Jazzopen 2021: Sicherheitskonzept liegt vor
„Vielen Dank an unsere Besucher für ihre Treue“
Jazzopen-Promoter Jürgen Schlensog spricht im Interview über ein neues Sicherheitskonzept für die Hauptbühne am Schlossplatz, seine Zuversicht für 2021, und über die große Freude über das Verhalten von Besuchern und Sponsoren.
Herr Schlensog, Saxofon-Legende Sonny Rollins, 2009 auch bei den jazzopen zu Gast, wurde am 7. September 90 Jahre alt. Er sagt: „Jazz ist Leben.“ Geht es im Moment aber nicht eher ums Überleben?
JS: Sicher ist, dass viele Musiker, nicht nur Jazzer, aktuell Existenzängste haben. Das trifft natürlich auch die Veranstalter hart. Für beide Seiten gilt: keine Auftritte, keine Einnahmen. Ich telefoniere ja ständig mit Bookern und Agenten aus den USA und Großbritannien. Aber noch ist der Markt wie eingefroren. Nur gut, dass wir das Lineup des ausgefallenen Festivals weitgehend für 2021 gesichert haben.
Was bedeutet das konkret für die jazzopen?
JS: Wir sind von der Pandemie genauso betroffen, wie alle anderen Festivals auch. Und trotzdem haben wir in den vergangenen Monaten auch tolle Erfahrungen gemacht. Nach dem Ausfall des Festivals im Juli haben rund 28.000 Musikfans ihre Tickets behalten. Das sind 90 Prozent der bis zur Absage verkauften Tickets. Ich glaube, dass ist ziemlich einmalig in Deutschland, wenn nicht in Europa. Dafür bedanken wir uns bei den Menschen ganz, ganz herzlich. Es freut uns sehr, und ist für uns auch Verpflichtung. Die Treue zu den jazzopen ist überwältigend. Selbstverständlich ist das aber nicht. Deshalb kann ich nur noch mal Danke sagen. Das ist uns sehr wichtig.
Wie kommen Sie durch das Festival freie Jahr?
JS: Es war ein harter Kampf. Wir sind ja ein privat finanziertes Festival. Da lernt man, sich selbst zu helfen, auch wenn das nicht immer einfach ist. Zuerst die Absage, dann das Abwickeln mit den Gutscheinen, der Zeitdruck, die abgesagten Konzerte möglichst schnell für das kommende Jahr bestätigt zu bekommen – da hat meine kleine Opus-Mannschaft schön schwitzen müssen. Aber wir können sagen, dass wir das überstehen. Das liegt zum einen an den Fans, die ihre Tickets behalten haben, und an unseren Sponsoren. Sie halten uns die Stange. Das konnten wir nicht automatisch erwarten, da ja Unternehmen aus allen Branchen von der Pandemie betroffen sind und Sponsorengelder verständlicherweise noch schwerer zu bekommen sind als sonst. Aber wir haben wirklich verlässliche Partner, die mit uns weitermachen, auch wenn es mal schwierig wird. Das tut einfach nur gut. Und dabei geht es nicht nur ums Geld, sondern gerade in diesen Zeiten um viel mehr.
Es gab aber öffentliche Stimmen, die den Kulturbetrieb in Zeiten der Pandemie als „nicht systemrelevant“ kategorisiert haben…
JS:Es ist eine Sache, einen Sommer lang aus verständlichen Gründen nicht spielen zu können. Aber die Formulierung „nicht systemrelevant“ halte ich für sehr bedenklich. Viele Menschen haben, vielleicht aus Verunsicherung, zuletzt doch allzu leichtfertig unsere demokratischen Grundwerte – um es mal vorsichtig auszudrücken – auf die Seite geschoben. Kultur ist da ein mächtiges Gegengewicht. Wenn die Musik wieder spielt, lassen sich solche unguten Entwicklungen wieder leichter zurechtrücken. Die jazzopen stehen für Offenheit und Vielfalt, musikalisch und gesellschaftlich. Wir grenzen niemanden aus. Aber wir formulieren dafür keine Parolen, wir machen Vielfalt auf emotionale Weise erlebbar. Denn ohne ein Bekenntnis zur Offenheit und Vielfalt würde es die jazzopen gar nicht geben.
Wird das von offizieller Seite auch so wahrgenommen?
JS: Unser Verhältnis zu Stadt und Land hat sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Wir zählen zu den bedeutendsten Festivals ihrer Art in Europa und werden entsprechend ernst genommen. Jeden Sommer senden wir positive Signale durch die ganze Republik, dass Stuttgart auch noch anders kann als Volksfest, Weindorf und hoffentlich wieder viele Jahre Bundesliga-Fußball. Die jazzopen stehen nicht nur für Vielfalt, sie sind auch Teil der Vielfalt, die die Stadt ihren Bewohnern und Besuchern bietet. So wollen wir auch in den kommenden Jahren auftreten.
Wie ist denn der aktuelle Stand bei den jazzopen?
JS: Von den 16 über alle Bühnen hinweg bestätigten Abende sind bereits fünf Konzerte ausverkauft. Wir hoffen, im November einige der Lücken, vor allem die für uns wirtschaftlich wichtigen auf dem Schlossplatz, füllen zu können und werden unsere Besucher dann sofort darüber informieren. Wir gehen grundsätzlich von der Spielbarkeit im nächsten Sommer aus. Denn wir sitzen ja nicht nur in der Ecke und hoffen, dass es tatsächlich so kommt. Wir haben für den Schlossplatz ein Konzept ausgearbeitet, bei dem wir selbst im Falle von behördlich auferlegten Abstandsregelungen mit voller Auslastung spielen könnten. Bei den anderen Bühnen gehen wir derzeit von mindestens halber spielbarer Kapazität aus. In Summe könnten wir das wirtschaftlich mit einem blauen Auge verkraften. Und natürlich verfolgen wir mit großem Interesse am Beispiel des Sports, wie der Betrieb mit Zuschauern anläuft.
Das heißt, die jazzopen-Besucher erwartet 2021 das Festival, das 2020 abgesagt werden musste?
JS: So sieht das derzeit aus, auch was Großteile des Programms angeht. Wir sind sehr zuversichtlich. Das laufende Jahr nutzen wir zudem dazu, einige Dinge zu optimieren. Zum Beispiel haben wir ein neues Festival-Magazin konzipiert. Das lag in dem Moment druckfrisch auf dem Tisch, als wir das Festival absagen mussten. Für uns hat es jetzt eine skurrile historische Bedeutung. Es ist das Magazin über ein Festival, das nie stattfand. Da haben wir uns gedacht, es hat für Musikfans einen ganz eigenen Sammlerwert. Deshalb können es Kartenbesitzer jetzt auch kostenfrei bei uns bestellen. So lange der Vorrat reicht.
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