Ethenea: Liegt das Konjunkturtief bereits hinter uns?
Ganz im Gegenteil bestehe mit dem Rückenwind der ultralockeren Geldpolitik und der Aussicht auf noch weitere Fiskalpakete sogar die Möglichkeit, dass das globale Konjunkturtief bereits im zweiten Quartal durchschritten worden sei. „Während wir das Szenario, dass wir das Tief bereits hinter uns gelassen haben, lediglich für eine Möglichkeit halten, erweckt die Preisentwicklung an den globalen Kapitalmärkten den Anschein, als würde diese Entwicklung mit Sicherheit eintreten“, sagt Blümke. Zwar sei bei den Unternehmen eine klare Differenzierung zwischen Krisengewinnern und -verlierern erkennbar, jedoch sei der Rückenwind der Wachstumswerte so stark, dass selbst breite Indizes wie der S&P500 trotz abnehmender Marktbreite neue Allzeithöchststände markieren konnten.
Das Fundament ist gelegt
„Der kürzliche Beschluss der US-amerikanischen Notenbank, ihr fixes Inflationsziel in ein durchschnittliches zu ändern, bedeutet, dass die Notenbank ein Überschießen der Inflation explizit erlaubt. Damit besteht eine längere Phase der lockeren Geldpolitik indirekt bevor“, erklärt Blümke. „Vor diesem Hintergrund – und das lehrt uns unsere Erfahrung – kann dieser Bullenmarkt noch länger andauern. Ob aus dieser zyklischen Aufwärtsbewegung ein übergeordneter Trend wird, lässt sich heute noch nicht sagen. Aber zumindest das monetäre und fiskalpolitische Fundament ist gelegt.“
Hinsichtlich der Portfolio-Positionierung sieht der Experte daher eine Erhöhung der Aktienquote als richtige Maßnahme, ohne diese jedoch, in der aktuell volatilen Marktphase, zu hoch zu setzen. „Bei den Währungen sehen wir nach wie vor den Schweizer Franken positiv. Selbst die jüngste Stärke des Euro hat sich hier kaum auf den Wechselkurs ausgewirkt“, resümiert Blümke. „Und apropos Euro-Stärke – wir gehen davon aus, dass sich die doch sehr starke Bewegung gegenüber dem US-Dollar als Strohfeuer herausstellen wird.“ Spätestens wenn die Unsicherheit der US-Wahl vorbei sei, wäre mit einer Rückkehr zum alten Trend der Euro-Schwäche zu rechnen. Insgesamt sei die US-Wahl der nächste Meilenstein. „Für die nächsten Wochen gilt es zudem zu beobachten, wie sich der Konflikt zwischen den USA und China weiterentwickelt“, sagt Blümke. „Aus unserer Sicht sind jedoch alle Maßnahmen der nächsten zwei Monate ganz klar im Hinblick auf die anstehende US-amerikanische Präsidentschaftswahl zu betrachten.“
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