Gesundheit & Medizin

Konventionelle und komplementäre Medizin auf wissenschaftlicher Basis vereinigen

Forschungs- und Praxisinitiative „Komplementäre und Integrative Gesundheitsversorgung in Baden-Württemberg (KIG BaWü)" startet / Erforschung naturheilkundlich-komplementärer Ansätze wie pflanzliche Präparate, Nahrungsergänzungsmittel, vegane Ernährung, Akupunktur und Entspannungsverfahren / Patientenversorgung „Hand in Hand" mit der konventionellen Medizin / Land fördert Klinik- und Expertenverbund mit 1,16 Millionen Euro

Wissenschaftler der vier baden-württembergischen Universitätskliniken und rund zwanzig Kliniken mit Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten haben sich zusammengeschlossen zur Initiative „Komplementäre und Integrative Gesundheitsversorgung in Baden-Württemberg (KIG BaWü)". Ziel ist es, konventionelle Medizin optimal durch naturheilkundliche und weitere komplementärmedizinische Behandlungskonzepte zu ergänzen und somit Patienten zukünftig „Hand in Hand" zu versorgen. Das Land fördert KIG BaWü als Beitrag zum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg mit 1,16 Millionen Euro für 22 Monate. Sprecherin von KIG BaWü ist Professorin Dr. Yvonne Samstag, Inhaberin der Professur für Zelluläre Immunologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg.

Die unterstützende Behandlung von Krebserkrankungen, die Stabilisierung von Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen und die Behandlung von Atemwegs- und Harnwegsinfektionen sind wichtige Anwendungs- und Forschungsfelder für die Etablierung einer Integrativen Medizin. Viele Menschen sind von diesen Krankheitsbildern betroffen. Komplementärmedizinische Konzepte können z.B. dazu beitragen, Lebensqualität zu verbessern, Nebenwirkungen onkologischer Therapien zu lindern und den Betroffenen zu einem gesundheitsfördernden Lebensstil anregen.

Ziel von KIG BaWü ist es, das Erfahrungswissen zusammenzustellen und erfolgversprechende Ansätze interdisziplinär zu erforschen, um letztlich Ärzten und Patienten konkrete Konzepte für eine integrative Gesundheitsversorgung zur Verfügung zu stellen. Dies wird von Patienten und Selbsthilfegruppen seit langem intensiv gefordert. Ein solches Angebot fehlt bisher jedoch weitgehend.

Mit Hilfe neuer wissenschaftlicher Methoden und Testverfahren sollen ferner die funktionellen Effekte und Wirkungsmechanismen von pflanzlichen Präparaten, Nahrungsergänzungsmitteln, veganer Ernährung, Akupunktur und Entspannungsverfahren erforscht werden. Gleichzeitig soll die praktische Anwendung einzelner Verfahren im Rahmen von Versorgungsforschungsstudien evaluiert werden. Die Erkenntnisse fließen in medizinische und interprofessionelle Aus-, Weiter- und Fortbildungsformate innerhalb und außerhalb der Universitätsklinika ein.

Verbindung von Grundlagenforschung und Patientenversorgung

Das Projekt verbindet in einzigartiger Weise Grundlagenforschung mit klinischer Forschung und Versorgungsforschung und ermöglicht damit zugleich eine Stärkung des Forschungsstandorts Baden-Württemberg: „Die Vereinigung von konventioneller und komplementärer Medizin auf wissenschaftlicher Basis ist ein Gebot der Stunde. Therapeutische Erfahrung und wissenschaftliche Evidenz im Sinne einer Integrativen Gesundheitsversorgung auf breiter Basis zusammenzubringen, ist ein innovativer Ansatz. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen, aber dieses Konzept ist zukunftsweisend und vielversprechend", sagt Professorin Dr. Yvonne Samstag, Sprecherin des Projektkonsortiums. Zugleich ist sie Sprecherin des Promotionskollegs der Landesgraduiertenförderung „Aufklärung von molekularen Wirkmechanismen als Fundament für eine evidenzbasierte Komplementäre und Integrative Medizin".

Der Mitinitiator, Dr. Thomas Breitkreuz, Ärztlicher Leiter des Paracelsus-Krankenhauses, betont, dass sich das Projekt auch globalen gesundheitspolitischen Herausforderungen stellt. Dazu gehört u.a. die weltweite Herausforderung der Antibiotika-Resistenz. „Es geht uns nicht darum, die Verordnung von Antibiotika bei lebensbedrohlichen Erkrankungen zu vermeiden, sondern dazu beizutragen, dass diese auch in Zukunft wirksam sind. Viele Resistenzen entstehen durch eine nach heutigem Wissenstand zu häufige, nicht indizierte Antibiotikaverordnung bei viralen oder leichteren Infekten, bei denen auch mit Methoden der Komplementärmedizin eine gute Linderung und Ausheilung stimuliert werden kann."

Die Förderung von KIG BaWü durch das Ministerium für Soziales und Integration erfolgt im Rahmen des „FORUM Gesundheitsstandort Baden-Württemberg", einer interministeriellen Initiative der Landesregierung. Insgesamt stellt das Land 50 Millionen Euro für die Umsetzung von Projekten aus dem FORUM Gesundheitsstandort Baden-Württemberg für 2020 und 2021 bereit.

Über das KIG BaWü

Zur Umsetzung dieser Forschungs- und Praxisinitiative bündeln das Akademische Zentrum für Komplementäre und Integrative Medizin (AZKIM) und das Kompetenznetz Integrative Medizin (KIM) zukünftig ihre Kräfte.

AZKIM (Sprecherin: Prof. Dr. Yvonne Samstag) ist ein überregionaler Zusammenschluss von Ärzten und Wissenschaftlern an den vier Universitätsklinika Heidelberg (Prof. Dr. Yvonne Samstag, Immunologie), Tübingen (Prof. Dr. Stefanie Joos (Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung), Freiburg (Prof. Dr. Roman Huber, Innere Medizin und Naturheilkunde) und Ulm (Em. Prof. Dr. Thomas Simmet und Prof. Dr. Tatjana Syrovets, Klinische Pharmakologie und Naturheilkunde)

Im KIM (Sprecher: Dr. Thomas Breitkreuz) haben sich namhafte Kliniken und ambulante Netze in Baden-Württemberg mit Erfahrung in Integrativer Medizin zusammengeschlossen.

Internet

www.azkim.de

www.kim-bw.de

www.forum-gesundheitsstandort-bw.de

Über Universitätsklinikum Heidelberg

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich circa 80.000 Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg rund 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion.

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