Verkehrspolitik offiziell in der Sackgasse
Statistische Bundesamt: „Auto dominiert deutsche Verkehrsinfrastruktur“
„Das Auto dominiert als Verkehrsmittel die deutsche Verkehrsinfrastruktur“, folgert das Statistische Bundesamt aus seiner Analyse der Infrastrukturdaten aus den vergangenen Jahrzehnten. Das Straßennetz für den überörtlichen Verkehr war 2019 laut den amtlichen Daten fast sechsmal so dicht wie das Schienenstreckennetz. Dies ist das Ergebnis einer dauerhaft einseitig auf die Straße ausgerichteten Verkehrspolitik. Die Autobahnlänge stieg zwischen 1995 und 2019 um 18 Prozent. Das Bundesschienennetz schrumpfte im selben Zeitraum um gut 20 Prozent. „Diese Fehlsteuerungen lassen sich nicht über Nacht korrigieren“, betonte Flege. „Wir brauchen jetzt eine Verkehrspolitik, die dauerhaft und nachhaltig den Schwerpunkt auf den Ausbau der klimafreundlichen Schiene setzt.“
Immer mehr Pkw – aber weniger Bahnhöfe
Ein weiterer Beleg für die Fehlausrichtung und Fehlentwicklungen im deutschen Verkehrssektor ist die Pkw-Dichte. Sie ist laut Statistischem Bundesamt zwischen 2009 und 2019 noch einmal um zwölf Prozent auf 569 Pkw pro 1.000 Einwohner gestiegen. Zum Vergleich: Die Zahl der Bahnhöfe ging in demselben Zeitraum um gut ein Prozent zurück. „Immer mehr Autos, dafür weniger Bahnhöfe und weitere Wege für die Menschen zur Schiene – mit dieser Bilanz kann niemand zufrieden sein“, sagte Flege.
Umweltbundesamt: Deutsche Verkehrspolitik ist ungerecht
Die einseitige Priorität für die Straße schadet nicht nur der Umwelt. Sie ist auch ungerecht. Darauf weist Umweltbundesamt in einer ebenfalls heute veröffentlichten Pressemitteilung hin. Demnach leisten sich vor allem Haushalte mit hohem Einkommen mehrere Autos. Unter den Haushalten mit dem höchsten ökonomischen Status besitzt jeder Zehnte mehr als drei Autos. Über die Hälfte der Haushalte am unteren Ende der Wohlstandsskala verfügt über gar kein Auto. Doch die Preise für den Öffentlichen Personennahverkehr sind laut Umweltbundesamt zwischen 2000 und 2018 um 79 Prozent gestiegen. Bahntickets wurden um 57 Prozent teurer. Die Kosten für den Kauf und Unterhalt eines Pkw nahmen dagegen um nur 36 Prozent zu. „Gerade die Menschen mit geringem Einkommen sind auf ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz angewiesen“, so Flege. „Wer den öffentlichen Verkehr fördert, fördert auch die Gerechtigkeit.“
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