Inflationsrate im Oktober 2020 bei -0,2 %
Verbraucherpreisindex, Oktober 2020
-0,2 % zum Vorjahresmonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)
+0,1 % zum Vormonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)
Harmonisierter Verbraucherpreisindex, Oktober 2020
-0,5 % zum Vorjahresmonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)
0,0 % zum Vormonat (vorläufiges Ergebnis bestätigt)
Die Inflationsrate in Deutschland − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat – lag im Oktober 2020 bei -0,2 %. Damit war die Inflationsrate zum dritten Mal in diesem Jahr leicht negativ (Juli 2020: -0,1 %, September: -0,2 %). Eine niedrigere Rate wurde zuletzt im Januar 2015 mit -0,3 % beobachtet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, stiegen die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vormonat September 2020 leicht um 0,1 %.
Senkung der Mehrwertsteuersätze zum 1. Juli 2020 dämpft weiterhin die Preisentwicklung
Ein Grund für die negative Inflationsrate war weiterhin die temporäre Senkung der Mehrwertsteuersätze, die als eine Maßnahme des Konjunkturpakets der Bundesregierung zum 1. Juli 2020 umgesetzt wurde und sich seitdem im Vorjahresvergleich dämpfend auf die Verbraucherpreise auswirkt.
Waren verbilligten sich binnen Jahresfrist um 1,5 % infolge niedriger Energiepreise
Waren insgesamt verbilligten sich von Oktober 2019 bis Oktober 2020 um 1,5 %. Ursächlich hierfür sind vor allem die Preisrückgänge bei Energieprodukten (-6,8 %). Im Vorjahresvergleich verringerten sich insbesondere die Preise für Heizöl (-37,2 %) und Kraftstoffe (-10,7 %). Die Preise für Nahrungsmittel hingegen erhöhten sich binnen Jahresfrist um 1,4 %. Teurer waren vor allem Fleisch und Fleischwaren (+4,1 %) sowie Obst (+3,8 %), billiger insbesondere Speisefette und Speiseöle (-3,5 %). Merklich teurer waren zudem Tabakwaren (+5,4 %). Deutlich günstiger waren auch einige Gebrauchsgüter wie Telefone (-6,7 %), Geräte der Informationsverarbeitung (-5,3 %) und der Unterhaltungselektronik (-5,0 %).
Inflationsrate ohne Energieprodukte +0,6 %
Die deutlichen Preisrückgänge bei Energieprodukten gegenüber dem Vorjahresmonat wirkten sich dämpfend auf die Inflationsrate aus: Ohne Berücksichtigung der Preise für Energieprodukte hätte die Inflationsrate im Oktober 2020 bei +0,6 % gelegen.
Dienstleistungen verteuerten sich binnen Jahresfrist um 1,0 %
Die Preise für Dienstleistungen insgesamt erhöhten sich im Oktober 2020 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,0 %. Bedeutsam für diese Preisentwicklung war die Erhöhung bei den Nettokaltmieten (+1,4 %), da private Haushalte einen großen Teil ihrer Konsumausgaben dafür aufwenden. Zudem erhöhten sich einige Preise für Leistungen mit geringerer Bedeutung noch stärker: Zum Beispiel stiegen die Preise für Sparkassen- und Bankgebühren (+6,4 %), Dienstleistungen der häuslichen Pflege (+6,6 %) oder das Entgelt für Glücksspiel (+13,7 %). Letzteres ergibt sich insbesondere aus den höheren Preisen beim Lotto „6 aus 49“. Hingegen wurden Fahrkarten im Fernverkehr erheblich günstiger (-17,1 %), bedingt vor allem auf die bereits seit Jahresbeginn abgesenkte Mehrwertsteuer für Bahnfernfahrten von 19 % auf 7 %.
