Ohne ETCS werden die Klimaschutzziele nicht erreicht
Die Eisenbahnen in Deutschland und Europa sehen sich einem steigenden Wettbewerbsdruck durch andere Verkehrsträger und hoher Erwartungen der Klimaschutzpolitik ausgesetzt. Die Branche stellt sich den Herausforderungen, entwickelt ihre kommerziellen und betrieblichen Leistungsprofile weiter, mit dem Ziel, Marktanteile in allen Teilmärkten spürbar zu erhöhen. Auch die EU hat mit dem einheitlichen Eisenbahnraum ehrgeizige Ziele formuliert: „Die Einführung und Umsetzung von ERTMS mit dem Kernbaustein ETCS als einheitlichem interoperablem Zugsicherungssystem ist ohne Alternative. Die Brüsseler Vorgaben sehen für Deutschland eine Ausrüstungspflicht von europäischen Verkehrskorridoren mit ETCS auf einer Länge von etwa 3.250 km bis 2030 und von rund 16.000 km bis 2050 vor“, so Berends. Erklärtes politisches Ziel in Europa ist es, ein durchgängiges Eisenbahnsystem aufzubauen und damit das klimaschonende Verkehrssystem auszubauen.
VDV identifiziert Erfolgsfaktoren
Die Branche steht mit Blick auf die Gesamtinvestitionskosten vor einer enormen Herausforderung. Denn die Kosten des Modernisierungsprozesses übersteigen den Fördermittelansatz im Bundeshaushalt um ein Vielfaches. In Deutschland müssen rund 10.000 Triebwagen und Lokomotiven mit ETCS aus- bzw. umgerüstet werden. Dies führt zu zusätzlichen Kosten in Höhe von rund vier Milliarden Euro. Darüber hinaus ist mit Mehrkosten von rund 28 Milliarden Euro für die ebenfalls nötige Umrüstung an Gleisen oder Stellwerken zu rechnen. Aus Sicht des Branchen- und Fachverbands VDV ist die Modernisierung der Leit- und Sicherungstechnik mit der Umstellung der Zugsicherung auf ETCS der Schlüssel für eine höhere Wettbewerbsfähigkeit der Schiene in den unterschiedlichen Verkehrsmärkten. Dabei stellt das Vorhaben eine große Herausforderung für den Sektor dar, das gemäß VDV-Positionspapier nur unter bestimmten Bedingungen erfolgreich bewältigt werden kann. Berends: „Politik und Branche müssen sich auf eine langfristige, gemeinsame Umsetzungsstrategie verständigen. Dabei muss die Finanzierung der ETCS-Investitionen über die öffentliche Hand sichergestellt werden. Eine prinzipielle Gleichbehandlung der bundeseigenen und nichtbundeseigenen Eisenbahninfrastrukturen ist unverzichtbar.“ Außerdem müsse sichergestellt sein, dass europaweit nur ein einheitlicher Standard ohne Sonderlösungen implementiert werden dürfe. „Wichtig ist, dass während des Umstellungszeitraums und danach keine neuen technischen oder betrieblichen Grenzen im Eisenbahnnetz eingeführt werden, das gilt für das gesamte deutsche Eisenbahnnetz einschließlich regionaler Strecken, für Strecken außerhalb des Bundeseigentums sowie für Serviceeinrichtungen und deren Anbindung an das Netz.“
Regionale Förderung und Datenkapazitäten erforderlich
Für Strecken mit ausschließlich regionaler oder lokaler Bedeutung ist die Wiederaufnahme der Entwicklung und Förderung von „ETCS-Regional“ erforderlich, um vor Ort angemessene, zukunftsfähige Technik zum Einsatz bringen zu können. „Wir müssen Mobilfunk und Mobilität künftig viel stärker zusammendenken: Die flächendeckende ETCS-Ausrüstung erfordert die Bereitstellung ausreichender Datenübertragungskapazitäten. Auf EU-Ebene brauchen wir künftig neben den heute für GSM-R genutzten Frequenzbereichen zwei weitere Frequenzbereiche dauerhaft für ERTMS-Anwendungen. Auch die nichtbundeseigenen Strecken müssen mit GSM-R bzw. Nachfolgetechnologien ausgerüstet werden können“, so Berends abschließend.
Das VDV-Positionspapier „Modernisierung des deutschen Eisenbahnnetzes durch Digitalisierung und ETCS-Ausrüstung“ steht auf vdv.de/positionen bereit. Der Themenbereich Zukunft Schiene befindet sich hier: vdv.de/ZukunftSchiene.
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