Starke Erholung im 3. Quartal schwächt sich im 4. wieder ab
In der Drei-Monats-Prognose für September bis Ende November zeigt der Indikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 2 Prozent an – nach 5,2 Prozent im August. Dabei ist zu beachten, dass der Indikator auf der gängigen technischen Definition einer Rezession aufbaut, die eine solche als eine zweimalige aufeinander folgende Schrumpfung der Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich definiert. Da nach dem historisch einmaligen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts im Frühjahr im laufenden Quartal die Wirtschaft wieder deutlich wächst, wird nach aller Voraussicht technisch die Rezession im laufenden Quartal beendet, auch wenn sich die Ertragslage und die Kapazitätsauslastung der deutschen Wirtschaft noch auf Krisenniveau befinden. Dementsprechend zeigt das nach dem Ampelsystem arbeitende IMK-Frühwarnsystem derzeit "grün" an, weil keine akute Gefahr eines weiteren Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts besteht. "Deutschland wird im laufenden Quartal nach technischer Definition die Rezession verlassen, die Krise hält aber weiter an", sagt Prof. Dr. Sebastian Dullien, Wissenschaftlicher Direktor des IMK.
Die niedrige Wahrscheinlichkeit eines weiteren Rückgangs der Wirtschaftsaktivität im Indikator beruht nach der IMK-Analyse auf einer Aufwärtsentwicklung in vielen ausgewerteten Bereichen. Den größten Einfluss hat aktuell, dass sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter verbessert hat. Zudem haben sich sowohl Produktion als auch Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe positiv entwickelt, wenn auch von niedrigem Niveau. Erstmals seit März 2019 ist auch die Zahl der offenen Stellen nicht mehr gesunken.
Die Aufhellung des Konjunkturbarometers bestärkt die Düsseldorfer Wirtschaftsforscher in ihrer Erwartung, dass sich die konjunkturelle Erholung fortsetzt, unterstützt durch die wirtschaftspolitischen Maßnahmen von Bundes- und Landesregierungen. Allerdings werde es noch mindestens bis Ende 2021 brauchen, um das Vorkrisenniveau wieder zu erreichen, betont Sebastian Dullien, zumal die Erholung zunächst wieder an Dynamik verlieren dürfte. "Dass die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe im Juli verhaltener gewachsen ist als in den Monaten davor, liefert ein Indiz dafür, dass sich der Aufholeffekt in den nächsten Monaten zumindest in einem Teil der Wirtschaft abschwächen wird", erklärt Dullien. "Und schließlich könnte sich das Bild rasch wieder eintrüben, wenn sich die Corona-Pandemie noch einmal deutlich zuspitzen sollte, weshalb es extrem wichtig ist, Infektionsrisiken weiterhin effektiv zu begrenzen", ergänzt IMK-Konjunkturexperte Dr. Thomas Theobald.
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.
Seine neue Konjunkturprognose für 2020 und 2021 legt das IMK am 30. September vor.
Zum IMK-Konjunkturindikator: https://www.imk-boeckler.de/de/imk-konjunkturampel-15362.htm
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