Friedhöfe: UNESCO-Kulturerbe und wichtige Naturoasen
So brüten auf Berliner Friedhöfen mehr als 60 Vogelarten, darunter Mittelspecht, Grauschnäpper, Habicht und Waldohreule. Für Tiere sind Friedhöfe nicht nur wegen ihres alten Baumbestands besonders attraktiv, sondern auch, weil sie dort relativ wenig gestört werden. Auch Fledermäuse, Igel und andere Säugetiere sowie eine Reihe seltener Pflanzenarten sind auf den Friedhöfen der Hauptstadt zu finden.
Im Frühjahr hat die deutsche UNESCO-Kommission die „Friedhofskultur in Deutschland“ zum „Immateriellen Kulturerbe“ erklärt. Leider geraten die Orte der Ruhe und Besinnung aber zunehmend unter Druck. Wegen der zurückgehenden Zahl der Bestattungen und des geringeren Platzbedarfs sollen in Zukunft noch mehr Friedhofsflächen in Berlin entwidmet werden. Einigen droht Bebauung, andere werden durch Umgestaltungsmaßnahmen ökologisch abgewertet. „Die Bebauung oder Umnutzung von Friedhöfen, wie in den letzten Jahren an verschiedenen Stellen geschehen, ist ein weiterer massiver Eingriff in die Naturausstattung der Stadt. Weitere Erholungsräume und klimatisch wirksame Flächen gehen verloren. Das ist ein weiterer Schritt, die Klima-Resilienz der Stadt zu reduzieren“ kritisiert Sandkühler.
Auf mehreren Berliner Friedhöfen, etwa den Kreuzberger Bergmannfriedhöfen und dem Friedhof St. Paul im Wedding setzen sich NABU-Gruppen für die Erhaltung und weitere Aufwertung der Stadtnatur ein. Sie legen etwa Wildblumenwiesen an, bauen Trockenmauern aus recycelten Grabplatten und kartieren Brutvögel.
„Berlin muss seine artenreichen Friedhöfe dauerhaft schützen und als beruhigten Erholungsraum erhalten“, fordert Jutta Sandkühler. „Friedhöfe dürfen keine Baulandreserve sein! Wir fordern daher alle Friedhofsverbände und zuständigen Verwaltungen für die landeseigenen Friedhöfe in Berlin auf, alle Friedhöfe der Stadt als Immaterielles Kulturerbe durch eine Hinweistafel auszuzeichnen und von jeglicher Bebauung und Intensivnutzung abzusehen.“
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