„Born to be wild?“
URAUFFÜHRUNG
Premiere am 30.Oktober 2020, 19.30 Uhr, Großes Haus, Theater Heilbronn
Born to be wild?
Musikalische Revue von Kai Tietje und Stefan Huber
Uraufführung
Musikalische Leitung und Arrangements: Kai Tietje
Inszenierung: Stefan Huber
Choreografie: Eric Rentmeister
Bühne: José Luna
Kostüme: Heike Seidler
Video: Nikolai Stiefvater
Dramaturgie: Andreas Frane
Korrepetition und stellv. musikalische Leitung: Markus Herzer
Vico von Kulenburg, Moderator: Stefan Eichberg
Uschi von Kulenburg, seine Frau / Priscilla Joe: Stefanie Köhm
Benno Leichtfuß, Student und Regievolontär / Barry Rocker: Frederik Bott
Barbara, Vicos Assistentin / Anita Padrone: Johanna Sembritzki
Horst Regelmeier, Regisseur / Alexander Herbst: Gabriel Kemmether
Mario Hetzdorf, Aufnahmeleiter / Christoph Ähnlich: Pablo Guaneme Pinilla
Wolfgang Grübler, Redakteur / Johnny Morron: Oliver Firit
Rosemarie Bleicher, Maskenbildnerin / Jane Hippins: Eve Rades
Max Wegener, Dirigent: Kai Tietje / Markus Herzer
Fernsehansagerin: Winnie Ricarda Bistram
Orchester Max Wegener
The Easy Riders
Wenn »Satisfaction« von den Stones auf »Mama« von Heintje trifft
»Born to be wild?« bringt den Kulturkampf der 68-er auf die Show-Bühne
»Achtundsechzig« – diese Zahl steht nicht einfach nur für ein bestimmtes Jahr. 68 ist Synonym für die Revolte der Jugend gegen das Establishment, gegen den Krieg, gegen Unterdrückung und Bevormundung, gegen das Schweigen auf drängende Fragen, gegen geistige Enge. Nie zuvor war die Musik so sehr Ausdruck des Lebensgefühls und Katalysator der gesellschaftlichen Veränderungen. Das Theater Heilbronn blickt mit der Revue »Born to Be Wild?« auf den Soundtrack eben jener 68-er Umbruchszeit. Die Uraufführung dieser musikalischen Revue von Stefan Huber und Kai Tietje war eigentlich für den 14. März 2020 im Großen Haus des Theaters Heilbronn geplant. Es kam nur bis zur Generalprobe, denn einen Tag vor der Premiere musste der Spielbetrieb wegen Corona eingestellt werden.
Jetzt kommt »Born to Be Wild?« am 30. Oktober 2020 zur Uraufführung – unter Berücksichtigung aller Hygiene- und Abstandsregeln und daraus resultierenden behutsamen Veränderungen in den Bühnenarrangements.
Stefan Huber ist dem Heilbronn Publikum mit seinen großen Beatles-Abenden »A Day on Abbey Road« und »White« noch in bester Erinnerung. Nun hat er einen weiteren Abend speziell für das Theater Heilbronn geschaffen. Seinen kongenialen musikalischen Partner hat er in Kai Tietje gefunden, der die großen Songs der 68er Zeit für 24 Orchester- und Bandmusiker und acht singende Schauspieler arrangiert hat, die musikalische Leitung übernimmt und in die Rolle des Dirigenten Max Wegener schlüpft. Schon seit vielen Jahren arbeiten Huber und Tietje erfolgreich zusammen, u.a. an der Komischen Oper Berlin und an den Staatstheatern in Nürnberg und Hannover. Mit zum Team gehören außerdem Choreograf Eric Rentmeister, Bühnenbildner José Luna und Kostümbildnerin Heike Seidler.
Revolte gegen das Establishment
Was wäre passiert wenn Protest und Revolte der 68er plötzlich einmal die glitzernde Showtreppe der Fernsehunterhaltung erobert hätten? Aus dieser Idee haben Stefan Huber und Kai Tietje »Born to Be Wild?« entwickelt – und eine eigene Fernsehshow, ganz im Stil der TV-Sendungen der späten 60er / frühen 70er Jahre à la »Der goldene Schuss« oder »Musik ist Trumpf«.
Mario Hetzdorf (Pablo Guaneme Pinilla), Aufnahmeleiter von »Mit Musik geht alles besser!«, ist ein Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs: Gleich startet die Live-Sendung mit dem allseits beliebten Moderator und Entertainer Vico von Kulenburg (Stefan Eichberg), aber drei Musiker des Orchesters sind nicht da. Ist es wirklich eine gute Idee, einfach Gitarre, Bass und Schlagzeug der eingeladenen Rockband als Ersatz zu nehmen? Ausgerechnet jetzt proben Regievolontär Benno Leichtfuß (Frederik Bott) und einige Gaststars den Aufstand, ganz zu schweigen von den nicht ganz legalen Substanzen, die im Backstage-Bereich die Runde machen. Geht mit Musik wirklich alles besser, und kann Vico die Show irgendwie doch noch zu einem (be-)rauschenden Finale bringen?
