Eine Klasse mit veränderter Zukunft: 420er
Strategisch und taktisch, aber auch technisch habe der 420er mehr zu bieten als beispielsweise der 29er. „Man lernt mehr“, erklärt Fellmann und nennt als Beispiel den Vorschoter. „Wenn du als Vorschoter Spinnaker fahren kannst, kannst du auch alle Möglichkeiten des Gennakers fahren.“ Insbesondere für schwerere Segler, die früh aus dem Optimisten herauswachsen, sei es als Folgeboot ideal. „Nach einer Übergangsphase im 420er können die Segler erfolgreich auch bei den Skiffs einsteigen.“
Dabei sei es zunächst nicht wichtig, ob die Jugendlichen gleich in Mixed-Teams segeln wollen oder lieber Mädchen mit Mädchen oder Junge mit Junge. „Man muss offen bleiben und sollte sie nicht zwanghaft als mixed an den Start gehen lassen.“ Dabei behält er die Entwicklung im 470er – wie das Mixed-Segeln ankommt – im Blick. Da es olympisch ist, werde man sich damit auseinandersetzen und sich mit Teamformierungen auch beschäftigen müssen. Mixed habe auch Vorteile, beispielsweise bei kleinen und leichten Mädchen, die nun die Chance auf ein schwergewichtigeres Team zusammen mit einem Jungen haben.
Ob als Zwischenschritt oder mit der Erkenntnis, dass das Segeln in dieser Bootsklasse so viel Spaß macht, dass die Segler es bis zum Ende ausreizen und dann erst beispielsweise auf den 470er umsteigen, wichtig sei vor allem, dass die Kinder und Jugendlichen den Spaß am Segeln behalten, so Fellmann. „Die Zukunft des 420er ist weiter da. Es ist ein förderungswürdiges Boot, das für Jugendliche gut passt und auf dem sie zügig weiterkommen“, fasst der Klassenpräsident zusammen.
Eine solide Grundausbildung und darauf den nächsten Schritt aufbauen, dafür plädiert Fellmann. Welche Bootsklasse dafür genutzt wird, entscheiden die Landesverbände. Daher gebe es regionale Unterschiede. Während beispielsweise Brandenburg auf den 29er setzt, hält Berlin am 420er fest und generiert weiter Nachwuchs. Ein weiteres Beispiel aus Bayern zeige, dass es auch von Klub zu Klub unterschiedlich sein kann. Der Deutsche Touring Yacht-Club fördere stärker die Ausbildung im 29er, der Münchner Yacht-Club die der 420er.
Zur Kieler Woche treten 95 nationale und internationale 420er-Crews aus fünf Nationen an. Die erfahrenen Teams, die das Revier gut kennen und viel Wasserarbeit bisher hatten, sieht Fellmann im Vorteil. Denn durch die Corona-Beschränkungen waren einige Teams nach der achtwöchigen Landpause nicht so viel aufs Wasser gekommen, wie beispielsweise die Konkurrenz aus Spanien, Portugal oder küstennahen Seglern.
Mit Blick auf die Meldeliste, traut Fellmann während des ersten Teils der Kieler Woche, in der die 420er vom 5. bis 8. September starten, auch deutschen Crews Plätzen auf dem Treppchen zu. Lilli Zellmer/Vincent Bahr, Hannah Lanzinger/Franziska Steinlein, Amelie und Katharina Schmid, Florian Kraus/Jannis Sümmchen, Julian Sensch/Philipp Hall, Florian Büscher/Jacob Lanzinger nennt er als seine Mitfavoriten. (Friederike Hiller)
Terminplan am Samstag, 5. September
Neben den Bigboats, die von 9 bis 10.50 auf der Innenförde starten, gehen heute auch zehn internationale Klassen an den Start.
Bei den Bigboats starten zuerst die ORC-Yachten, die am Welcome Race teilnehmen, es folgt der Start der Multihulls, der Start zur Aalregatta für die Yardstickyachten, den Abschluss bildet die Mittelstrecke der Internationalen Deutschen Meisterschaft der ORCi-Seesegler, die erst am späten Abend in Kiel zurück erwartet werden.
Von den zehn internationalen Klassen segeln am Samstag ab 13 Uhr die Laser Radial (Open) und Laser 4.7 auf der TV-Bahn, zu verfolgen auf www.kielerwoche.tv
Bereits um 11 Uhr laufen die Musto Skiffs, Contender und 505er (alle Bahn Echo/Start 13 Uhr) aus, um 12.30 folgen die J/24, J/70 und J/80 (Bahn Charly/Start 14 Uhr) bevor um 13 Uhr die Europe und die 420er (Bahn India/Start14 Uhr) auslaufen.
Die Auslaufzeiten werden wegen der Corona-Pandemie gestaffelt, um den Kontakt der verschiedenen Klassen miteinander zu verhindern.
Um 16 Uhr wird die Kieler Woche in Schilksee am olympischen Feuer offiziell eröffnet.
Segeln plus X mit Hygiene und Abstand
Neben Segelsport auf höchstem Niveau kennzeichnete bislang auch traditionell eine bunte Eventfläche in Schilksee die Kieler Woche. Anders in diesem Jahr. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ausschließlich der Segelsport. Schilksee wird zu einer geschlossenen Gesellschaft ohne Eventareal. Das Hafengelände wird für die Öffentlichkeit abgesperrt. Die Aktiven sind mit Trainern und Organisatoren unter sich. Auf Veranstaltungszelte, die Sponsorenmeile und Verkaufsstände wird verzichtet. Das Regattahaus, der boot-Düsseldorf-Club als Check-In-Zelt, die Vaasahalle und das Areal rund um den Kieler Yacht-Club in Düsternbrook sind die Anlaufstellen an Land, ggf. wird die Bootshalle des KYC in Strande integriert. Die Aktiven, Organisatoren und Trainer erhalten Einlass-Tickets, die nur für bestimmte Areale gelten.
„Es sind enorme Herausforderungen, denen wir uns stellen, um den Seglerinnen und Seglern auch in diesem Jahr die Möglichkeit zu geben, Regatta zu segeln. Dabei steht die Gesundheit aller Beteiligten ganz klar im Vordergrund. Hygienevorschriften und Mindestabstandsregeln müssten eingehalten werden“, so der Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten, Dirk Ramhorst. Zudem werden die Einreise-Vorschriften Einfluss auf die endgültigen Starterlisten nehmen.
Da das analoge Kieler-Woche-Erlebnis in Schilksee im Jahr der Pandemie also nicht stattfindet und Zuschauer vor Ort damit ausgeschlossen sind, legen die Veranstalter ein noch größeres Gewicht auf die digitale Öffentlichkeitsarbeit. Die Präsenz in den sozialen Netzwerken wird ausgebaut, und die Regatten werden den Segelfans in aller Welt umfangreich über Kieler-Woche-TV virtuell zugänglich gemacht. Für den TV-Bereich zeichnet die Landeshauptstadt Kiel verantwortlich und trägt die entsprechenden Kosten.
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