NABU: Zugvögel zieht es jetzt in den Süden
Doch die jahrhundertelange Gemeinschaft zwischen Schwalbe und Mensch ist mancherorts derzeit in Auflösung begriffen. Mehl- und Rauchschwalben werden in der aktuellen Roten Liste als gefährdet eingestuft. Grund dafür ist nicht nur die Zerstörung und Entfernung von Schwalbennestern, weil diesen in einer auf Sauberkeit und Sterilität tendierenden Gesellschaft keine Daseinsberechtigung mehr eingeräumt wird, sondern auch der weitere dramatische Strukturwandel und in Folge der Mangel an „schwalbendurchlässigen“ Gebäuden wie Ställen oder Hallen.
Aus diesem Grund hat der NABU in Niedersachsen vor Jahren die Aktion „Schwalben willkommen“ ins Leben gerufen. „In diesem Jahr wurden bisher gut 320 Schwalbenfreunde ausgezeichnet,“ berichtet Foth. An mittlerweile etwa 4.830 Standorten zeigen die Plaketten, dass die sprichwörtlichen Glücksboten dort willkommen sind und aus ihren über 4.000 Kilometer entfernten Überwinterungsgebieten südlich der Sahara jedes Frühjahr wieder dorthin zurückkehren können.
Zugvögel sind zahlreichen Gefahren ausgesetzt
Mehr als 100 Millionen Zugvögel verlassen im Herbst ihre Brutgebiete in Deutschland, um eine Reise in wärmere Gefilde anzutreten, u.a. Weißstorch und Schwarzstorch, Kranich, Kuckuck, Mauersegler, Kiebitz, Feldlerche und Hausrotschwanz. „Eine noch weitaus größere Zahl wird unser Land überqueren, hier an geeigneten Rastplätzen wie dem Wattenmeer ‚auftanken‘ und weiterziehen oder aber auch den Winter über bei uns Station machen“, sagt Philip Foth. Er schwärmt: „Es ist ein wunderbares Spektakel, wenn große Trupps von Strandläufern und Austernfischern durch die Luft schwirren.“
Doch diese Reise ist nicht ohne Gefahren. Da die Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiete oft Tausende Kilometer auseinander liegen, überfliegen die Tiere auf ihrem Weg meist mehrere Ländergrenzen. Neben natürlichen Hindernissen wie Wüsten und Meere treffen sie dabei auch auf menschengemachte Gefahren. Die Reise vieler Großvögel endet daher oft schon an Stromleitungen und schlecht isolierten Strommasten. Auch der Zustand der Rast- und Überwinterungsgebiete ist für die Zugvögel lebenswichtig. „Wenn wichtige Rastgebiete zerstört werden oder sich Überwinterungsgebiete wegen einer Dürre oder starker menschlicher Besiedlung verschlechtern, können die Bestände der Arten abnehmen, selbst wenn die Lebensräume im Brutgebiet noch intakt sind“, erläutert Foth.
Im Zuge der Klimaveränderungen könnten auch gegenläufige Klimatrends in Europa und Afrika das ausbalancierte Wanderungssystem der Zugvögel durcheinanderbringen, so dass sie zu spät im Brutgebiet eintreffen und nicht mehr genügend Nahrung vorfinden. In zahlreichen Ländern zählen Zugvögel nach den nationalen Gesetzen zu den jagdbaren Arten. Auch Deutschland erlaubt zum Beispiel die Jagd auf nordische Gänse – auch im UNESCO-Welterbe und Nationalpark Wattenmeer. Seit längerem kritisiert der NABU die dortige Jagd gerade zur Zugzeit als eine große und schwerwiegende Störung der rastenden Vögel.
Birdwatch am 3. und 4. Oktober 2020
Gehen Sie mit Vogelexperten hinaus und beobachten Sie Kraniche, Stare, Kiebitze und Co.! Die NABU-Gruppen kennen die besten Beobachtungspunkte, geben Auskunft über die Zugvögel und bieten zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen zum Thema Vogelzug an. Weitere Informationen unter www.NABU.de/birdwatch
Hintergrund „Schwalbenplakette“
Wer den Schwalben in Niedersachsen ebenfalls Unterschlupf gewährt und Interesse an der Auszeichnung hat, der kann sich beim NABU melden. Per E-Mail oder Post kann man sich mit einem ausgefüllten Antrag für die beliebte Plakette bewerben. Diesen kann man entweder im Internet unter www.NABU-niedersachsen.de/schwalben herunterladen oder einfach beim NABU Niedersachen per Mail unter info@NABU-niedersachsen.de oder per Brief an Alleestraße 36, 30167 Hannover, anfordern. Auch ein Leitfaden zum Schwalbenschutz ‚Schwalben willkommen‘ ist für fünf Briefmarken zu 80 Cent beim NABU Niedersachsen erhältlich.
NABU Landesverband Niedersachsen
Alleestraße 36
30167 Hannover
Telefon: +49 (511) 91105-0
Telefax: +49 (511) 91105-40
http://niedersachsen.nabu.de
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