Technologieexpertin Sandra Sonnleitner über Diversität in technischen Berufen und die Komplexität der Elektrik-/Elektronik-Entwicklung im Fahrzeug
Sandra, deine bisherige Karriere ist eher außergewöhnlich. Wie kam es dazu, dass du heute als Expertin in einer Technologieberatung arbeitest?
Ich habe vor 10 Jahren meine Ausbildung zur Mediengestalterin mit Schwerpunkt Gestaltung und Technik bei einem großen Halbleiter-Distributor abgeschlossen. Dort habe ich u.a. Kampagnen, Produktinfos und Messestände zu Halbleiterlösungen gestaltet. Von Anfang an hat es mich tierisch genervt, wenn ich die dahinterliegende Technologie nicht verstanden habe. Auch in meiner zweiten Anstellung als Grafikerin war das immer wieder ein Schmerzpunkt in meiner Arbeit. Meine Aufgabe war es, mir teils unbekannte Technologien werblich zu beschreiben. Um richtig gute Produkte zu gestalten, war ich aber von den Erklärungen der Ingenieur*innen abhängig.
Um die Technologien zu verstehen habe ich anschließend an der Hochschule München Mechatronik mit Schwerpunkt Medizintechnik studiert. In diesem eher generalistischen Studiengang werden alle großen Ingenieursfächer behandelt. Mit diesem Wissen konnte ich mir endlich erklären, was z.B. das Besondere an Halbleitern ist und wie ein Microcontroller programmiert wird. Noch während des Studiums stieß ich zur Zielpuls-Bande und habe dort schnell erkannt, wie ich meine Erfahrung und mein Know-how vielfältig einbringen kann. In der Beratung geht es für mich oft darum, komplexe Sachverhalte so individuell aufzubereiten, dass mein Gegenüber sie einfach verstehen kann. Dabei ist es mir wichtig, Technologien in der Tiefe zu begreifen und mein Wissen weiterzugeben. Genau das passt hervorragend mit meiner Rolle als Technology Expert bei Zielpuls zusammen.
Warum sind aus deiner Sicht immer noch so wenige Frauen in technischen Berufen vertreten, und warum plädierst du für mehr Frauen in der Technik?
Ich denke, einer der wichtigsten Gründe ist ein Märchen. Generationen lang wird Kindern in Deutschland in der Schule und zu Hause erzählt, dass Jungen besser in Mathematik und Naturwissenschaften sind und Mädchen besser in Sprachen, Kunst und Musik. Studien beweisen aber, dass gerade die daraus resultierende Selbsteinschätzung der Kinder eine sich selbst erfüllende Prophezeiung bewirkt. Das bedeutet, dass ein Mädchen auch schlechter in Mathematik oder Naturwissenschaften sein wird, wenn es dies tatsächlich glaubt. Am Geschlecht liegt es nicht.
In vielen anderen Ländern existiert dieser Mythos nicht. Hier gibt es keinen nennenswerten Unterschied der Geschlechter in Mathematik und Naturwissenschaften. Geht man davon aus, dass in Deutschland noch viele Mädchen aufwachsen, denen gespiegelt wird, wie außergewöhnlich ein Studium der Ingenieurswissenschaften für eine Frau sei, ist es nur logisch, dass diesen Weg auch weniger Frauen einschlagen. Wenn dieser Mythos geknackt und nicht mehr an nächste Generationen weitergegeben wird, werden auch mehr Frauen an ihren Erfolg in der Technik glauben.
Zum zweiten Teil der Frage:
Ich plädiere insbesondere für diverse Teams. Dabei ist es wichtig, dass beispielsweise in einem Entwicklungsteam in der Automobilbranche die Stärken von allen Geschlechtern genauso gut zusammen wirken wie in einer Kita. Je mehr unterschiedliche Stärken und Schwächen in ein Projekt eingebracht werden, an umso mehr Stellen wächst das Potenzial und damit auch der Erfolg des ganzen Teams. Wird ein Team einseitig besetzt, sei es nach Geschlecht, Alter, Herkunft etc. können leichter blinde Flecken entstehen und Weiterentwicklung gestaltet sich schwieriger.
