11. Dezember: Geburtstag von Barbara Gonzaga und Graf Eberhard im Bart
Geburtstag oder Namenstag
Ein Kind zur Welt zu bringen war im Mittelalter nicht nur Grund zur Freude. Die Angst, das Leben der Mutter oder des Kindes oder von beiden zu verlieren, schwang immer mit. Eine von acht Frauen starb bei der Geburt eines ihrer Kinder und gut ein Drittel der geborenen Kinder überlebte das erste Lebensjahr nicht. Es war daher aus Sicht der Menschen nicht sinnvoll, dem Geburtstag viel Bedeutung beizumessen. Viel wichtiger war hingegen der Namenstag. In der Regel wurden die Kinder nämlich kurz nach der Geburt getauft, auch weil ein ungetauftes Kind keinen Zugang zum Paradies erhielt. Meist bekam dann das getaufte Kind den Heiligennamen, dem dieser Tag gewidmet war. Die Heilige oder der Heilige waren von nun an Schutzpatron des Täuflings. Erst durch die Taufe war das Neugeborene ein vollständiges Mitglied der Familie, weshalb von vielen – auch berühmten Menschen – der Geburtstag gar nicht bekannt ist.
Dynastische Namen
In Adelshäusern war es allerdings üblich, den Kindern dynastische Namen zu geben. Bei den Württembergern waren es in dieser Epoche die Namen Ulrich, Ludwig oder Eberhard. Barbara Gonzaga wurde nach ihrer Mutter Barbara von Brandenburg benannt. Ob allerdings Eberhard von Württemberg oder Barbara Gonzaga von Mantua jemals ihren Namenstag gefeiert haben, ist nicht bekannt. Dagegen hat sich ein Brief erhalten, in dem Barbara Gonzaga am Tag vor ihrem 9. Geburtstag ihre Mutter um Salz und Geld bittet. Beides sollte – wie in jedem Jahr – anlässlich ihres Geburtstages an die Armen als Almosen verteilt werden. Offensichtlich gab es die Tradition, am Geburtstag nicht nur Geschenke zu erhalten, sondern auch solche zu machen.
Geboren am gleichen Tag
Obwohl dem Geburtstag selbst nicht so viel Bedeutung beigemessen wurde, galt es im Fall Barbara Gonzagas und Graf Eberhards doch als Zeichen der Vorsehung, dass sie beide am gleichen Tag zur Welt gekommen waren. Am 11. Dezember 1445 wurde Eberhard im Schloss zu Urach als Sohn Graf Ludwigs von Württemberg und Gräfin Mechthilds von der Pfalz geboren. Graf Ludwig hielt sich zu der Zeit in Herrenberg auf. Der Bote, der ihm die frohe Nachricht überbrachte, erhielt einen „Bottenlohn“ von 15 Gulden, was ungefähr zwei Jahreslöhnen eines Handwerkers entsprach. Acht Tage später fand in der Amanduskirche in Urach Eberhards Taufe statt. Genau zehn Jahre nach Eberhards Geburt kommt in Mantua die Tochter von Markgraf Ludovico Gonzaga und Markgräfin Barbara von Brandenburg zur Welt. Barbara von Brandenburg teilt eine Woche später die Geburt des Mädchens einem ihrer Söhne in einem Brief mit.
Erste Kontakte und die Hochzeit
Am 1. April 1474 trafen die beiden erstmals aufeinander – also ein paar Tage vor ihrer Trauung. Rein äußerlich scheinen die zukünftigen Eheleute einen besonderen Eindruck hinterlassen zu haben. Während Barbara als „sehr schön, sehr dick“ beschrieben wird, ist von Eberhard die Beschreibung „mager, stark behaart, mit einer Adlernase und mit ziemlich guten Gesichtszügen“ erhalten. Die Körperfülle Barbaras scheint Eberhard nicht gestört zu haben, da diese als ein Zeichen für Fruchtbarkeit galt und Eberhard damit auf einen Thronfolger hoffen konnte. Nur kurze Zeit nach ihrer ersten Begegnung fand die Trauung im Dom zu Mantua statt und der Ehevertrag wurde abgeschlossen. Die Unterschrift der Braut sucht man darauf jedoch vergeblich – diese galt wie bei einem Kaufvertrag nur als Gegenstand des Vertrages, nicht aber als Vertragspartnerin. Drei Monate später erreichte die Braut ihre neue Heimat und die Heirat wurde durch ein prächtiges Fest besiegelt.
Zurückgezogen im alter
Ob das Omen des gemeinsamen Geburtstags nun Wirkung hatte? Zunächst offenbar schon. Zumindest schreibt der mantuanische Gesandte Konrad von Hertenstein, dass sie fröhlich seien und gesund, alle Tage miteinander speisten und – was er als ungewöhnlich empfand – dabei sich an den Händen hielten. Leider führte der Tod des einzigen gemeinsamen Kindes zur Entfremdung der Eheleute. Eberhards Beteiligung an Kriegszügen, sein politisches Engagement und die damit verbundene Abwesenheit hatte zur Folge, dass Barbaras vereinsamte. Sie zog sich schließlich immer mehr vom höfischen Leben zurück und lebte in ihren Enklaven auf dem Hasenhof bei Waldenbuch oder bei den Dominikanerinnen im Kloster Kirchheim.
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