Schicksal Treuhand – Treuhand Schicksale
Die Treuhandpolitik brach 1990 wie ein Schicksalsschlag über die Ostdeutschen herein. Waren sie im Herbst 1989 selbstbewusst für Freiheit und Demokratie auf die Straßen gegangen, nahm ihr Leben nun eine ungewollte Wendung. 9.000 volkseigene Betriebe mit insgesamt 4,1 Millionen Arbeitsplätzen sollte die Treuhandanstalt innerhalb kürzester Zeit „markttauglich“ machen. Die Betriebe wurden privatisiert oder liquidiert. Millionen Menschen wurden arbeitslos. Wie erging es den Menschen dabei? Wie gingen sie mit dieser „Schocktherapie“ um? Wie verarbeiteten sie die biografischen Brüche?
Davon erzählt die Ausstellung und gibt einen Einblick in die Vielzahl der unterschiedlichen Lebenswege. Um die Ausstellung vollumfänglich zeigen zu können, wird sie auf zwei Ausstellungsorte verteilt: In der Wissenschaftsetage können die Besucherinnen und Besucher den ersten Teil der Ausstellung sehen. Gezeigt werden neben fünf ausgewählten Betrieben und Branchen, die exemplarisch für die ostdeutsche Wirtschaft stehen, auch zehn Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, deren Lebensgeschichte durch das Agieren der Treuhandanstalt unmittelbar beeinflusst wurde. Sie waren zur Wendezeit beispielsweise als Schlosser auf der Neptunwerft Rostock oder als Diplom-Ingenieur im VEB Braunkohlenveredlung Lauchhammer tätig. Als lebensgroße Porträts treten sie den Besucherinnen und Besuchern in der Ausstellung buchstäblich auf Augenhöhe gegenüber und berichten von ihren Erfahrungen. Der zweite Teil der Ausstellung ist im Landtag Brandenburg, Fraktion DIE LINKE. (2. Etage), Alter Markt 1, 14467 Potsdam zu sehen.
„Bisher teilen vor allem Politiker, Wissenschaftler und Historiker ihre Erinnerungen an die politische Wende und die Arbeit der Treuhandanstalt. Die Folgen der Privatisierungspolitik der Treuhandanstalt haben ganze Generationen von DDR-Bürgern getroffen. Sie haben unverschuldet ihren Arbeitsplatz verloren und mussten um ihre Existenzgrundlage kämpfen. Viele reden nicht gern über die Zeit, weil sie sich gedemütigt fühlten. Für jüngere und künftige Generationen ist es wichtig, dass Betroffene ihre Treuhandgeschichte(n) aus ostdeutscher Perspektive erzählen. Wir wollen den individuellen Blick zurück der Eltern- und Großelterngeneration verbinden mit einer Debatte über die politische Aufarbeitung der Folgen der Treuhandpolitik. Es ist Zeit, den Weg der deutschen Einheit neu zu reflektieren und den Weg nach vorn zu richten. Das Versprechen der gleichberechtigten sozialen und demokratischen Teilhabe ist 30 Jahre nach der Wende noch nicht erfüllt. Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Demokratie müssen in eine neue Balance gebracht werden“, so Dagmar Enkelmann, Vorstandsvorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Die Vernissage zur Ausstellung findet am Montag, den 28. September 2020 um 19:00 Uhr in der Wissenschaftsetage im Bildungsforum statt. Eine Anmeldung ist erforderlich unter: jacob@prowissen-potsdam.de / Telefon: 0331.9774599. Der Eintritt ist frei.
Ausstellungszeitraum | 24.09.-16.10.2020 ǀ Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr
Wissenschaftsetage im Bildungsforum ǀ WIS | 4. OG
Eintritt: frei
Der Verein proWissen Potsdam wurde im April 2004 gegründet. Ziele sind die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Wissenschaftskommunikation in die breite Öffentlichkeit sowie der Ausbau eines Netzwerkes von Hochschulen, wissenschaftlichen Institutionen, Wirtschaft, Kultur, Politik, Stadt und Bürgern in Potsdam und Brandenburg. ProWissen wird finanziert von der Landeshauptstadt Potsdam und über 65 wissenschaftlichen Einrichtungen sowie Privatpersonen. Der Verein bietet neben der Ausstellung "FORSCHUNGSFENSTER" ein vielfältiges Programm von einmaligen Aktionen über langfristige Projekte bis hin zu regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen rund um das Thema Wissenschaft.
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