29. Dezember 1816: Königin Katharinas Kampf gegen Armut und Not
Württemberg im Ausnahmezustand
1816 war für Württemberg ein schweres Jahr: Das Land befand sich in einer tiefen Krise, die Folgen der Napoleonischen Kriege lasteten auf dem Königreich. Da brach 1815 in Indonesien der Vulkan Tambora aus. Das Ereignis am anderen Ende der Welt veränderte Europa und Württemberg: 1816 ging als das „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein. Ein äußerst kalter Sommer führte zu Missernten. Daraufhin explodierten die Lebensmittelpreise; Nahrung war für viele Menschen unbezahlbar geworden. Die Württemberger litten unter Hunger, Arbeitslosigkeit und Krankheit. Das Schicksal ihrer Untertanen berührte Königin Katharina und König Wilhelm I., die erst seit wenigen Monaten an der Spitze des württembergischen Staats standen.
Kampf gegen Armut und Krankheit
In dieser Notlage wollte das Königspaar seinen Untertanen helfen. Katharina und Wilhelm riefen zahlreiche Projekte ins Leben, die bis heute bestehen: Die Gründung der Universität Hohenheim, das Cannstatter Volksfest, das Katharinenhospital in Stuttgart – all das und noch mehr verdankt Württemberg der Initiative des Königspaars. Ein Herzensprojekt Katharinas war die Bekämpfung von Armut und Krankheit. Am 29. Dezember 1816 empfing Königin Katharina von Württemberg zahlreiche Ehrengäste im Alten Schloss in Stuttgart. Die junge Herrscherin präsentierte ihnen ein Konzept, das Elend und Not den Kampf ansagte – die Gründung einer „Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins“. Bereits im Januar 1817 wurde die Zentralleitung offiziell gegründet und begann mit der Arbeit.
HILFE IN DER NOT
Die Hauptaufgabe der Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins war es, die aktuelle Krise zu überwinden. In jedem Ort des Landes sollte ein Wohltätigkeitsverein gegründet werden. Durch die Einrichtung neuer Arbeitsstellen sollte zudem zukünftiger Not vorgebeugt werden. „Arbeit statt Almosen“, so lautete die Devise Katharinas. Das Vorhaben der Königin stieß auf breite Resonanz. Denn, so der 1817 veröffentlichte Aufruf, „(d)ie schweren Lasten des Kriegs, mißrathene Erndten und schlechte Weinjahre, welche so viele Familien ins Unglück stürzten, haben in mancher theilnehmenden Seele den Wunsch erregt, auch in Würtemberg Vereine zu bilden, um der Wohltätigkeit der Einzelnen eine Richtung zu geben, wodurch das Elend nicht nur für den Augenblick erleichtert, sondern künftig, wo möglich, in seinen echten Keimen unterdrückt werde.“ Schon zwei Jahre später war in allen 64 württembergischen Oberämtern Bezirkswohltätigkeitsvereine gegründet worden. Der 29. Dezember 1816 gegründete Verein besteht bis heute: Das „Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg“ ist ein bedeutender Träger der Altenhilfe in Baden-Württemberg.
HELD ODER HELDIN 2020 GESUCHT
Königin Katharina ist eine von vier historischen Personen der Landesgeschichte, die in schwierigen Situationen ihr Leben und ihre Aufgaben meistern mussten. Deren Leben und Wirken nehmen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zum Anlass für die Aktion #heldenhaft2020 – und fragen: Wer ist heute eine Heldin oder ein Held? Wer hat sich in Corona-Zeiten heldenhaft verhalten? Wer einer persönlichen Heldin oder einem Helden eine Freude machen oder Danke sagen möchte, kann sich per Mail unter heldenhaft2020@ssg.bwl.de oder per Post bei den Staatlichen Schlössern und Gärten melden. Die ausgewählte Person erhält dann als Geschenk eine Schlosscard. Das Gutscheinheft öffnet die Tore von 26 Schlössern, Klöstern und Gärten und gilt ab dem ersten Besuch ein Jahr lang. Die gesamte Aktion ist interaktiv und partizipativ angelegt: Alle sind eingeladen, von den Heldinnen und Helden zu erzählen, die sie beschenken wollen – und sie damit in die neue „Heldengalerie 2020“ bei Facebook oder Instagram unter #heldenhaft2020 aufnehmen zu lassen.
DER HISTORISCHE HINTERGRUND
Mit der Aktion „Held oder Heldin 2020 gesucht“ knüpfen die Staatlichen Schlösser und Gärten an die Biografien von vier historischen Personen an, die an schwierigen Punkten der Geschichte ihr Leben und ihre Aufgaben meistern mussten – und jede steht für ein Datum. „Heldin 1689“ ist Liselotte von der Pfalz, die sich auch in schwierigen Situationen nicht scheute zu sagen, was sie richtig fand – oder auch grundfalsch, wie etwa den Angriff ihres Schwagers Ludwig XIV. auf die Pfalz, ihre Heimat. „Held 1780“ ist Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz, der die Wissenschaften förderte – unter anderem gehen so wichtige Alltagsdinge wie der Blitzableiter auf seine Einwirkung zurück. „Heldin 1818“ ist Königin Katharina von Württemberg, die sich in der Not sozial engagierte und außerdem die erste höhere Schule für Mädchen gründete. „Held 1819“ ist der württembergische König Wilhelm I., unter dessen Regierung das Land eine konstitutionelle Monarchie, ein Staat mit Verfassung, wurde, außerdem schaffte er die Leibeigenschaft ab, förderte die Landwirtschaft und gründete das Cannstatter Volksfest.
Service
Aktuell ist die Grabkapelle auf dem Württemberg wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wegen der Corona-Epidemie bis mindestens 10. Januar 2021 geschlossen.
INFORMATIONEN UND ANMELDUNG
Grabkapelle auf dem Württemberg
Württembergstraße 340
70327 Stuttgart
Telefon +49(0)7 11.33 71 49
info@grabkapelle-rotenberg.de
KOMMEN. STAUNEN. GENIESSEN. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, be-wahren, entwickeln und vermarkten 62 historische Monumente im deutschen Südwesten. 2019 besuchten rund 4 Mio. Menschen diese Originalschauplätze mit Kulturschätzen von höchstem Rang: darunter Schloss Heidelberg, Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, das Residenzschloss Ludwigsburg, Schloss und Schlossgarten Weikersheim, Weltkulturerbe Kloster Maulbronn, Kloster und Schloss Salem sowie die Festungsruine Hohentwiel.
Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
Schlossraum 22 a
76646 Bruchsal
Telefon: +49 (7251) 74-2770
Telefax: null
http://www.schloss-bruchsal.de/
Presseservice
Telefon: +49 (711) 66601-534
E-Mail: presseservice@schloesser-und-gaerten.de
Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
Telefon: +49 (711) 66601-38
E-Mail: f.t.lang@staatsanzeiger.de