Kunst & Kultur

Regisseurin Ewelina Marciniak für FAUST Theaterpreis nominiert

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„Der Boxer“ in der Regie von Ewelina Marciniak für FAUST Theaterpreis nominiert

Die Thalia-Produktion „Der Boxer“ in der Regie von Ewelina Marciniak ist für den deutschen Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie „Beste Regie Schauspiel“ nominiert. Die junge, mehrfach ausgezeichnete polnische Regisseurin adaptierte den Roman von Szczepan Twardoch, Star der polnischen Gegenwartsliteratur, erstmals für die Bühne.  Die Uraufführung war am 14. September 2019 im Thalia Gauß in Altona.

Die Nominierungen wurden heute bekannt gegeben. Die Verleihung findet am 21. November 2020 am Staatstheater Hannover statt, aufgrund der aktuellen Situation allerdings in anderer Form als in den Vorjahren und in sehr kleinem Rahmen. „Der Deutsche Theaterpreis DER FAUST macht auf die herausragenden künstlerischen Leistungen aufmerksam, die im vergangenen Jahr in ganz Deutschland geboten wurden. Diese Leistungen wurden vor der Corona-Pandemie vollbracht und dürfen nicht vergessen werden“, sagte Bühnenvereinspräsident Ulrich Khuon. Die nicht dotierte  Auszeichnung wird seit 2006 vom Deutschen Bühnenverein, den Bundesländern, der Kulturstiftung der Länder und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste vergeben.

Alle Nominierungen finden Sie auf der Website des FAUST-Preises. Fotos zur Produktion und Portraits von Ewelina Marciniak finden Sie unter dem Link zum Download. 

„Der Boxer“

Im Warschau der 30er Jahre kämpft der jüdische Boxer Jakub Shapiro mit der Kraft und Geschicklichkeit seines Körpers darum, dem Elend seiner Herkunft zu entkommen. Er arbeitet für den Paten Jan Kaplica, der über Warschau herrscht wie Al Capone über Chicago. Der Großganove kontrolliert die Bordelle, treibt Schutzgeld ein und genießt das Leben in dicken Autos und dunklen Bars. Shapiro begleitet Kaplica und erledigt für dessen Imperium die Drecksarbeit. Bald werden die mafiösen Geschäfte und das süße Leben überschattet vom Kampf gegen die polnischen Nationalisten, die in der Stadt die Macht übernehmen wollen. „Der Boxer“ zeichnet ein eindringliches Bild der Stadt Warschau – kurz bevor die deutsche Wehrmacht einmarschiert.

Ewelina Marciniak erzählt die Geschichte aus der Sicht der drei Frauen, die Shapiros Leben teilen, allen voran seine Geliebte Ryfka, eine Bordellbesitzerin. Man kann „Der Boxer“ als Warnung lesen vor dem wachsenden Nationalismus in Polen und Europa heute. Aber auch als Ballade Noire über das Böse, das jeden in dieser Geschichte infiziert: Nationalisten, Kommunisten, Boxer, Gangster, Politiker und auch jene Angehörige der Mittelklasse, die sich durch die Deportation ihrer jüdischen Nachbarn bereichern.

Wenn Gewalt so attraktiv ist, dass sie uns betört, so Marciniak, können wir sie dann bekämpfen, über sie schreiben, ein Stück über sie anschauen – und von ihrer Verführung verschont bleiben?

Ewelina Marciniak

Ewelina Marciniak, geboren 1984 in Polen, studierte European Studies und Theaterwissenschaft an der Jagiellonian Universität sowie Regie an der Theaterakademie in Krakau in Polen. Seit 2008 inszeniert sie an den wichtigsten polnischen Theatern und erhielt für ihre Arbeiten zahlreiche Preise, u.a. im Jahr 2016 den renommierten polnischen Kulturpreis „Paszport Polityki“ in der Kategorie „Theater“ für ihre epischen Bühnenvisionen sowie für die Erforschung von weiblichen Perspektiven in der männerdominierten Welt des Theaters.

Neben Stücken von zeitgenössischen Autoren wie Roland Schimmelpfennig, Nis-Momme Stockmann und Elfriede Jelinek, adaptierte Ewelina Marciniak auch Romane für die Bühne, u.a. Henry James‘ „Das Bildnis einer Dame“ , Michel Houellebecqs „Karte und Gebiet“ und Olga Tokarczuks „Die Jakobsbücher“.

In ihren Inszenierungen sucht sie nach neuen Erzählformen politischer und historischer Themen in Verbindung mit Musik und Choreografie. In der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit polnischen Dramaturgen und Autoren wie Michał Buszewicz, Jarosław Murawski, Marcin Cecko, Magdalena Kupryjanowicz oder Jan Czapliński fokussiert sich die Regisseurin auf die Entwicklung eigener Bühnenwelten für Gegenwartstexte, die zum Teil direkt für sie geschrieben werden.

Im Januar 2018 debütierte Marciniak in Deutschland am Theater Freiburg mit „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare. In der Spielzeit 2019&2020 arbeitete Ewelina Marciniak erstmals am Thalia Theater und inszenierte für die Bühne in der Gauß „Der Boxer“ von Szeczepan Twardoch.

In der laufenden Spielzeit wird sie „Die Jakobsbücher“ der polnischen Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk als deutschsprachige Erstaufführung auf die große Bühne des Thalia Theater bringen. Premiere ist am 23. März 2021.

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