IKARUS-Preisträger 2020 – die Auszeichnung für eine herausragende Theaterinszenierungen für Berliner Kinder- und Jugendliche
Gunnar Güldner, Geschäftsführer des JugendKulturService, überreichte anschließend den symbolischen Scheck in Höhe von 5.000 €. Die Laudation wurde von Jurymitglied Gerhard Drexel verlesen.
Mit der Verleihung des diesjährigen IKARUS wird die überaus wichtige bildungspolitische Rolle des Kinder- und Jugendtheaters in Zeiten einer weltumspannenden Pandemie und damit einhergehenden Unsicherheiten und gesellschaftlichen Erosionen noch einmal deutlich hervorgehoben.
Die vergangenen Monate und Wochen haben gezeigt: Kinder und Jugendliche brauchen Theater als Ort der Begegnung, als Raum, der Welten öffnet, Kreativität freisetzt und hilft Erlebnisse zu verarbeiten. Theater mit ihren bildungspolitischen Angeboten stärken und unterstützen Kinder und Jugendliche und damit auch Familien und Bildungseinrichtungen, die sich in der aktuellen Situation in einem fortwährenden Zustand der Überforderung befinden.
Dies wird noch einmal in dem Glückwunsch von Frau Sigrid Klebba an die Preisträger*innen des Theaterkollektiv Zirkusmaria unterstrichen: "Die Corona-Pandemie trifft die Berliner Kinder- und Jugendtheater hart. Umso wichtiger ist es, dass wir mit dem IKARUS ein Schlaglicht auf die wunderbare, vielfältige und engagierte Kinder- und Jugend-Theaterszene in unserer Stadt lenken und deutlich machen, wie groß ihre Bedeutung für die kulturelle Bildung von Kindern ist. Theater erzählt Geschichten, weckt Emotionen und regt zum Nachdenken an. Kein digitales Angebot, und sei es noch so professionell, kann das direkte Erlebnis eines Theaterbesuchs ersetzen. Mein herzlicher Glückwunsch geht an das Theaterkollektiv Zirkusmaria, das in diesem Jahr den Ikarus für seine poetische und phantasievolle Inszenierung von „Das hässliche Entlein“ erhält."
Wiebke Alphei und Julia Brettschneider, die den Preis für Zirkusmaria entgegennehmen, freuen sich über die Auszeichnung und verdeutlichen zugleich:
"Für uns ist der IKARUS ein ganz wichtiger Preis; weil er ein Berliner Preis ist und wir eine Berliner Theatergruppe sind, die ihre Stücke ganz explizit für die Kinder der Stadt gestaltet. Berlin lässt uns kreativ werden, durch die Orte, die wir begehen, durch die Menschen, denen wir begegnen. Berlin inspiriert uns und gibt uns die Freiheit, die es braucht, um Kindern Zaubern beizubringen.
Theater ist ein kollektives Ereignis und wir gestalten Theater für Kinder partizipativ. Es geht uns darum den Kindern ein soziales, kollektives und empowerndes Ereignis zu gestalten, sich in Relation zu anderen Kindern zu erleben und so Neues über die Welt und sich selbst in dieser erfahren können. Wir laden die Kinder in unseren Inszenierungen ein zum Teilhaben, zum Mitdenken, zum Kreativ werden, zum Gestalten, zum Wundern. Gerade in Zeiten heftiger Verunsicherung, ist kultureller Austausch, kreatives Miteinander, witziger Quatsch, Zauberei so wichtig, so gesund. Stattdessen verkümmert der Theaterbesuch zu etwas Exklusivem, etwas, wo nur wenige Glück haben eine Karte zu bekommen, weil die kleinen Theaterräume, in denen wir zum Beispiel zuhause sind, nur für max. 10 Besucher*innen zugelassen sind. Wir haben im März zum letzten Mal in unserem Kiez-Theater "Expedition Metropolis" eine Vorstellung gespielt. Wann werden wir dort wieder Veranstaltungen stattfinden lassen können?
Wo bleiben wir? Wo bleiben die Kinder? Wo bleibt das soziale Gefüge? Wo bleibt die Anerkennung, die die Kunst für Kinder als äquivalent systemrelevant einstuft?"
In der Laudatio der Jury heißt es:
Mit „Das hässliche Entlein“ hat Zirkusmaria eine Inszenierung auf die Bühne gebracht, die das junge, das ältere wie das professionelle Publikum gleichsam in Staunen und Begeisterung versetzt. Philosophisch und poetisch interpretieren sie Christian Andersens Märchen neu, oder: erzählen es nach, aus ganz persönlichen Perspektiven: „Maria, wie erinnerst du dich an das Märchen? Ich erinnere mich so.“ Dieser gelungene, offene Einstieg ermöglicht es, während des ganzen Stückes die Vorlage zu hinterfragen, zu verändern und neu zu deuten. So legen Zirkusmaria den Fokus, statt auf die Ausgrenzung des hässlichen Entleins, vielmehr darauf, dass Unterschiede zwar existieren, aber doch völlig normal sind! So wird ein Märchen aus alten Zeiten zu einem Gedankenexperiment, das leichtfüßig im Labor der Kindheit ausgetragen werden kann.
Liebevoll gestaltete großformatige Flach- und Faltfiguren von Polina Soloveichik werden von den Schauspielerinnen Wiebke Alphei und Julia Brettschneider geschickt und liebevoll zum Leben erweckt. Frederike Hellmann als Live-Musikerin unterstützt das Geschehen, setzt wichtige Akzente und sorgt für eine unvergessliche Atmosphäre, voll stiller Bilder und poetischer Kraft.
Die Verleihung des IKARUS der Jugendjury musste 2020 leider ausgesetzt werden, da es den jugendlichen Jurymitgliedern aufgrund der aktuellen Situation leider nicht möglich war, alle nominierten Stücke zu sehen. Stattdessen wird eine Reportage mit Blick in die Theater und dort geführten Interviews entstehen, der als Hörbeitrag und Resümee Endes Jahres online erscheinen wird.
Weitere Informationen zum IKARUS 2020 hier www.jugendkulturservice.de sowie zum Preisträgerkollektiv Zirkusmaria hier www.zirkusmaria.de
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