Strahlende Gesichter zum Auftakt
420er:
Der stärkste deutsche Nachwuchs im 420er agiert jenseits der See-Reviere. Das scheint sich auch zur Kieler Woche zu bewahrheiten. Die Düsseldorfer Florian Büscher/Jacob Lanzinger haben die Führung inne. Dahinter folgen berühmte deutsche Seglernamen. Lilli Zellmer (Rahnsdorf), Tochter von Ex-Olympiasegler Lucas Zellmer, segelt mit Vincent Bahr (Berlin) derzeit auf Rang zwei. Die dritte Position nehmen Jonathan Steidle/Leonardo Honold aus Überlingen ein.
505er:
Schafft es Wolfgang Hunger, seine Rekord-Siegesserie vor Kiel auf 23 Erfolge zur Kieler Woche auszubauen? Das ist eine der zentralen Fragen in der ersten Hälfte der weltgrößten Segelveranstaltung. Gemeinsam mit Vorschoter Holger Jess muss sich der Arzt aus Strande in seinem Wohnzimmer mit 25 Konkurrenten höchster Qualität auseinandersetzen. Darunter weitere Weltmeister und auch der FD-Olympiasieger von 1988 Jörgen Bojsen-Möller. Am ersten Tag lief es sehr gut für die Abonnement-Sieger: Mit der Serie 2, 3, 2 sind Hunger/Jess allerdings nicht Spitze. Diese Position nimmt der leitende Trainer des Kieler YC ein. Kai Bertallot steuerte mit Vorschoter Moritz Klingenberg zu zwei Siegen und einem zweiten Platz. Vor den Gesamtdritten Hunger/Jess schoben sich noch Stefan Böhm/Gerald Roos (Ville).
Contender:
Deutscher Meister, Weltmeister und Deutschlands Segler des Jahres 2019. Das vergangene Jahr lief nahezu perfekt für Max Billerbeck. Nur zur Kieler Woche musste sich der Bootsbauer geschlagen geben. Mit Platz zwei hinter Sören Dulong Andreasen war er 2019 aber auch hier auf dem Treppchen. Der Däne ist auch in diesem Jahr das Maß der Dinge vor Kiel, führt nach den ersten drei Wettfahrten mit zwei Siegen und einem dritten Platz. Billerbeck musste erst einmal wieder in den Regattamodus finden: „Es ist erst die zweite Regatta in Deutschland. Mir fehlt noch die Routine – gerade bei den Starts. Ich habe mich nicht so gut vorbereitet gefühlt, und es war nicht mein Wind. Für die Bedingungen fehlen mir rund 15 Kilo. Dafür lief es eigentlich ganz gut.“ Mit den Plätzen 8, 3, 2 liegt er im Zwischenklassement auf Platz drei. Im letzten Rennen musste Billerbeck sogar noch einen Frühstart bereinigen, freute sich daher umso mehr über den ersten Tag. Für den morgigen Sonntag ist weniger Wind angesagt. Gute Voraussetzung für einen deutschen Angriff auf das führende Dänen-Duo mit Sören Dulong Andreasen und Jesper Armbrust.
Europe:
Die Europe-Klasse ist zur Kieler Woche seit Jahren eine skandinavische Domäne. Diesmal mischt sich ein Deutscher kräftig ein. Martin Kotte (Müritz) hält nach einem zehnten Platz zum Auftakt sowie einem Tagessieg und einem dritten Platz die Dänen Simon Christoffersen und Frederik Blöcher knapp auf Distanz.
Laser 4.7:
Batbold Gruner vom Zwischenahner Meer bewies bei den Laser 4.7 ein sehr gutes Gespür für den Kieler Wind. Er startete mit einem dritten Platz, ließ dann zwei Siege folgen, um sich auf Platz eins des Zwischenklassements wiederzufinden. Beeindruckend vor allem der Sieg im dritten Rennen. An der letzten Luvmarke lag er noch auf Platz drei, setzte dann auf Angriff und wählte auf dem Vormwindkurs einen anderen Kurs als die beiden vor ihm Liegenden. Mit Erfolg: Gruner zog vorbei, verteidigte die knappe Führung bis ins Ziel und ballte schließlich die Siegerfaust nach einem starken Auftakt. Hinter dem Deutschen folgen die Dänin Annelie Friis Jensen und der Schwede Erik Norlén.
