Alle Schüler*innen haben ein Recht auf Bildung – Schulen müssen so lange wie möglich offen bleiben
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) im Saarland hat in seiner jüngsten Stellungnahme erneut bestätigt, dass Schulen und Kitas, in denen die Vorgaben der geltenden Musterhygienepläne konsequent eingehalten werden, keine Hotspots der Übertragung von SARS-CoV-2 sind. Der Fernunterricht im Frühjahr (zum Großteil auch mit analogen Materialien) hingegen hat gezeigt, dass Kinder aus ärmeren Verhältnissen durch teilweise oder vollständige Schul- und Kitaschließungen benachteiligt werden. Denn Sie verfügen seltener über die notwendige technische Ausstattung und haben insbesondere auch keine Rückzugsräume – wie ein eigenes Zimmer – zum ungestörten Lernen zuhause. Jedes fünfte Kind im Saarland lebt in Armut oder ist von Armut bedroht. Fast die Hälfte der Kinder in Armut lebt in Wohnungen mit zu wenig Zimmern und zu wenig Platz, jedem siebten fehlt zuhause ein Ort zum Lernen. Außerdem können Eltern die notwendige Förderung und Unterstützung häufiger nicht leisten. Unter Schul- und Kitaschließungen leiden vor allem die wirtschaftlich schwächer gestellten Kinder, Jugendliche und ihre Familien.
Klar ist auch, dass die Digitalisierung im Schulbereich noch stärker vorangebracht werden muss. Auch Schule muss mit der Zeit gehen. Die Arbeitskammer hatte hier noch zur Jahresfrist erhebliche Rückstände festgestellt. Diese sind nicht über Nacht aufzulösen. Personalunterbesatz, technische Ausstattungsdefizite und auch noch ausstehende Weiterbildung brauchen Konzepte und müssen jetzt engagiert und mit den notwendigen Ressourcen angegangen werden. „Wir beobachten hier große Fortschritte, da von Bund und Land endlich die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Ich warne aber davor, in einem solchen Zustand des Übergangs unsere Kinder voreilig zu Versuchsobjekten zu machen. Digitalisierung muss zusätzlich zum Präsenzunterricht vorangebracht werden, kann für diesen aber dauerhaft kein vollwertiger Ersatz sein“, so Caspar.
„Für die saarländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist es existenziell, dass die Wirtschaft am Laufen bleibt. Darüber herrscht breite Einigkeit. Auch deshalb muss die Betreuung von Kindern verlässlich sichergestellt werden“, stellt der Vorstandsvorsitzende klar und weiter: “ Hier spielt auch der Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit eine gewichtige Rolle. Es sind oft die Mütter, die für die Übernahme der häuslichen Kinderbetreuung und für das Homeschooling beruflich kürzer treten und zurückstecken. Aus der betrieblichen Erfahrung wissen wir, dass Urlaubs- und Zeitkonten während des 1. Lockdowns bei vielen für die Kinderbetreuung während der Schul- und Kitaschließungen ausgeschöpft sind.“
In diesem Kontext betonte Caspar: „Ja, unsere Lehrer*innen, Erzieher*innen aber auch die Hauswirtschafterinnen und andere hier engagierte Kolleg*innen sind systemrelevant. Ihnen gebührt unser großer Dank und sie brauchen jetzt unsere Unterstützung. Die meisten saarländischen Lehrerinnen und Lehrer sind Beamte dieses Landes und haben berechtigterweise eine besondere Stellung in unserem Staat. Ihre Arbeitsplätze sind krisensicher und nicht von Kurzarbeit oder gar Insolvenzen betroffen. Wir als Arbeitskammer setzen uns seit Jahren dafür ein, dass prekäre Beschäftigung im Bildungssystem überwunden wird, mehr Stellen geschaffen und mehr pädagogisches Personal eingestellt wird. Diese Forderung bekräftige ich gerade in der aktuellen Krisensituation erneut. Denn es wird deutlicher denn je, dass wir gut personalisierte Betreuungseinrichtungen und Schulen brauchen um das Bildungssystem aufrecht zu erhalten“.
Die saarländische Landesregierung hat gemeinsam mit den zuständigen Gesundheitsämtern Hygienekonzepte für Schulen und Kitas erarbeitet. „Ich würde mir wünschen, dass es für alle Branchen Hygienekonzepte, eine adäquate Schutzausstattung und somit sichere Arbeitsplätze gibt“, so Jörg Caspar abschließend.
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