Mit Blaulicht im Blut: Immer besser als die anderen
Hans-Jürgen Schwarz, geschäftsführender Gesellschafter, hat das Unternehmen 1991 mit einem Partner gegründet – auf dem Gelände seines abgewickelten früheren Arbeitgebers Traktorenwerk Schönebeck, wo er als Vorstand Fertigung gearbeitet hatte. Der Start erfolgte mit sechs Mitarbeitern, heute sind es mehr als 300 aus 17 Nationen. Die Firma arbeitet mit Vertriebs- und Servicepartnern in elf Ländern und besitzt seit dem Jahr 2020 eine österreichische Tochter. Bei der Finanzierung seiner Investitionen wird das Unternehmen auch von Bürgschaftsbank (BB) und Mittelständischer Beteiligungsgesellschaft (MBG) begleitet.
Anlässlich des 30. Jahrestags der deutschen Einheit wurde Ambulanz Mobile mit dem erstmals verliehenen Preis des Ostdeutschen Wirtschaftsforums als eines der fünf besten Unternehmen in Ostdeutschland ausgezeichnet. Den Preis nahmen Hans-Jürgen Schwarz und seine Frau Dagmar, kaufmännische Leiterin im Unternehmen, in Bad Saarow entgegen.
Herzlichen Glückwunsch! Wie wird man eines von fünf besten Unternehmen?
Hans-Jürgen Schwarz: Dieser Preis heißt „VORSPRUNG“ und der Juryvorsitzende Matthias Platzeck hat in seiner Laudatio begründet, dass es bei der Preisvergabe darum ging, im Unternehmen nicht nur nachzubauen, sondern selbst neue Dinge zu schaffen und mit innovativen Geschäftsideen Marktführer zu werden.
Wie ist Ihnen gelungen, was viele andere nicht geschafft haben: Nicht nur 30 Jahre am Markt zu überleben, sondern stetig zu wachsen und sich international durchzusetzen.
Wir hatten den Ehrgeiz, visionäre Ideen und gute Mitstreiter. Wir wollten immer sagen können, dass wir unsere Chance nach der Wende genutzt und mit unseren Entwicklungen in unserer Branche den ganzen Markt verändert haben. Wir haben Produkte entwickelt, bei denen heute die ganze Welt nachzieht.
Mein persönlicher Ehrgeiz ist nach wie vor, immer besser zu sein als andere. Immer einen Schritt weiter als der Wettbewerber. Ich habe blaues Blut – mit Blau-Licht.
Welche Rolle hat die Finanzierungsstrategie gespielt? Sie haben ja auf Fremdbeteiligungen bewusst verzichtet?
1992 hatten wir einen Kontokorrentrahmen von 20.000 DM – das war damals für uns schon viel. Wir haben gelernt, mit dem Geld umzugehen und nur auszugeben, was wir erwirtschaften. Ich wollte keinen fremden Kapitalgeber, der dann in das Geschäft hineinreglementiert. Wenn man Visionen hat, möchte man auch selbst frei mit seinem Team entscheiden. Mit dieser Entscheidung muss man dann auch klare Beziehungen zum Geld haben. Wir hatten aber auch immer die Unterstützung der Banken und von BB und MBG, letztere hat uns im Vorjahr mit einer stillen Beteiligung bei der Finanzierung unserer Entwicklungskosten unterstützt.
Die Gesellschafteranteile liegen in der Familie. Soll das auch längerfristig so bleiben?
Das möchte ich. Unser Sohn Frank ist bereits ebenfalls in der Geschäftsführung und für den gesamten Vertrieb verantwortlich. Seit vergangenem Jahr ist er auch Mitgesellschafter.
Anfang dieses Jahres wollten Sie sich allmählich aus dem operativen Geschäft herausziehen.
Dann kam Corona und die Aufgaben sind noch größer geworden. Deshalb bin ich jetzt wieder verstärkt im operativen Geschäft tätig und unterstütze den Einkauf. Wir müssen uns im Moment intensiv um unsere weltweiten Lieferketten kümmern. Wegen der monatelangen Kurzarbeit in der Automobilbranche müssen wir uns auch um ausreichende Fahrzeugbestände bemühen, damit uns nicht die Basis fehlt, um im nächsten Jahr wieder 1.600 Fahrzeuge auszurüsten.
Ihre Haupttätigkeit liegt aber inzwischen auf der Unternehmensstrategie. Sie haben eine „Agenda 2030“ für die weitere Entwicklung der Firma entworfen.
Und ich schreibe die Agenda weiter. Strategieplanung ist mein Thema. Um auch in Zukunft immer einen Schritt weiter zu sein als andere, wollen wir die Firma über die einseitige Ausrichtung auf Ambulanzmobile hinaus weiter ausbauen – mit umfassenden Dienstleistungen für unsere Fahrzeuge, mit weiteren Mobilitätsprojekten sowie mit eigener Softwareentwicklung. Vier Standbeine sind besser als eines.
Nebenbei schreiben Sie auch noch Kinderbücher.
Das vierte ist gerade fertig. Das ist nur ein Hobby, mit Blick auf die Enkel. Ich war aber auch schon zum Vorlesen in einer Grundschule und freue mich einfach, wenn die Kinder zuhören.
Zum Schluss noch die Frage: Ist das Gründerklima heute schwieriger als in Ihrer Startzeit?
Deutschland fehlt eine Macherkultur. Wenn wir wollen, dass junge Leute etwa so wie Steve Jobs aus der Garage heraus ein Unternehmen aufbauen, dann müssen wir aufhören, bei jedem Start-up alles zu reglementieren. Ich kann nicht ein Unternehmen gründen und dafür gleich die deutsche Betriebsstättenverordnung umsetzen sollen. Wir haben hier junge Leute mit tollen Ideen, die etwas machen wollen – aber man muss Gründern Freiräume lassen und sie unterstützen. Unternehmer heißt einer ja, weil er etwas unternehmen soll.
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