Erfolgreicher Abschluss des Artenschutzprojekts „Rotmilan – Land zum Leben“
„Da mehr als die Hälfte der gesamten Weltpopulation des Rotmilans in Deutschland brütet, trägt die Bundesrepublik eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Vogelart. Der weiträumige Anbau von Mais, Raps und Wintergetreide macht dem Rotmilan die Nahrungssuche in vielen Regionen schwer, denn in hoch und dicht aufgewachsenen Anbaukulturen lassen sich Beutetiere weder einfach entdecken noch greifen, was zur Folge hat, dass der Nachwuchs nicht mehr richtig ernährt werden kann.“, erklärt Carsten Zehrer, der für Greifvögel zuständige Kurator in Hellabrunn.
Das Schutzprojekt „Rotmilan – Land zum Leben“ hat mittels Besenderung und dem konstanten Monitoring von rund 30 Rotmilanen die Zusammenhänge zwischen Landnutzung, Landschaftsstruktur und geeigneten Lebensraumbedingungen im Zusammenhang mit dem Verhalten dieser spannenden Vogelart erforscht. Wo suchen Rotmilane ihre Nahrung während der Brutzeit? Wie muss ein Rotmilan-Revier beschaffen sein, damit die Vögel erfolgreich brüten können? Welche Landschaftspflegemaßnahmen steigern den Bruterfolg? In drei Projektregionen in Niedersachsen, Sachsen und Thüringen wurden die Tiere mit GPS-Sendern ausgestattet, um ihre Flugwege und Aufenthaltsorte während Brut- und Zugzeiten festzuhalten und auszuwerten.
Einzelne Rotmilane legten zur Überwinterung bis zu 2.000 km zurück oder flogen eine Distanz von über 500 km pro Tag – zumeist nach Südwest-Frankreich, teils aber sogar bis nach Spanien und Portugal. Zudem wurden Erkenntnisse über die unterschiedliche Bindung von Weibchen und Männchen zu ihren Brutstätten und den notwendigen Versorgungsflügen für den Nachwuchs während der Aufzucht gewonnen. Hierbei wurde festgestellt, dass umso mehr Jungtiere eines Geleges flügge werden, je kleiner der gemessene Aktionsradius der Eltern während der Aufzucht- und Fütterungsperiode ist oder anders ausgedrückt, je größer das Nahrungsangebot in unmittelbarer Nähe zum Nest ist. Dörfliche Siedlungen sind als Lebensraum idealer als monokulturell angebaute Getreideflächen, da diese ein vielseitigeres Beuteangebot zur Verfügung stellen. Auch ausgewiesene Brachflächen, Grünstreifen und Blühflächen wurden für die Beutejagd bevorzugt angeflogen. „Ein weiterer Beleg dafür, dass eine vielseitige Flächennutzung der Biodiversität von Nutzen ist.“ freut sich Carsten Zehrer weiter.
Rasem Baban, Vorstand und Tierparkdirektor in Hellabrunn bestätigt: „Es ist sinnvoll, dass sich Hellabrunn über den eigenen Tierbestand hinaus an derartigen Artenschutzprogrammen beteiligt. Nur durch professionell organisierte Forschungsprojekte können nachhaltige Erfolge im ornithologischen Umfeld erzielt werden. Da wir uns als Naturschutz- und Bildungseinrichtung auch für die heimische Biodiversität engagieren, freuen wir uns, dass wir zum Erkenntnisgewinn wichtiger Informationen und damit zu einer möglichen Verbesserung der Lebensbedingungen für diese heimische Greifvogelart beitragen konnten!“
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