CO2 Neutralität mit Photovoltaik – Von Amazon Logistics lernen
Es geht aber auch anders und es gibt auch andere Gründe, die sich lohnen darüber Gedanken zu machen. Beim Onlineversandhändler Amazon sind in den letzten zehn Jahren die Versand- und Fulfillmentkosten in die Höhe geschossen: Die gesamten Logistikkosten zwischen 2009 und 2019 waren um mehr als das 20-fache gestiegen.
- Allein im letzten Jahr beliefen sich die Versandkosten des Unternehmens auf 37,9 Milliarden Dollar.
- Mit den Fulfillmentkosten (z.B. Kosten für den Betrieb und die personelle Besetzung von Fulfillment-Zentren) fügen sich weitere 40,2 Milliarden Dollar zu einer saftigen Logistikrechnung hinzu.
- Obwohl die Einnahmen von Amazon seit 2009 ebenfalls um mehr als das Zehnfache gestiegen sind, reichte das nicht aus, um den Anstieg der Logistikkosten auszugleichen. Im Jahr 2009 beliefen sich die Versand- und Fulfillmentkosten auf 15,6 Prozent des Nettoumsatzes.
Bis 2019 war dieser Anteil auf 27,9 Prozent gestiegen.
Wettbewerbsfähigkeit und die Eroberung von Marktanteilen hat nun mal seinen Preis. Daher überlässt Amazon nichts dem Zufall. Amazon ist nicht nur Spitzenreiter in den Forschungsausgaben, es investiert auch in den Ausbau seiner Robotik. Die Robotik ist nicht nur schneller und leistungsfähiger, sie ist auch weniger fehleranfällig und zuverlässiger. Die Idee dahinter: Je höher der Anteil der Automatisierung durch die Robotik, desto geringer der Anteil ihrer Personalkosten und desto niedriger die Vorteile billig verfügbarer Arbeitskräfte.
Auch im Bereich der Photovoltaik hat Amazon ebenfalls beeindruckende Fortschritte gemacht und ist in nur fünf Jahren von Null auf fast 330 Megawatt Energieleistung gestiegen. Dieses Jahr wird noch eine Solarfarm von 45 MW in Virginia fertiggestellt und soll jährlich 100.000 Megawatt sauberen Strom liefern. Aktuell sind Solarparks in Sevilla (Spanien) mit 149 MW, in Lee County, Illinois (100 MW) und in Northern Virginia (80 MW) geplant.
In den USA stand Amazon 2018 auf Platz 1 für die Anzahl der installierten Solaranlagen und auf Platz 2 für die insgesamt bis dato installierten Solaranlagen.
Weltweit verfügt Amazon nun über 70 Projekte (21 Wind- und Solarparks sowie 50 Solaranlagen auf Logistikzentren) der erneuerbaren Energien, mit einer Kapazität von schätzungsweise insgesamt 1.900 MW, die jährlich 5,3 Millionen Megawattstunden (MWH) klimaneutralen Strom bereitstellen.
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Das sind beachtliche Zahlen! Aber es zeigt einmal mehr, dass Amazon für die Zukunft, für den Ausbau seiner Marktdominanz neben
- Robotik und
- Automatisierung
auf
- Autonome Stromversorgung
setzt.
Hierbei steht nicht die Grüne Intralogistik, Nachhaltigkeit, CO2 Reduktion und Dekarbonisierung im Vordergrund – es ist in der noch jungen Dekade vor allem für die Vermarktung als Vorreiter im Bereich Umweltschutz ein bedeutender und marketingtechnisch positiver Nebeneffekt. Mehr aber auch nicht.
Es geht um die in Zukunft einhergehenden höheren Kosten für Umweltschutzauflagen, Stromspitzen (Infrastruktur und Netztstabilität) und CO2-Bilanz.
Die CO2-Bilanz, auch Treibhausgasbilanz oder CO2-Fußabdruck genannt, wird in Zukunft mehr an entscheidenden Einfluss gewinnen, wenn es in der CO2-Kennzeichnung von Waren und Dienstleistungen steuerliche wie kostentechnische Aufschläge erfährt.
Shipment Zero
So schreibt Amazon in seinem Blog: “Allein im Betrieb haben wir über 200 Wissenschaftler, Ingenieure und Produktdesigner, die sich ausschließlich damit beschäftigen, neue Wege zu finden, um unsere Größe zum Wohle der Kunden und des Planeten zu nutzen. Amazon hat das langfristige Ziel, seine globale Infrastruktur zu 100% mit erneuerbarer Energie zu versorgen, und wir machen dabei solide Fortschritte. Mit Verbesserungen bei Elektrofahrzeugen, Biokraftstoffen für die Luftfahrt, wiederverwendbaren Verpackungen und erneuerbaren Energien können wir nun zum ersten Mal einen Weg zu einer klimaneutralen Lieferung von Sendungen an Kunden sehen, und wir setzen uns das ehrgeizige Ziel, mit 50 % Klimaneutralität aller Amazon-Lieferungen bis 2030 zu erreichen. Wir nennen dieses Projekt Shipment Zero.“
Es wäre zu kurz gedacht, wenn wir annehmen würden, dass Amazon als moralischer Vorreiter für eine grüne Zukunft all die Mühen und Investitionen leistet. 200 Wissenschaftler, Ingenieure und Produktdesigner sind nicht dazu da, um eine grüne Zukunft vorzuleben, sondern den Umsatz und den Gewinn des Unternehmens zu sichern und zu steigern, Kosten zu reduzieren wo es geht, um so die Marktstellung für die Zukunft zu sichern und auszubauen.
Hierbei setzt Amazon auf 2 Säulen:
- Automatisierung mit Hilfe von Digitalisierung (Digitale Transformation), Smart Technology (vor allem Smart Factory), Internet of Things und Industrie 4.0.
- Autonomie in der Stromversorgung, die eigene Unabhängigkeit und Energieeffizienz steigern, Klimaneutralität
Photovoltaik ist autonome Stromversorgung
Sinkende Installationskosten und staatliche Förderprogramme haben die Akzeptanz und Skalierbarkeit von Solar als praktische Energiequelle für Unternehmen gefördert. Da die Kosten weiter sinken, wird erwartet, dass die Akzeptanzraten der Unternehmen steigen werden, was diesen korrelativen Trend fortsetzt.
Der Bundesverband Erneuerbare Energie BEE geht davon aus, dass Solarenergie bis 2030 in Deutschland mit 100 Gigawatt (GW) die größte installierte Kapazität der Erneuerbaren haben wird. Auf Platz zwei und drei folgen die Windkraftanlagen (On- & Offshore) mit 59 GW und Bioenergie mit 6 GW. Wasserkraft und Geothermie teilen sich Platz vier mit jeweils 0,5 GW.
Photovoltaik ist gerade zu prädestiniert für das produzierende Gewerbe, Maschinenbau und Logistik, mit seinen großen Flächen und Hallen.
Industrie-Netzwerk
Man muss nicht Amazon sein und die Weichenstellung mit dem European Green Deal durch die EU-Kommission und ihrer Präsidentin Ursula von der Leyen sind ein starkes Signal für die europäische Wirtschaft.
Jetzt liegt es an uns, die verschiedenen Kompetenzen aus
- Intralogistik,
- Photovoltaik und
- Digitale Transformation
zusammenzubringen.
Vor allem die deutsche Wirtschaft hat die besten Voraussetzungen hierfür. Jetzt gilt es, das Know-how zu nutzen und gemeinsam mit Europa den Wirtschafts- und Wettbewerbsvorteil aufzuholen und auszubauen.
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