Finanzen / Bilanzen

Logistikindikator – Erholung

Das Geschäftsklima der deutschen Logistikwirtschaft erholt sich seit dem Corona-Tief im April kontinuierlich. Der Indikator lag im August bei 94,8 Punkten und somit etwas höher als noch im Vormonat (92,7) – es war nun bereits die vierte Verbesserung des Geschäftsklimas in Folge. Dies geht aus den monatlichen Erhebungen zum LogistikIndikator hervor, die das ifo Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) im Rahmen seiner Konjunkturumfragen durchführt. Der Optimismus kehrt in die Logistikwirtschaft zurück – die positiven Geschäftserwartungen überwogen im zweiten Quartal wieder. Die Geschäftslage bewerteten die befragten Firmen zwar nach wie vor mehrheitlich negativ, allerdings ist auch hier eine stetige Verbesserung zu beobachten.
Logistikdienstleister berichteten von nachgebender Nachfrage und zeigten sich mit ihren Auftragsbeständen größtenteils unzufrieden. Die Geschäftslage wurde jedoch von einem geringeren Anteil der Unternehmen als ungünstig eingestuft. Allerdings blickten sie auch mit Zuversicht auf die Entwicklungen in den kommenden Monaten. Der Geschäftsklimaindikator verbesserte sich im negativen Bereich.

Auch im Bereich der Logistikanwender aus Handel und Industrie überwogen die zuversichtlichen Zukunftsperspektiven. Die Geschäftslage wurde zwar auch im August negativ beurteilt, allerdings verbesserte sie sich im Laufe der vergangenen drei Monate zusehends. Das Geschäftsklima verbesserte sich erneut – blieb aber auch im August noch im negativen Bereich. Der Indikatorwert erreichte mit 99,3 Punkten allerdings auch nahezu wieder das Niveau von vor der Krise (Februar: 101,2 Punkte).

Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung haben die deutsche Wirtschaft in die mit Abstand tiefste Rezession ihrer Nachkriegsgeschichte gestürzt. Das Bruttoinlandsprodukt ist nach einem Rückgang im ersten Vierteljahr 2020 in Höhe von 2,0% im zweiten Vierteljahr noch einmal um 9,7% geschrumpft. In Folge der deutlich sinkenden Neuinfektionszahlen wurden die Shutdown-Maßnahmen mittlerweile gelockert oder für manche Wirtschaftsbereiche ganz aufgehoben. Damit gilt als sicher, dass die konjunkturelle Talfahrt gestoppt wurde und die Erholung der wirtschaftlichen Aktivität einsetzte. Hohe Unsicherheit besteht indes über das Tempo und die Dauer der Erholung. Neben dem weiteren Infektionsverlauf und den damit einhergehenden staatlichen Eindämmungsmaßnahmen rührt diese Unsicherheit von der Geschwindigkeit, mit der die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen wieder zulegt.

Dabei spielen unter anderem dauerhafte Verhaltensänderungen von Verbrauchern und Unternehmern eine Rolle. Viele Anbieter der davon betroffenen Dienstleistungen dürften daher mit strukturellen Anpassungen konfrontiert sein, die einen spürbaren Anstieg von Unternehmensinsolvenzen wahrscheinlich werden lassen. Insgesamt aber hat sich die Stimmung unter den deutschen Unternehmen seit ihrem Tiefpunkt im April deutlich verbessert. In vielen Wirtschaftsbereichen liegt das Geschäftsklima bereits wieder nahe am Vorkrisenniveau. Auch das exportorientierte Verarbeitende Gewerbe dürfte allmählich von der sich bessernden konjunkturellen Lage in den wichtigsten Abnehmerländern profitieren. Darauf deutet unter anderem die kräftige Erholung bei den ifo Exporterwartungen hin. Nicht zuletzt bedingt durch die niedrige Produktion an Waren und Dienstleistungen während des Shutdowns dürften damit insgesamt die Zuwachsraten beim Bruttoinlandsprodukt im dritten und vierten Quartal kräftig ausfallen. Dennoch wird die Wirtschaftsleistung im Durchschnitt dieses Jahres voraussichtlich um etwa 5% niedriger sein als im Jahr 2019.

Auch am Arbeitsmarkt hat die Corona-Krise tiefe Spuren hinterlassen. Die Zahl der Arbeitslosen ist bis Juni saisonbereinigt auf 2,94 Mio. Personen und damit auf den höchsten Wert seit der Eurokrise gestiegen. Seither geht die Arbeitslosigkeit nur langsam zurück. Das ifo Beschäftigungsbarometer deutet allerdings darauf hin, dass sich der Rückgang in den kommenden Monaten etwas beschleunigen dürfte. Vor allem bei den Dienstleistern und im Baugewerbe wird im August erstmals wieder mehrheitlich mit Neueinstellungen gerechnet. Auch die Anzahl der Kurzarbeiter, die offiziellen Angaben zufolge im April bei knapp 6 Mio. Beschäftigten lag, sinkt nur langsam. Nach den jüngsten Ergebnissen ifo Konjunkturumfragen nahmen im August noch 37% der befragt Unternehmen Kurzarbeit in Anspruch; im April lag dieser Wert bei 50%.

Über den Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V.

Der Logistik-Indikator wird vom ifo Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. berechnet. Er geht aus den monatlichen Konjunkturumfragen für den Zeitraum ab 2005 hervor. Zur Ermittlung des Indikators werden mehr als 4.000 Antworten von Anbietern von Logistikleistungen (60% Güterverkehr (ohne Luftfracht); 40% Speditionen und Logistik) bzw. von Unternehmen aus den Bereichen des Verarbeitenden Gewerbes (66%) und des Handels (Großhandel: 17%; Einzelhandel: 17%) als Anwender von Logistikleistungen herangezogen. Der Gesamtindikator wird zu gleichen Teilen aus den Ergebnissen der Anbieter und der Anwender berechnet. Das Fragendesign zielt auf die konjunkturelle Beurteilung der aktuellen Geschäftssituation, den Entwicklungen in den letzten Monaten und den Erwartungen in den kommenden Monaten ab. In der Regel stehen den Befragungsteilnehmern je Frage drei Antwortalternativen zur Wahl, die sich jeweils als positiv-expansiv, durchschnittlich-neutral und negativ-kontraktiv kennzeichnen lassen. Aus den Prozentanteilen positiv-expansiver und negativ-kontraktiver Antworten wird ein Saldo gebildet. Entsprechend kann der Saldo Werte zwischen -100 (alle Unternehmen haben eine negativ-kontraktive Antwort gegeben) und +100 (alle Unternehmen haben eine positiv-expansive Antwort gegeben) annehmen. Bei einem Saldenwert von 0 halten sich negative und positive Antworten die Waage. Sämtliche Fragen beziehen sich auf eine jahreszeitlich übliche Einschätzung. Zusätzlich werden alle berichteten Zahlen mit einem statistischen Standardverfahren zur Saisonbereinigung (X13-ARIMA-SEATS) von dem verbleibenden saisonalen Muster bereinigt. Zur Berechnung der Indexwerte des Geschäftsklimas und der beiden Komponenten Geschäftslage und Erwartungen werden die Salden jeweils um 200 erhöht und auf den Durchschnitt eines Basisjahres (derzeit 2005) normiert.

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