Wirtschaftsleistung sinkt um 6 ¼ Prozent
Kein Ereignis der vergangenen 70 Jahre hat die deutsche Wirtschaft so stark beeinträchtigt wie die Corona-Pandemie. Die Exporte sind eingebrochen, der private Konsum ist stark zurückgegangen. Immerhin hat der Sommer etwas Hoffnung gebracht: Die staatlichen Hilfen und die Bauwirtschaft kurbeln die Konjunktur an. Die Industrie arbeitet sich auch wieder aus dem Tal heraus. Insgesamt wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um knapp 6 ¼ Prozent zurückgehen, zeigt die neue IW-Konjunkturprognose. Für 2021 rechnen die Wissenschaftler mit einem Zuwachs von knapp 4 ½ Prozent – vorausgesetzt, es kommt nicht zu einem erneuten Lockdown.
Die Ergebnisse der IW-Konjunkturprognose im Detail:
1. Der Private Konsum liegt in diesem Jahr 6 ½ Prozent unter dem Vorjahresniveau. Voraussichtlich werden viele Bundesbürger größere Anschaffungen, die sie eigentlich erst für 2021 geplant haben, vorziehen, um die Mehrwertsteuersenkung zu nutzen. Das wird zwar zu einem kleinen Einbruch im ersten Quartal 2021 führen. Im Jahresverlauf wächst der Konsum dann aber um knapp vier Prozent.
2. Unternehmen investieren in wirtschaftlichen Krisenzeiten typischerweise deutlich weniger – entsprechend schrumpfen die Investitionen in diesem Jahr um fast 20 Prozent. Stabilisiert sich die Weltwirtschaft weiter, ist aber auch hier Erholung in Sicht: Die IW-Konjunkturexperten rechnen für 2021 mit einem Zuwachs von 12 ½ Prozent.
3. Im ersten Halbjahr haben die Bundesbürger nicht mehr so kräftig gebaut. Kein Wunder: Kurzarbeit und Unsicherheit lassen viele von größeren Projekten zurücktreten. Dennoch wird bei Bauvorhaben im laufenden Jahr ein Wachstum von zwei Prozent erreicht, für 2021 sind noch 1 ½ Prozent realistisch.
4. Die Pandemie hat die Weltwirtschaft und damit auch den deutschen Außenhandel stark beeinträchtigt, die Exporte liegen im Jahresdurchschnitt 13 ¾ Prozent unter den Werten des Vorjahres. 2021 wachsen sie um 9 ½ Prozent. Die Importe sinken in diesem Jahr um 9 ¾ Prozent und steigen im kommenden Jahr um 9 ½ Prozent.
5. Die Pandemie trifft den deutschen Arbeitsmarkt mit deutlich mehr Wucht als die Finanz- und Wirtschaftskrise 2009. Zwar sorgt die Kurzarbeit dafür, dass Unternehmen nicht allzu viele Mitarbeiter entlassen müssen – dennoch sinkt die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Jahr um 350.000. Nur wenige Arbeitsuchende finden einen Job, entsprechend gibt es in diesem Jahr etwa 500.000 Arbeitslose mehr als im Vorjahr.
"Glücklicherweise hat die Wirtschaft im Sommer dank niedriger Corona-Fallzahlen wieder aufholen können", sagt IW-Direktor Michael Hüther. "Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, werden wir zum Jahreswechsel 2021/2022 das Vorkrisenniveau wieder erreicht haben."
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