Huber und Tietje konfrontieren ein Orchester mit einer Rockband, Rock’n‘Roll mit Schlager, Beat mit Swing. Die Spannbreite reicht von »Satisfaction« und »Light My Fire« bis zu »Es fährt ein Zug nach nirgendwo« und »Mama«, von Alexandra bis zu Led Zeppelin, von den Rolling Stones und den Doors bis zu Reinhard Mey und Christian Anders. Die Songs erweisen sich als Hilfsmittel und Waffen im Konflikt der Generationen und im Kampf um die Show, als Ausdruck von unterschiedlichen Lebenshaltungen und unvereinbarem Lebensgefühl, als politische Statements und persönliche Standortbestimmungen.
Regisseur Stefan Huber hat über ein Jahr an dem Konzept dieses Abends gearbeitet. Die Idee, zunächst ausschließlich die »Songs of Peace and Change«, so der erste Arbeitstitel, auf die Bühne zu bringen, hat er zugunsten einer lustvollen Konfrontation des Konservativen mit dem Progressiven, des Revolutionären mit dem Establishment verworfen. »Wenn in eine biedere, konventionelle Show der 60er Jahre der neue Zeitgeist einbricht, kann man das Klima jener Zeit viel besser erfassen und auf sinnlich-amüsante Weise die radikalen Veränderungen erfahrbar machen«, sagt der Regisseur.
Stefan Huber wurde 1960 in Zürich geboren. Er absolvierte zunächst eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Bern. Während dieser Zeit gastierte er am Stadttheater Bern, am Theater Basel und am Pfalztheater Kaiserslautern, wo er die Rolle des Tony in »West Side Story« spielte. Sein erstes Festengagement als Schauspieler trat er am Stadttheater Aachen an, wo er mit dem Musical »Linie 1« als Regisseur debütierte. Anschließend war er an den Vereinigten Bühnen Wien engagiert. In dieser Zeit gründete er die Musical-Comedy-Gruppe »Tietzes«, mit der er eigene Programme entwickelte, die regelmäßig im österreichischen Fernsehen ausgestrahlt wurden. Bisher inszenierte er u. a. die Schweizer Erstaufführung des Musical »Grease«, »My Fair Lady« am Luzerner Theater, die deutschsprachige Erstaufführungen des Musical »Crazy for You« am Stadttheater Bern, die Operette »Clivia« an der Komischen Oper Berlin mit den Geschwistern Pfister sowie das Rockmusical »Evita« am Theater Dortmund. Seine Inszenierung des Musicals »Sunset Boulevard« am Theater Magdeburg erhielt 2011 den Da Capo Musical-Award für die beste Regie. 2015 wurde seine Inszenierung des Musicals »Io Senza Te« mit dem Prix Walo, der wichtigsten Auszeichnung im Schweizer Showbusiness, als beste Theaterproduktion geehrt. Weitere Arbeiten führten ihn u. a. ans Staatstheater Nürnberg, ans Prinzregententheater München, ans Staatstheater Mainz, ans Hans Otto Theater Potsdam, ans Staatstheater am Gärtnerplatz München und das Theater Bielefeld. Darüber hinaus schuf er mehrere Musicalübersetzungen und führte Regie bei den Schweizer TV-Sitcoms »Fascht e Familie, Mannezimmer« und »Fertig Lustig«. Am Theater Heilbronn inszenierte er zuletzt die Revue »A Day On Abbey Road« sowie den Beatles-Abend »White! The Album! The Beatles! 1968!«.
Kai Tietje absolvierte zunächst ein Studium zum Ton- und Bildingenieur an der Fachhochschule Düsseldorf, bevor er Dirigieren an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf studierte und 1999 mit Auszeichnung abschloss. Anschließend ging er als Kapellmeister ans Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen. 2008 wurde er Kapellmeister und Studienleiter am Theater Nordhausen. Parallel leitete er am Staatstheater Nürnberg die Musicals »Sweet Charity«, am Theater Dortmund »Evita« und am Staatstheater Kassel »South Pacific«. Zwischen 2010 und 2012 war er Dirigent bei den Vereinigten Bühnen Wien, wo er u. a. das Musical »Tanz der Vampire« betreute. Am Landestheater Linz war er von 2012 bis 2015 Kapellmeister und Musikalischer Leiter der Musicalsparte. Seit 2014 ist er zudem ständiger Gastdirigent an der Komischen Oper Berlin. Kai Tietje schreibt Stückbearbeitungen und Orchesterarrangements, so entstand 2014 zusammen mit Stefan Huber die Neufassung der Operette »Clivia« von Nico Dostal und 2016 in Zusammenarbeit mit Peter Lund eine Neufassung der Operette »Axel an der Himmelstür« für die Volksoper Wien. Zudem entwickelt er für das Theater Nordhausen regelmäßig Konzertprogramme zwischen Klassik und Rock, die er auch arrangiert und leitet. Zusammen mit Stefan Huber und Domenico Blass entwickelte er 2015 für das Theater 11 in Zürich das Compilation-Musical »Io Senza Te«, das mit dem Prix Walo, der wichtigsten Auszeichnung im Schweizer Showbusiness, als beste Theaterproduktion geehrt wurde. Das Musical »Born to Be Wild?« ist Kai Tietjes erste Arbeit am Theater Heilbronn.
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