Verlust bewahrt. Wurde der Tresor geöffnet, dann nie für eine lange Zeit. Nur wenige Minuten stand die Tür offen, um Dokumente zu entnehmen oder zurückzulegen.
Der Tresor
Er bot Schutz vor Diebstahl, Brand und unberechtigten Blicken. Er sicherte den Kern des Geschäftes, der den Erfolg bestimmt oder die Position am Markt überhaupt möglich macht und sorgte für absolute Vertraulichkeit, da die berechtigten Benutzer klar definiert waren.
Doch wo ist er geblieben und warum hat er sich entbehrlich gemacht? Die digitale Welt hat Einzug gehalten und viele greifbare Dinge in virtuelle Daten verwandelt. Bargeldloser Zahlungsverkehr ist längst Usus, Aktien liegen in Online-Depots, Schriftverkehr wird via E-Mail erledigt, Akten und Zeichnungen sind als Datei abgelegt. Die Schätze des Unternehmens, seine Kernkompetenz und alles Wissen sind gespeichert auf Festplatten, USB-Sticks, in Netzlaufwerken und seit geraumer Zeit auch in der Cloud. Von vielen Daten existieren Kopien, unterschiedliche Bearbeitungsstände, Abbilder an verschiedenen Speicherorten. 99 % aller digitalen Daten sind heute unverschlüsselt abgelegt, lediglich geschützt durch einen mehr oder weniger schnell überwindbaren Passwortschutz an den einzelnen Arbeitsplätzen. All das in einer vernetzten Welt verbunden via Internet in einem riesigen Netzwerk mit Milliarden von Teilnehmern.
Die digitale Welt
Sie eröffnet uns neue Möglichkeiten und Welten. Sie gibt uns eine globale Chance und lässt ein Agieren rund um den Erdball zu. Aber wie steht es um die Sicherheit und Vertraulichkeit unserer Daten? Längst sind diese nicht mehr so sicher wie im alten Tresor und leider sind wir auch nicht mehr allein im Besitz des Schlüssels dazu.
Was hat sich seitdem geändert? Was ist in den letzten Jahren geschehen? Es ist anzunehmen, dass die Bedrohungslage für unsere vertraulichen Daten größer geworden ist und der Schutz kaum oder nur punktuell verbessert wurde. Die im Zuge der Corona-Krise in hoher Geschwindigkeit geschaffenen digitalen Arbeitsmethoden, Home-Office-Arbeitsplätze, Online-Vorlesungen und vieles mehr bieten zwar die nötige Flexibilität im Arbeitsleben, aber kaum eine der Anwendungen und neuen Abläufe ist ausreichend professionell vor Datenklau und Missbrauch geschützt.
Unser Appell
Dabei könnte es so einfach sein, denn starke Authentifizierungsverfahren und Software für zuverlässige Netzlaufwerkverschlüsselung lassen sich binnen kürzester Zeit einrichten und sorgen dafür, dass Daten entweder gar nicht erst abgefangen werden können oder wenn doch, für den Hacker nicht lesbar sind. Daher unser Apell: Prüfen Sie Ihre Sicherheitsmechanismen – vor allem bei den digitalen Arbeitsmethoden, die erst kürzlich ggf. aus Notsituationen heraus entstanden sind. Damit Sie jetzt und auch in Zukunft digitale Freiheit ohne Risiko genießen können. Es ist ein kleiner Schritt, wenig Aufwand und eine überschaubare Investition. Sie müssen es nur tun: als Unternehmer, als Schuldirektor/in, als Chefartz/ärztin, als Verantwortliche/r. Weil es dafür – mehr als bisher – an der Zeit ist.
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