Schule der Folgenlosigkeit
Der Selbstlernraum in der ehemaligen Aula des MK&G ist der zentrale Ort der Schule der Folgenlosigkeit. In dieser raumgreifenden Installation erproben sich Besucher*innen spielerisch in möglicher Folgenlosigkeit – und konfrontieren sich mit den daraus erwachsenden Konsequenzen. In abwechslungsreichen Übungen wie Entscheidung abgeben, Sorge tragen oder Nichts-Tun liefern sie sich dem Zufall am Glücksrad aus, waschen ihre Hände in Unschuld oder üben sich im Warten. Das Schaudepot zeigt ausgewählte Objekte aus dem MK&G, die als Werkzeuge und Ausrüstungsgegenstände einer nach Folgenlosigkeit strebenden Gesellschaft verstanden werden können. So zeugen etwa Astragale (aus Schafsknochen gefertigte Spielsteine) davon, wie im antiken Griechenland der Zufall in die Entscheidungsfindung mit einbezogen wurde. Indonesische Amulette aus dem 19. Jahrhundert sollen vor Kontakt mit sogenannten Dschinen schützen: Diese unsichtbaren Wesen können, so die magisch-religiöse Vorstellung, durch menschliches Handeln Schaden nehmen und Rache suchen. Interventionen in die bestehenden Sammlungspräsentationen des MK&Geröffnen weitere Perspektiven auf historische Vorläufer eines folgenlosen Lebens. So wird beispielsweise an einer chinesischen Teeschale mit Goldlack-Reparatur (12./13. Jahrhundert) im Bereich Ostasien gezeigt, dass Zerstörung nicht immer negative Folgen haben muss. Die japanische kintsugi-Technik entfaltet eine ganz eigene Ästhetik, die den Wert des wiederhergestellten Objektes sogar steigern kann.
Die Schule der Folgenlosigkeit vergibt außerdem drei Stipendien für Nichtstun, die jeweils mit 1.600 Euro dotiert sind. Die Preisträger*innen und die Begründungen der Jury, der u.a. der Philosoph Armen Avanessian (bekannt durch seine Theorie der Beschleunigung) angehört, werden zu Beginn der Ausstellung verkündet. Die Stipendien werden dokumentiert und im Rahmen der Ausstellung präsentiert.
Die politischen, technischen, ökonomischen und ästhetischen Dimensionen von Folgenlosigkeit mitsamt ihrer Ambivalenz und Widersprüchlichkeit werden von Friedrich von Borries und dem österreichischen Filmemacher Jakob Brossmann in begleitenden Filmenreflektiert. Eine von den Berliner Künstler*innen refrakt (Alexander Govoni und Carla Streckwall) entwickelte App erprobt neue Wege von Lehre und Vermittlung. Sie führt spielerisch durch die Ausstellung und hält vertiefende Inhalte wie Expert*inneninterviews bereit. Außerdem fordert sie dazu auf, selbst künstlerisch in den sozialen und urbanen Raum zu intervenieren und die Ergebnisse mit dem Hashtag #folgenlos in den sozialen Medien zu teilen.
Friedrich von Borries (*1974) ist Architekt und seit 2009 Professor für Designtheorie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK). Sein Berliner Projektbüro Friedrich von Borries agiert im Spannungsfeld von Architektur, Design, Kunst und Stadtentwicklung. 2010 kuratierte er die Ausstellung „Klimakapseln. Überlebensbedingungen in der Katastrophe“ im MK&G.
Die Schule der Folgenlosigkeit ist eine Initiative der HFBK Hamburg in Kooperation mit dem MK&G.
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