„Wenn sich Lars Eidinger ein Würstchen in den Hintern steckt, ist das Kunst“
Fassbinder hat seine Schauspieler in den unerwartbarsten Ecken entdeckt, wie auch den nun von Jochen gespielten Armin Meier im Münchner Nachtleben.
OM: Ich fand die Kategorisierung, wer ein Schauspieler ist und bei wem das keine Kunst ist, immer falsch. Wenn sich ein Pornodarsteller ein Würstchen in den Hintern steckt, bleibt er ein Pornodarsteller. Wenn sich Lars Eidinger ein Würstchen in den Hintern steckt, ist das Kunst. Dabei sind beide vielleicht gut.
Herr Schropp, Sie wurden von einem Caster für die Rolle vorgeschlagen. Wie lief das genau?
JS: Ich war in London, als ich die Mail bekam – ich solle ein E-Casting machen. Dann hieß es: „Oskar mag es gern extrovertiert, der möchte überrascht werden.“ (…) Dann habe ich mir überlegt, dass ich das nackt mache. Man sah nicht wirklich was, konnte es aber erahnen – und dann bin ich am Schluss aufgestanden und habe meinen nackten Arsch in die Kamera gehalten.
Man sieht im Kino selten eine Liebesgeschichte zwischen Männern.
JS: Ich finde ja, dass schwules Leben nach außen oft nur über Sex dargestellt wird, aber selten über Liebe. In unserer ersten gemeinsamen Szene haben wir Sex auf einem Flipperautomaten. Fassbinder fängt dabei an zu weinen, und ich frage ihn sofort: „Hey, was ist mit dir? Kann ich dir helfen?“ Es geht sofort ins Zärtliche.
Herr Masucci, für Sie ist das auch neu, solche Sexszenen zu spielen.
OM: Also, aus der Retrospektive muss ich sagen, dass ich noch nie so viele Nackt- und Sexszenen wie in diesem Film gehabt habe. Oskar sagt, er interessiere sich nicht mehr für Männer-Frauen-Geschichten. Das sei so klischiert. In dem Moment, in dem man sich der Liebe zwischen Männern nähert, stimmen die alten Parameter nicht mehr. Du kannst dich dabei auf nichts zurückziehen, weil das total neu ist. Ich fand das toll. Dort die Liebe zu suchen und das zu spielen. Die Bilder sind nicht schon so besetzt, weil wir uns nicht so gut damit auskennen. JS: Bei mir waren sie vielleicht ja schon ein bisschen eher besetzt, die Bilder. (lacht)
Herr Schropp, ein Jahr vor dem Dreh, 2018, haben Sie sich als schwul geoutet. Haben Sie gedacht, dass Sie mit dieser Rolle Ihrem Outing auch noch mal Bilder geben?
JS: Ich habe damals gedacht: „Okay, mein Outing wird die ein oder andere Tür zugeschlagen haben“, aber diese Tür hier ist aufgegangen, und das ist die anspruchsvollste Rolle, die ich bis heute spielen durfte. Dafür bin ich wahnsinnig dankbar. Mich hätte niemand für die Rolle vorgeschlagen, wenn ich mich nicht geoutet hätte.
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