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Ökologischer Landbau: Chancen und Risiken – ein Vergleich

Der bundesweite Umsatz mit Ökoprodukten betrug 2019 fast 12 Milliarden Euro. Verschiedene Initiativen von Bund und Ländern sollen den Ökolandbau weiter voranbringen. Die Umstellung von konventioneller auf ökologische Bewirtschaftung bietet engagierten Landwirten daher große Chancen.

Mit über 10.800 Ökobetrieben und 370.000 Hektar Ökofläche ist Bayern führend in Deutschland, dicht gefolgt von Baden-Württemberg mit 10.371 Betrieben und knapp 187.000 Hektar Fläche. 2019 waren bundesweit 34.110 Ökobetriebe aktiv, 7,6 Prozent mehr als 2018. Sie bewirtschaften eine Fläche von über 1,6 Millionen Hektar. Damit stieg der Anteil der ökologisch bewirtschafteten an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland 2019 auf rund 9,7 Prozent. Und es soll noch mehr werden. Bayern beispielsweise hat sich durch die Annahme des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ im Jahr 2019 das Ziel gesetzt, die Ökofläche von derzeit rund 12 Prozent auf 30 Prozent bis zum Jahr 2030 zu vergrößern. Auch in anderen Bundesländern steigt der prozentuale Anteil der ökologisch bearbeiteten Flächen an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche weiter, beispielsweise in Sachsen von 57.400 auf 61.900 Hektar.

Um den Ökolandbau zu fördern, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2017 die „Zukunftsstrategie ökologischer Landbau“ veröffentlicht. Auch die Bundesländer haben eigene Öko-Aktionspläne ins Leben gerufen, beispielsweise „Ökokompetenz Mecklenburg-Vorpommern 2020“ oder das Landesprogramm „BioRegio 2030“ in Bayern, auf das im Folgenden näher eingegangen wird. Dort wird mit Maßnahmen in Beratung, Bildung, Förderung, Forschung und Vermarktung der Biosektor weiter gestärkt.

Eine Ausweitung des Ökolandbaus muss jedoch entlang des Markts erfolgen, denn eine Konzentration nur auf die Flächenumstellung würde den Preisdruck auf heimische Ökoware verstärken. Dieser ist bereits jetzt in Teilmärkten spürbar. So erzielt Umstellungsgetreide – also Getreide, das im zweiten Jahr der Umstellung von konventionellem auf ökologischen Anbau geerntet wurde – nur geringe Preisaufschläge gegenüber konventioneller Ware.

Dementsprechend zielen viele Maßnahmen von „BioRegio 2030“ auf den Markt ab. Beispielsweise sollen der Einsatz bayerischer Ökoprodukte in der Außer-Haus-Verpflegung gesteigert oder die heimische Bioware für Verbraucher mit dem bayerischen Biosiegel kenntlich gemacht werden. Ähnliche Biosiegel werden auch in allen anderen Bundesländern eingesetzt, um regional erzeugte ökologische Produkte zu kennzeichnen.

Das Potenzial ist groß

Für landwirtschaftliche Betriebe stellt sich die Frage, ob eine Umstellung in diesem Umfeld ökonomisch sinnvoll ist. Hier lohnt der Blick in die Statistik. Der „Bayerische Agrarbericht“ weist für das Wirtschaftsjahr 2018/2019 bei Ökobetrieben einen Gewinn von 58.271 Euro gegenüber 54.696 Euro bei allen Betrieben aus (siehe Tabelle Umsatz Haupterwerbsbetriebe). Trotz höherer Erzeugerpreise für Ökoprodukte liegen die Umsatzerlöse der Ökobetriebe wegen geringerer Erträge und Leistungen 20 Prozent unter denen der konventionellen Betriebe. Kompensiert wird dies durch die Ökoförderung im Kulturlandschaftsprogramm (KULAP). Ökobetriebe erhalten rund 15.000 Euro mehr an Beihilfen.

Bedeutung von Biomilch für Bayern

Etwa die Hälfte der deutschen Biomilch stammt aus Bayern. Sie ist daher wichtig für die Landwirtschaft. Ein Buchführungsvergleich konventioneller und ökologischer Milchviehbetriebe zeigt die Unterschiede zwischen diesen Gruppen (siehe Tabelle Biomilcherzeugung).

