Reiseland Rheinland?
„Wir sind mit der ersten digitalen LVR-Kulturkonferenz sehr zufrieden und freuen uns darüber, dass das neue Veranstaltungsformat so gut angekommen ist. Dass wir mit unserer Themenwahl in diesem Jahr so ins Schwarze treffen, war uns zum Zeitpunkt der Themenfindung in 2019 natürlich noch nicht klar. In den Gesprächen und den Vorträgen wurde deutlich, wie stark sich derzeit alles im Umbruch befindet. Durch die gegenwärtige Situation werden wir ‚gezwungen‘, vieles auf den Prüfstand zu stellen. Die Antwort auf die Frage ‚Kulturland. Rheinland. Wohin geht die Reise?‘ lautet: ‚Vor die eigene Tür‘. Das Exotische liegt heute nahe. Noch nie sind Menschen so viel gereist. Trotzdem – oder gerade deswegen ist die Sehnsucht nach der wahren, authentischen Entdeckung in der Nähe heute größer denn je. Deswegen ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt für die Auseinandersetzung.“, bilanzierte Milena Karabaic, LVR-Dezernentin Kultur und Landschaftliche Kulturpflege.
So wurden während der Konferenz dann auch Fragen zur Ansprache der Besucher und Besucherinnen und neuen Konzepten in der Corona-Krise diskutiert, die eine große Herausforderung darstellen. Hier erhielten die Teilnehmenden unter der Überschrift „Fokus Kulturtourismus: Wandel, Trends und Krisen“ von Matthias Burzinski, Tourismus-Manager, verschiedene Perspektiven zur Tourismus- und Kulturbranche, die sich bereits auf die neue Situation eingestellt hat. Laut Prof. Dr. Edgar Kreilkamp, Lehrstuhl für Tourismusmanagement an der Leuphana Universität Lüneburg, sind konkret Tendenzen zum nachhaltigen Tourismus zu beobachten, die in neuen touristischen Aktivitäten und dem Urlaub vor der eigenen Haustür besonders sichtbar werden.
In der Kurzumfrage „Zielgruppe Kultur: wer, wo und wie?“ befragte Dr. Yvonne Pröbstle, Kulturmanagerin, die Teilnehmenden zum Wachstumspotenzial verschiedener Typen von Kulturtouristinnen und -touristen. Hier war spannend zu sehen, dass die Teilnehmenden besonders viel Potenzial in der Zielgruppe der „aufgeschlossenen Entdecker“ sehen. Hierunter versteht man Personen, die sich für sogenannte Geheimtipps interessieren und sich selbst nicht als Touristen sehen. Eine gute Ansprache gelingt hier über die Locals: Influencer und Social Media-Aktive vor Ort.
Ein neues App-Projekt „RheijnLand.Xperiences“ stellte Marianne Hilke vom LVR-Archäologischer Park Xanten / LVR-RömerMuseum unter „Kultur erleben: zuhause, digital und anderswo“ vor. Sofias Smuggling ist ein interaktives und niederschwelliges Spiel für Museumsgäste, das Aspekte der Gamifizierung und des Storytellings miteinander verbindet. Dass ein solches Format animierend sein kann, liegt laut Dr. Katja Drews, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zukunftszentrum Holzminden-Höxter, auch daran, dass weniger kulturaffine Menschen auf Reisen in der Rolle der Touristinnen und Touristen eher bereit sind, kulturelle Themen zu rezipieren.
Die Vor- und Nachteile von Themenjahren wurden in „Smarte Allianzen: Kooperationen, Netzwerke und Verbünde“ von Prof. Dr. Thomas Schleper, LVR-Kulturverwaltung und Claudia Hessel, Gründungsmitglied und Vorstand der Kölner Offenbach-Gesellschaft, in den Blick genommen. Das Offenbach-Jahr 2019 und Bauhaus-Jubiläum 2019, zwei repräsentative Projekte, zeigten die Potenziale und Chancen für Kulturinstitutionen auf. Diese liegen vor allem in den Synergieeffekten, der Nachhaltigkeit und der Chance, bislang unbekanntere Themen zu platzieren.
Ausgewählte Inhalte der LVR-Kulturkonferenz inklusive der Videobotschaften der LVR-Direktorin Ulrike Lubek und Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, stehen Online zur Verfügung.
Seit 2013 bietet der LVR mit dieser vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Veranstaltung die Chance zur Vernetzung, Kommunikation und Fortbildung im Rheinland. Die nächste Konferenz ist für den Sommer 2021 geplant.
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet als Kommunalverband mit rund 19.000 Beschäftigten für die 9,7 Millionen Menschen im Rheinland. Mit seinen 41 Schulen, zehn Kliniken, 20 Museen und Kultureinrichtungen, vier Jugendhilfeeinrichtungen, dem Landesjugendamt sowie dem Verbund Heilpädagogischer Hilfen erfüllt er Aufgaben, die rheinlandweit wahrgenommen werden. Der LVR ist Deutschlands größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen und engagiert sich für Inklusion in allen Lebensbereichen. „Qualität für Menschen“ ist sein Leitgedanke.
Die 13 kreisfreien Städte und die zwölf Kreise im Rheinland sowie die StädteRegion Aachen sind die Mitgliedskörperschaften des LVR. In der Landschaftsversammlung Rheinland gestalten gewählte Mitglieder aus den rheinischen Kommunen die Arbeit des Verbandes.
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