Studie: „Digitaler Kirchgang“ auch nach Corona stark gefragt – Chance für Weihnachtsgottesdienste
Die große Mehrheit der Online-Gottesdienstbesuchenden möchte auf diese Form des Gottesdienstes nicht mehr verzichten. So hatten 65,4 Prozent aller Befragten auch nach Ende des Lockdowns weiterhin an digitalen Gottesdiensten teilgenommen. Eine besonders hohe Zustimmung findet diese Gottesdienstform in der Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen. Viele Teilnehmende an Online-Gottesdiensten nutzten dieses Angebot intensiv und regelmäßig: Mehr als 80 Prozent der Befragten hatten mindestens vier Online-Gottesdienste besucht, 32,7 Prozent waren mindestens zehn Mal dabei. Dabei hatten 66,7 Prozent der Befragten vor Corona keine Erfahrung mit digitalen Gottesdiensten. Nur 2,8 Prozent nahmen schon vorher regelmäßig an Online-Gottesdiensten teil.
„Die Studie zeigt deutlich, dass die Online-Kommunikation auch im gottesdienstlichen Kernbereich der Kirchen nach Corona nicht mehr wegzudenken ist“, sagt Digitalisierungs-Experte Prof. Dr. Holger Sievert von der Hochschule Macromedia (Köln), wissenschaftlicher Begleiter der Studie. Besonders erfreulich im Sinne digitaler Teilhabe sei, dass diese Entwicklung auch für höhere Altersgruppen gelte. „Daraus ergibt sich die Frage, was diese Momentaufnahme für das Verhältnis von Online- und Präsenzangeboten bedeutet und wie dieses Miteinander in Zukunft weiterentwickelt werden soll“, erklärte Sievert.
Die meisten Befragten (60,5%) schauen die digitalen Gottesdienste allein. Während sich knapp ein Viertel der Teilnehmenden im Gottesdienst aktiv einbringen konnte (z.B. durch Fürbitten, über einen YouTube-Chat oder per E-Mail), erlebten etwas mehr als drei Fünftel während des Gottesdienstes keine Interaktion. Insgesamt fühlten sich die meisten wohl im Online-Gottesdienst: viele beschreiben die Atmosphäre vor allem als freundlich (68,2%), ermutigend (53,0%), einladend (49,5%), herzlich (38,3%) und lebensnah (34,6%). Nur sehr wenige erlebten eine distanzierte oder gar kühle Atmosphäre. Als Hauptinformationsquelle über das Online-Gottesdienstangebot gaben 59,9 Prozent der Befragten das Pfarramt der eigenen Gemeinde an, gefolgt von Social Media (31,8%).
"Gerade in Bezug auf die anstehenden Weihnachtsgottesdienste ist die hohe Akzeptanz der Online-Angebote von großer aktueller Bedeutung", erklärte der für Fragen des Gottesdienstes zuständige Oberkirchenrat Matthias Kreplin (Karlsruhe). Die Studie ermutige dazu, Gottesdienste auch weiterhin als Online- Angebot zu gestalten, sowohl in Form von Live-Übertragungen auch in eigens digital produzierten Formaten.
Für die Zukunft wünschen sich die Befragten zu 82,8 Prozent regelmäßige Online- Gottesdienste auch dann, wenn Präsenz-Veranstaltungen wieder in vollem Umfang möglich sind. Die Gottesdienste sollten unter 45 Minuten lang sein und eine Mischung aus moderner und klassischer Musik enthalten. Zwar präferieren 40 Prozent der Teilnehmenden eine Live-Ausstrahlung gegenüber einer Aufzeichnung, aber die große Mehrheit von knapp 80 Prozent ist auch mit einem aufgezeichneten Online-Gottesdienst zufrieden. Bei der Frage nach dem passenden Raum bevorzugt mehr als die Hälfte (61,5%) der Befragten einen „sakralen Kirchraum“. 38,5 Prozent der Befragten wünschen sich, interaktiv am Gottesdienst beteiligt zu werden, während knapp die Hälfte der Befragten mit dem reinen Zuschauen zufrieden ist.
An der von den Landeskirchen Baden und Württemberg initiierten Online- Befragung, der sich die Landeskirchen Hannover, Hessen und Nassau sowie die Evangelische Kirche im Rheinland anschlossen, beteiligten sich von Mai bis Juli 2020 insgesamt 4.767 Menschen. Die Studie unter dem Titel „Rezipiententypologie evangelischer Online-Gottesdienstbesucher*innen während und nach der Corona-Krise“ wurde gefördert durch den Digitalinnovationsfond der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD); weitere Auswertungen werden folgen. Teilnehmende aus städtischen Regionen (50,5%) und aus ländlichen Regionen (46,9%) waren ausgewogen vertreten. Mit 61,9 Prozent nahmen mehr Frauen an der Befragung teil als Männer (37,7%). Rund 60 Prozent sind zwischen 31 und 60 Jahre alt, wobei die 51-60jährigen mit 31,0 Prozent die stärkste Gruppe darstellen, gefolgt von den 41-50jährigen (18,4%).
Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse findet sich unter: http://www.ekir.de/url/Nkw
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