Die Milchleistung der Ökobetriebe liegt rund 700 Kilogramm unter der konventionellen Vergleichsgruppe. Wegen der Gruppenauswahl nach verkaufter Milchmenge halten die Ökobetriebe entsprechend mehr Kühe. Sie bewirtschaften auch mehr Hauptfutterfläche, da sie stärker auf eigenerzeugtes Futter angewiesen sind, und haben weniger Ackerfläche. Der Gewinn der Ökobetriebe liegt aber mit fast 60.000 Euro um 25.000 Euro über der konventionellen Vergleichsgruppe. Die Unterschiede lassen sich vor allem auf höhere Milcherträge (um 12 Cent höherer Biomilchpreis) und die um 12.400 Euro höheren Beihilfen zurückführen. Die Erträge im Pflanzenbau fallen dafür geringer aus, da die Flächen fast ausschließlich dem Futterbau dienen. Auch der Ertrag durch Rinderverkauf ist geringer, da Kälber möglichst früh verkauft werden, um möglichst wenig Milch verfüttern zu müssen. Es werden auch kaum höhere Preise für Ökorinder oder -kälber erlöst.

Für umstellungswillige Milchviehhalter bietet der Ökolandbau also durchaus eine Chance, das wirtschaftliche Ergebnis ohne Größenwachstum zu verbessern. Dabei ist jedoch immer auch die Ausgangslage zu beachten. Vor allem die bauliche Situation sowie die Möglichkeit zur Weidehaltung sind zu prüfen. Heutzutage wird keine Bio- Molkerei mehr neue Lieferanten ohne Weidegang aufnehmen. Und die Abnahme der Biomilch nach der Umstellung ist vertraglich zu regeln. Ohne Abnahmegarantie keine Umstellung!

Ökologischer Ackerbau kann sich lohnen

Auch im Ackerbau kann sich die Umstellung lohnen. Dies zeigt sich beispielhaft an den Deckungsbeiträgen (DB) einer Mähdruschfruchtfolge unter bayerischen Bedingungen, wobei die Fruchtfolge im Ökobetrieb systembedingt andere Glieder, also andere Bestandteile, enthält (siehe Tabelle Ökoanbau). In diesem Beispiel ist der durchschnittliche Öko-DB fast 500 Euro/Hektar höher als bei der konventionellen Fruchtfolge. Zusätzlich muss noch die KULAP-Förderung von jährlich 273 Euro/ Hektar im Ökobetrieb addiert werden (allerdings hat der konventionelle Betrieb auch die Möglichkeit, KULAP-Fruchtfolgemaßnahmen zu beanspruchen). Noch deutlicher fallen die DB-Unterschiede bei Speisekartoffeln mit rund 3.000 Euro/Hektar oder bei Zuckerrüben mit rund 2.000 Euro/Hektar aus.

Risiken sind zu beachten

Auch für Ackerbaubetriebe gilt: Ohne vorherige Überlegungen zur Vermarktung sollte nicht umgestellt werden. Denn die dargestellten Deckungsbeiträge gelten nur, wenn die Ökoprodukte die unterstellten höheren Preise tatsächlich erzielen. Zudem ist die Kulturführung im Ökoackerbau anspruchsvoller und besonders bei Hackfrüchten arbeitsaufwendiger. Nicht zu vernachlässigen ist auch das zumindest anfänglich höhere Risiko, da bei hohem Krankheits- oder Unkrautdruck weniger Reaktionsmöglichkeiten bestehen und Erfahrungen erst noch gesammelt werden müssen. Bei der Planung einer Umstellung sind immer auch die in der Regel geltenden zwei Umstellungsjahre zu kalkulieren. In dieser Zeit ist bereits nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus zu wirtschaften, die Erzeugnisse sind aber noch konventionell und erzielen keine Preisaufschläge. Lediglich im zweiten Umstellungsjahr erzeugte Futtermittel dürfen bis zu 30 Prozent in Ökobetrieben eingesetzt werden und können deshalb einen Mehrerlös erzielen. In den zwei Umstellungsjahren erhalten die Ökobetriebe zudem eine höhere KULAP-Förderung von 350 Euro/Hektar.

Tipp

Sie denken über die Umstellung Ihres Betriebs von konventioneller Landwirtschaft auf ökologischen Anbau nach? Informieren Sie sich hier über Fördermöglichkeiten: https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/betrieb/oekonomie/foerderung/foerdermoeglichkeiten-fuer-oekobetriebe/

Autor: Wolfgang Wintzer Referat L2, Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

wolfgang.wintzer@stmelf.bayern.de

www.stmelf.bayern.de

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