Eine zweite Chance für Naquibula
Kleines Bein, große Expertise
Gemeinsam mit Dr. Alexandros Anastasiadis, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Wiederherstellungschirurgie, beriet er, ob das Bein des Jungen, das eigentlich amputationswürdig war, gerettet werden könnte. Sie beschlossen, alles dafür zu tun und trommelten ein interdisziplinäres Team aus Experten des Helios Klinikums Duisburg zusammen. Dr. Anastasiadis entfernte zunächst das infizierte und abgestorbene Knochenstück. Stattdessen setzte er einen Platzhalter (Spacer) ein und stabilisierte das Bein mit einem Fixateur. Durch die Expertise von Dr. Nathalie Pausner, Chefärztin der Abteilung für Infektiologie, Infektionsprävention und Krankenhaushygiene, bekam das Team die Infektion in den Griff. Da die Belastungsstabilität für den Unterschenkel hauptsächlich durch das Schienbein getragen wird, wurde ein Stück Knochen vom Wadenbein durch Dr. Jörn Redeker, Chefarzt der Plastischen und Handchirurgie, entnommen. Dieses wurde kunstvoll in den knöchernen Defekt des Schienbeins eingesetzt. Dr. Anastasiadis stabilisierte das „Kunstwerk“ mit Drähten und sicherte es mit einem speziellen Ringfixateur. Nach Einheilung des knöchernen Ersatzes erfolgte die Entfernung des Ringfixateurs, welcher durch eine lange Platte ersetzt wurde. Diese wurde nach der kompletten Abheilung des Knochens, ein knappes Jahr später, entfernt.
Fantastisch eingeheilt
„Insgesamt musste Naquibula sechs Operationen über sich ergehen lassen“, erklärt Dr. Anastasiadis. „Es ist wirklich beeindruckend, wie gut er mitgemacht und wie tapfer er das Ganze weggesteckt hat – und mit welch ansteckender Fröhlichkeit er trotzdem unterwegs ist. Aber das Ergebnis entspricht auch unseren Vorstellungen: Der Knochen ist fantastisch eingeheilt und Naquibula kann super laufen. Wir gehen davon aus, dass das Bein ganz normal weiterwächst. Eine kleine Differenz von ca. einem Zentimeter wird wahrscheinlich bleiben, aber das ist ein Bereich, der sich mit Schuheinlagen problemlos korrigieren lässt.“ Auch Claudia Peppmüller, Mitarbeiterin des Friedensdorfes, zeigt sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „In Afghanistan wäre die Infektion wahrscheinlich unbehandelt geblieben und hätte irgendwann zu einer Blutvergiftung und eventuell zum Tod geführt. Dass das Bein gerettet werden kann, hätte ich nicht gedacht. So hat das Team Naquibula eine zweite Chance auf ein normales Leben gegeben. Vielleicht kann er nun sogar zur Schule gehen.“
Kooperation ist Gold wert
Kooperationen wie zum Helios Klinikum Duisburg sind für die Organisation Gold wert: „Bei unseren Einsätzen vor Ort kommen jedes Mal rund 300 bis 400 Familien mit ihren verletzten und kranken Kindern zu uns, die in den von Kriegen und Krisen heimgesuchten Heimatländern nicht behandelt werden können. Dafür nehmen sie zum Teil mehrtägige Reisen auf sich. Wie viele Kinder wir dann tatsächlich ins Friedensdorf nach Dinslaken mitnehmen können, hängt davon ab, wie viele Kliniken sich bereit erklären, ein Kind zu behandeln.“ Aktuell befinden sich neben Naquibula noch drei weitere Friedensdorf-Kinder am Helios Klinikum Duisburg in Behandlung. „Die Therapien sind meistens hoch komplex und langwierig“, so Dr. Janssen, der als Kinderchirurg die Friedensdorfkinder betreut und je nach Diagnose auch die Kollegen anderer Fachbereiche koordiniert. In einer solch langen Zeit entsteht häufig ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den Kindern und ihren Ärzten. Und so nimmt Naquibula Ende September nicht nur einen Koffer voller Geschenke für seine Familie mit nach Hause, sondern auch die Erinnerung an eine gute Zeit in einem fernen Land.
Weitere Informationen zur Arbeit von Friedensdorf International finden Sie auf www.friedensdorf.de
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