Warum sich ein Stipendium lohnt
Viele Studierende haben großen Respekt vor Stipendien und wagen sich daher oftmals nicht an eine Bewerbung. „Da muss ich doch einen Einser-Schnitt haben“, lautet häufig die Begründung. Gute Leistungen sind bei Stipendien sicherlich wichtig, aber nicht das einzige Kriterium. „Ich bin selbst Gutachterin bei der Studienstiftung. Uns kommt es nicht nur auf gute Leistungen an. Wer einen Einser-Schnitt hat, sich aber nicht gesellschaftlich engagiert und offen durch die Welt geht, sich keine Gedanken macht und auch nicht politisch interessiert ist, für den wird es bei der Auswahl eng“, erklärt Dr. Susanne Garreis, Leiterin des explorhino Schülerlabors. Der Blick über den Tellerrand hinaus und ehrenamtliches Engagement spielen bei der Vergabe von Stipendien neben den Noten ebenfalls eine wichtige Rolle.
Benedikt Gundling studiert Mechatronik an der Hochschule Aalen und ist Stipendiat beim Aufstiegsstipendium. Sein Professor, Dr. Ulrich Schmitt, hatte ihn auf die Förderung für Studierende mit Berufsausbildung und -erfahrung hingewiesen. Daraufhin bewarb er sich erfolgreich. „Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, bewerbt euch unbedingt!“, rät Gundling. Das Besondere an der Förderung sei zum einen die hohe Unterstützungssumme, zum anderen aber auch das umfangreiche Angebot an Lehrgängen, Seminaren und Treffen.
Ähnliche Erfahrungen hat Johannes Hänle gemacht, der im fünften Semester Wirtschaftspsychologie studiert. Nach dem Abitur wurde er von seinem ehemaligen Rektor bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes vorgeschlagen und bekam eine Zusage. „Natürlich war die Freude riesig“, sagt der 26-Jährige. Damit hatte er nicht gerechnet, denn „sowas ist ja nur was für Einsnuller-Schüler?!“. Da es bei der Studienstiftung keine von vornherein festgelegte Quote gibt, haben jedoch alle Bewerber eine Chance auf die Förderung. Fast wichtiger als die Note sind dabei die Persönlichkeit und das Engagement. Zudem kann eine Bewerbung auch durch eigene Initiative oder den Vorschlag eines Hochschullehrenden erfolgen. Johannes Hänle ermutigt: „Meiner Erfahrung nach ist es vor allem wichtig, seine Person und Tätigkeit selbstbewusst zu präsentieren.“
Marion Wörner, die den Master Industrial Management studiert, wird bereits seit ihrem ersten Bachelorsemester von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert. Im Zuge ihrer Ausbildung und einem Seminar der IG Metall erfuhr sie von der Stiftung und bewarb sich noch während ihres Fachabiturs dort. Trotz ihrer anfänglichen Skepsis, nicht für ein Stipendium geeignet zu sein, hat sie es versucht. Und das mit Erfolg. Auch sie erhielt die Zusage und ist sehr froh über die finanzielle und ideelle Unterstützung der Stiftung. Eine große Besonderheit bei der Hans-Böckler-Stiftung ist, dass die Stipendiatinnen und Stipendiaten mitentscheiden, wer ein Stipendium erhält und dass viele aus dem zweiten oder dritten Bildungsweg gefördert werden.
Trotz der vielen Vorteile eines Stipendiums hält sich die Zahl der Bewerber vor allem von Hochschulen für angewandte Wissenschaften derzeit noch in Grenzen. „Wir wollen an der Hochschule künftig mehr Studierende direkt ansprechen und motivieren, sich auf ein Stipendium zu bewerben“, erklärt Prof. Dr. Florian Wegmann, der sich beim Cusanus-Werk, der Studienförderung der katholischen Kirche, als Gutachter engagiert.
Online-Infoabend am 22. Oktober
Am Donnerstag, 22. Oktober 2020, veranstaltet die Hochschule Aalen einen Online-Infoabend zum Thema Studienfinanzierung, bei dem neben dem Thema BAföG auch verschiedene Stipendienprogramme und Stiftungen vorgestellt werden. Stipendiaten erzählen von ihrem Weg zum Stipendium und teilen ihre Erfahrungen. Der Infoabend beginnt um 18.30 Uhr, nähere Informationen und der Link zum Einwählen sind unter www.hs-aalen.de/stipendium und in der Terminübersicht zu finden. Auf der Website der Hochschule Aalen können zudem die Voraussetzungen und Bewerbungsfristen zahlreicher Stiftungen eingesehen werden.
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