Wie sieht deine Zusammenarbeit als Expertin mit deinen Kund*innen konkret aus?
Als Expertin für Elektrik/Elektronik bin ich projektübergreifend eine zentrale Ansprechpartnerin für Technologien aus dem automobilen Umfeld. Mit meiner Expertise berate ich unsere Kund*innen bei der korrekten Umsetzung von bestehenden und der Integration bzw. Weiterentwicklung neuer Technologien. Ein wichtiger Baustein dabei ist die Beratung im Themenfeld AUTOSAR (AUTomotive Open System ARchitecture). Dabei nutze ich die Synergien mit anderen Expert*innen und arbeite mit mehreren Teams zusammen. Neueste Technologieentwicklungen verfolge ich, indem ich mich laufend z.B. auf Kongressen, Schulungen und Messen fortbilde. In der Zusammenarbeit mit Kund*innen biete ich externe und interne Schulungen an und kläre fachliche Fragen im Bereich der Elektrik-/Elektronik-Entwicklung.
Wie hat COVID-19 eure Zusammenarbeit im Projekt verändert?
Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir eine so hervorragende IT haben, die einen reibungslosen Umstieg auf mobile Arbeitsplätze ermöglicht hat. Im Projekt können wir sowohl interne Meetings als auch Kundentermine gut virtuell stattfinden lassen. Der Austausch mit Kolleg*innen aus anderen Projekten funktioniert nicht mehr so automatisch wie auf dem Flur. Darauf lege ich also aktiver Fokus als vorher. Insbesondere in der Zeit, in der man sich nicht mehr so oft in Person sieht, ist es mir wichtig, die persönliche Verbindung zu unseren Kund*innen und zur Zielpuls-Bande aufrecht zu erhalten.
Welche technologische Entwicklung findest du persönlich derzeit am spannendsten?
Alternative Antriebe, autonomes Fahren und die immer stärker werdende Vernetzung im Automobil sorgen für einen starken Anstieg an Komplexität im Fahrzeug. Die zu übertragende Datenmenge wird immer größer und muss entsprechend sicher sein. Auf der einen Seite muss gewährleistet sein, dass ein Bremssignal absolut Vorrang hat, auf der anderen Seite darf auch ein Hackerangriff nicht z.B. die Wohnadresse des Fahrers offenlegen. Gleichzeitig gibt es im Bauraum nicht unendlich viel Platz für neue Kabel und Steuergeräte. Die Übertragungstechnologien müssen also für die steigende Komplexität angepasst und weiterentwickelt werden. Für mich ist es besonders spannend, für diese neuen Systeme Lösungen zu finden, die auch zukünftigen Herausforderungen gewachsen sind.
Das Beratungsunternehmen Zielpuls wurde im Jahr 2008 im München gegründet. Seit 2019 ist Zielpuls Teil des Geschäftsbereichs Industry X von Accenture. Das interdisziplinäre Team um Geschäftsführer Markus Frey, Dr. Marc Poppner und Andrew Smith konzentriert sich auf die technologieorientierte Unternehmensberatung. Agile Beratungsteams entwickeln gemeinsam technische Gesamtlösungen für die Zukunft. Als Schnittstelle zwischen Strategie und technologischer Umsetzung gestaltet Zielpuls die digitale Transformation aktiv mit. Bei Zielpuls ist das Zusammenspiel zwischen Technik und Menschen mehr als eine Vision: Es ist das Leitbild für nachhaltige Projekterfolge. Zielpuls verfügt neben dem Hauptsitz in München über weitere kundennahe Büros in Wolfsburg, Hannover, Shanghai sowie Peking.
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