Teilzeitstudium: Trotz Höchststand noch nicht etabliert
Zum Wintersemester 2018/19 studierten laut Statistischem Bundesamt 214.000 Menschen in Deutschland offiziell in Teilzeit. Das entspricht einem Plus von 11.000 Personen im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil der Teilzeitstudierenden an allen Studierenden ist mit aktuell 7,5 Prozent so hoch wie noch nie.
Mit 100.000 Studierenden ist rund die Hälfte aller Teilzeitstudierenden an einer Hochschule in Nordrhein-Westfalen eingeschrieben. Den höchsten Teilzeit-Anteil weist allerdings Hamburg noch vor NRW (12,9%) auf. Im Stadtstaat studiert jeder bzw. jede fünfte eingeschriebene Studierende nicht in Vollzeit. Schlusslicht ist das Saarland mit 121 offiziellen Teilzeitstudierenden, was einer Quote von 0,4 Prozent entspricht.
„Im Berufsleben sind flexible Teilzeit-Modelle mittlerweile etabliert. Im Bereich der akademischen Aus- und Weiterbildung ist das Teilzeitstudium trotz aktueller Höchstwerte davon noch ein ganzes Stück entfernt“, bewertet Frank Ziegele die aktuellen Zahlen. Dies gelte insbesondere für die staatlichen Hochschulen, so der CHE Geschäftsführer.
Rund die Hälfte aller Teilzeitstudierenden greift auf Studienangebote privater Hochschulen zurück. Unter den 14 Institutionen mit mehr als 2.000 Teilzeitstudierenden finden sich nur vier staatliche Hochschulen.
Real dürfte die Zahl der „de facto“-Teilzeitstudierenden, die zwar in einen Vollzeit-Studiengang eingeschrieben sind, aber weniger intensiv und länger als vorgesehen studieren, allerdings noch deutlich höher liegen, erklärt das CHE.
Einer der Gründe für die geringen offiziellen Zahlen bei Teilzeit im Studium sind laut Cort-Denis Hachmeister die finanziell schlechteren Rahmenbedingungen. „Ein Teilzeitstudium dürfte für viele Studierende in der Regel deutlich teurer als ein Vollzeitstudium sein. Jeder zweite Teilzeitstudierende greift auf die kostenpflichtigen Studienangebote einer privaten Hochschule zurück. Und selbst bei den staatlichen kostenfreien Studiengängen macht sich der fehlende BAföG-Anspruch bemerkbar“, erläutert der Experte für Hochschulzugang beim CHE.
Ein weiterer Grund dürfte aber auch am geringen Angebot entsprechender Studiengänge liegen. Nur jeder sechste Studiengang in Deutschland steht laut der Daten im HRK Hochschulkompass auch Studierenden in Teilzeit offen. Die Quote an Teilzeitstudiengängen liegt im aktuellen Wintersemester 2020/21 bei 16,1 Prozent. Das entspricht einem Plus von 2,2 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Spitzenreiter im Ländervergleich ist das Saarland, in dem zwei von drei Studienangeboten (67,1%) auch in Teilzeit studiert werden können. Hamburg und Brandenburg folgen mit 53,8 bzw. 46,4 Prozent. In fünf Bundesländern liegt der Anteil an Teilzeitangeboten unter 10 Prozent. Die geringste Quote weist Bremen mit 2,1 Prozent auf.
Das Studienangebot im Bereich Teilzeit ist an Universitäten mit 17,2 Prozent etwas umfangreicher als das an Fachhochschulen mit 13 Prozent. Auch im Masterbereich (19%) haben Menschen, die etwa parallel zum Beruf ein Studium absolvieren möchten, eine größere Auswahl als im Bachelor-Bereich (14,3%).
In den Gesellschafts- und Sozialwissenschaften besteht die Teilzeit-Option in jedem fünften Studiengang. Die geringsten Anteile finden sich mit 7,7 Prozent in den Agrar- und Forstwissenschaften.
Über diese Studie:
Im Auftrag des CHE Centrum für Hochschulentwicklung analysiert CHE Consult seit 2016 die Entwicklung von Teilzeit-Studienangeboten in Deutschland. Die Publikation „CHECK – Teilzeitstudium in Deutschland 2020“ umfasst die Studienangebote der Hochschulen und die Nachfrage bei den Studierenden. Grundlage für die Teilzeit-Angebots-Quote sind die Daten des Hochschulkompasses der Hochschulrektorenkonferenz für das Wintersemester 2020/21. Die Anteile der Teilzeitstudierenden beruhen auf Angaben des Statistischen Bundesamtes für das Wintersemester 2018/19. Die wichtigsten Informationen zum Thema, Checklisten und eine kommentierte Linkliste findet sich unter: www.che.de/teilzeit.
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