Steigende Preise für Heizöl und Gemüse im Vormonatsvergleich
Im Vergleich zum September 2020 stieg der Verbraucherpreisindex insgesamt im Oktober 2020 nur gering um 0,1 %. Unter den Energieprodukten mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher insbesondere mehr für Heizöl (+3,2 %) bezahlen, nachdem die Heizölpreise im September 2020 gegenüber dem Vormonat um 6,9 % gefallen waren. Bei den Nahrungsmitteln (+0,4 %) wurde im Oktober 2020 binnen Monatsfrist insbesondere Gemüse teurer (+3,1 %). Hingegen führten die höheren Zuschüsse der Krankenkassen für Zahnersatz bei gesetzlich Versicherten zu sinkenden Preisen für zahnärztliche Dienstleistungen (-5,0 %).
Inflationsrate im Euroraum voraussichtlich bei -0,3 %
Der für den internationalen Vergleich berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland (HVPI) lag im Oktober 2020 um 0,5 % unter dem Stand von Oktober 2019. Nach der Schnellschätzung von Eurostat vom 30. Oktober 2020 lag die Inflationsrate im Euroraum bei -0,3 %. Nächster Veröffentlichungstermin für den HVPI ist der 18. November 2020. Die HVPI-Ergebnisse aller europäischen Länder finden Sie auf den Eurostatseiten.
Methodische Hinweise:
Die Inflationsrate wird seit Juli 2020 durch die Weitergabe der Mehrwertsteuersenkung beeinflusst. Dies kann sich auf die Preisveränderung zum Vorjahresmonat insgesamt und unterschiedlich auf die einzelnen Gütergruppen auswirken. Siehe Pressemitteilung Nr. 215 vom 15. Juni 2020 beziehungsweise Nr. 305 vom 13. August 2020. Es ist allerdings nur schwer messbar in welchem Umfang die niedrigeren Steuersätze an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben wurden, da auch viele andere Faktoren die Preisentwicklung beeinflussen. Die temporäre Senkung der Mehrwertsteuersätze stellt die Verbraucherpreisstatistik zudem vor besondere Herausforderungen, speziell aufgrund der unterschiedlichen Handhabung in den einzelnen Geschäften. Bei der Interpretation der Ergebnisse für September 2020 ist zu berücksichtigen, dass sich die Auswirkungen nicht mehr unmittelbar im Vormonatsvergleich ablesen lassen.
Durch die erneuten Maßnahmen zur Einschränkungen der Corona-Pademie seit dem 2. November 2020 kommt es zu verstärkten Ausfällen bei der monatlichen Preiserhebung. Die Oktober-Ergebnisse sind noch nicht davon beeinträchtigt. Nähere Informationen zu den Verfahrensweisen während der Corona-Krise sowie deren Auswirkungen auf die Preiserhebung enthält unser Methodenpapier.
Krisenmonitor ermöglicht Vergleich zwischen Corona-Krise und Finanz- und Wirtschaftskrise
Der Verbraucherpreisindex ist auch Teil des "Krisenmonitor", mit dem das Statistische Bundesamt die Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren in der Corona-Krise und in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gegenüberstellt. Der Krisenmonitor ergänzt die Sonderseite Corona-Statistiken, die statistische Informationen zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie bündelt.
Deutsche EU-Ratspräsidentschaft im Bereich Statistik
Seit dem 1. Juli leitet das Statistische Bundesamt im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft unter dem Vorsitz von Präsident Dr. Georg Thiel die Ratsarbeitsgruppe Statistik. Über unsere Aktivitäten im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft informieren wir auf der Sonderseite www.destatis.de/eu2020.
Europäische Statistiken finden Sie in unserem Datenangebot "Europa in Zahlen".
Weitere Informationen zur Verbraucherpreisstatistik bietet die Fachserie 17, Reihe 7 "Verbraucherpreisindizes für Deutschland" sowie der monatliche Onlinebericht "Harmonisierte Verbraucherpreisindizes". Detaillierte Daten zur Verbraucherpreisstatistik können über die Tabellen Verbraucherpreisindex (61111-0004) und (61111-0006) sowie Harmonisierter Verbraucherpreisindex (61121-0002) und (61121-0004) in der Datenbank GENESIS-Online abgerufen werden.
Statistisches Bundesamt
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