Laser Radial:
Im ersten Teil der Kieler Woche wird die Laser Radial-Klasse offen gesegelt. Damit konkurriert der männliche Nachwuchs mit den Frauen aus dem olympischen Circuit. Und noch kann Emma Plasschaert, die Weltmeisterin von 2018, die Jungs in Schach halten. Die Belgierin führt nach drei Rennen (1, 3, 1) vor dem Niederländer Paul Hameeteman (2, 1, 2) und dem Norweger Theodor Middelthon (1, 2, 4). Der beste Deutsche folgt auf Platz neun. Eric Mallach aus Hamburg nimmt diese Position derzeit ein. Für Ole Schweckendiek, Deutschlands Nachwuchssegler der Jahres 2019, ist es die erste Bewährungsprobe im Laser Radial, nachdem er im vergangenen Jahr alle großen deutschen Regatten im Laser 4.7 gewonnen hat. „Ich bin sehr zufrieden. Es hat alles gut geklappt. Die Konkurrenz aus vielen Ländern ist sehr stark“, berichtete der Schweckendiek, der sich gern mit den Top-Athletinnen misst und die Gelegenheit nutzt, um sich etwas abzugucken: „Natürlich will man immer gewinnen. Ich bin ambitioniert, trainiere sehr viel und möchte gern an meine Erfolge vom Laser 4.7 anknüpfen.“ Dazu fehlen dem Kieler noch vier bis fünf Kilo zum Optimalgewicht. Die will er sich in den kommenden Monaten antrainieren, um dann in 2021 im Laser Radial anzugreifen, und sobald es möglich ist, in den olympischen Laser Standard zu wechseln. Derzeit liegt er im Zwischenklassement auf Rang 17.
Musto Skiff
Nur ein kleines Feld der kippeligen Musto Skiffs traute sich bei den Wetterbedingungen auf das Wasser. Der Niederländer Paul Dijkstra führt die Flotte nach drei Rennen vor den Deutschen Iver Ahlmann (Kiel) und Ralf Bussing (Steinhude) an.
J/24
Einer Berliner Crew ist es gelungen, eine Lücke in die Armada der Hamburger J/24-Segler zu schlagen. Zwischen den Elbe-Crews von Stefan Karsunke (Platz eins) und Hauke Krüss (Platz drei) platzierte sich die Mannschaft von der Havel um Frithjof Schade.
J/70
Die größte Kielboot-Einheitsklasse zur Kieler Woche bilden die J/70. 32 Mannschaften aus drei Nationen sind glücklich, endlich Regatta segeln zu können. An der Spitze entwickelt sich ein Zweikampf der NRV-Teams. Michael Grau, der Deutsche Meister des vergangenen Jahres, hat aufgrund des Streichers nach der Serie 5, 2, 1 den Bug vorn. Es folgt Segelreporter Carsten Kemmling, der 2017 die IDM-Premiere der J/70 gewonnen hatte, mit der Serie 3, 1, 2. Aber auch die Niederländer um Maarten Jamin (1, 4, 6) legten eine beständige Serie von Top-Ergebnissen hin.
J/80
Das Spitzenteam schlägt zurück. Nachdem die J/80-Dominatoren der vergangenen Jahre um Martin Menzner (Stein) in 2019 die großen Regatta-Siege der Mannschaft von Arne Wilcken (Kiel) überlassen mussten, steuern sie nun wieder auf Erfolgskurs. Nach zwei Siegen konnte sie in der dritten Wettfahrt nur ein gerissener Unterliekstrecker stoppen. Doch mit 1, 1, 3 führen sie das Klassement vor Arne Wilcken (2, 2, 1) und Torsten Voss (Flensburg, 3, 3, 4) an.
Segeln plus X mit Hygiene und Abstand
Neben Segelsport auf höchstem Niveau kennzeichnete bislang auch traditionell eine bunte Eventfläche in Schilksee die Kieler Woche. Anders in diesem Jahr. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ausschließlich der Segelsport. Schilksee wird zu einer geschlossenen Gesellschaft ohne Eventareal. Das Hafengelände wird für die Öffentlichkeit abgesperrt. Die Aktiven sind mit Trainern und Organisatoren unter sich. Auf Veranstaltungszelte, die Sponsorenmeile und Verkaufsstände wird verzichtet. Das Regattahaus, der boot-Düsseldorf-Club als Check-In-Zelt, die Vaasahalle und das Areal rund um den Kieler Yacht-Club in Düsternbrook sind die Anlaufstellen an Land, ggf. wird die Bootshalle des KYC in Strande integriert. Die Aktiven, Organisatoren und Trainer erhalten Einlass-Tickets, die nur für bestimmte Areale gelten.
„Es sind enorme Herausforderungen, denen wir uns stellen, um den Seglerinnen und Seglern auch in diesem Jahr die Möglichkeit zu geben, Regatta zu segeln. Dabei steht die Gesundheit aller Beteiligten ganz klar im Vordergrund. Hygienevorschriften und Mindestabstandsregeln müssten eingehalten werden“, so der Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten, Dirk Ramhorst. Zudem werden die Einreise-Vorschriften Einfluss auf die endgültigen Starterlisten nehmen.
Da das analoge Kieler-Woche-Erlebnis in Schilksee im Jahr der Pandemie also nicht stattfindet und Zuschauer vor Ort damit ausgeschlossen sind, legen die Veranstalter ein noch größeres Gewicht auf die digitale Öffentlichkeitsarbeit. Die Präsenz in den sozialen Netzwerken wird ausgebaut, und die Regatten werden den Segelfans in aller Welt umfangreich über Kieler-Woche-TV virtuell zugänglich gemacht. Für den TV-Bereich zeichnet die Landeshauptstadt Kiel verantwortlich und trägt die entsprechenden Kosten.
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