Finanzen / Bilanzen

Corona-Winter bringt Abkühlung für die Berliner Konjunktur

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  • Das Berliner BIP dürfte 2020 um bis zu 6% sinken und 2021 um 4% steigen
  • Die Arbeitslosenquote ging im November leicht auf 10,1% zurück (202.313 Erwerbslose)
  • Das Berliner Gastgewerbe ist besonders betroffen, mit einem Umsatzrückgang im Zeitraum Januar bis September um 44,7% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
  • Gesundheits- und Digitalwirtschaft stemmen sich gegen den Trend und stellen Personal ein

Nach der ersten Pandemie-Welle und dem heftigen wirtschaftlichen Einbruch im ersten Halbjahr 2020 erholte sich die Berliner Wirtschaft im Zuge der Öffnung im 3. Quartal zunächst schneller als prognostiziert. Seit Oktober haben aber rasch steigende Infektionszahlen und nicht mehr nachvollziehbare Infektionsketten einen erneuten Lockdown im Dezember unumgänglich gemacht. Gegenüber dem Vorquartal sinkt die Wirtschaftsleistung im 4. Quartal 2020 erneut um rund 1%. Der wirtschaftliche Abschwung in der zweiten Pandemie-Welle ist aber nicht mehr so stark wie in den ersten beiden Quartalen mit jeweils rund 5%, da die Einschränkungen weniger Unternehmen betreffen und die globalen Liefer- und Logistikketten kaum beeinträchtigt sind. Dr. Jürgen Allerkamp, Vorsitzender des Vorstands der Investitionsbank Berlin (IBB): „Die wirtschaftliche Erholung wird sich weiter ins Jahr 2021 verschieben, denn aufgrund der wieder stärkeren Beschränkungen des öffentlichen Lebens geht Konsum verloren und werden Investitionen aufgeschoben. Unabhängig davon werden die Mitarbeiter:innen der IBB weiterhin ihre ganze Energie daran setzen, die staatlichen Förderprogramme zügig umzusetzen.“

Für das Jahr 2020 prognostizieren die Volkswirte der IBB insgesamt einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um bis zu 6%, für das Jahr 2021 könnte dann ein Wachstum von 4% erreicht werden. Aber erst im Jahr 2022 dürften die wirtschaftlichen Niveaus des Jahres 2019 wieder erreicht werden.

Corona bremst auch das Berliner Jobwunder

Nachdem sich die Arbeitslosenzahlen im Herbst leicht erholten, dürften sie ab Januar einerseits saisonbedingt, aber insbesondere durch das erneute Herunterfahren der Wirtschaft und dann steigenden Insolvenzen wieder deutlich anziehen. So waren im November 2020 insgesamt 202.313 Erwerbslose gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 10,1% (Deutschland: 5,9%) – 0,1 Prozentpunkte weniger als im Vormonat, aber 2,5 Prozentpunkte mehr als im Vorjahresmonat. Der Beschäftigungsaufbau zeigt sich dagegen weiter widerstandsfähig, auch dank der boomenden Post- und Kurierdienste, Architekturbüros, Wirtschafts- und Steuerberater und einer weiterhin robusten Berliner Digitalwirtschaft. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im September im Jahresvergleich noch einmal um 8.598 auf 1,56 Mio. gestiegen. Damit liegt der Berliner Arbeitsmarkt auch in dieser Krise mit einem Zuwachs von 0,6% weiter an der Spitze aller Bundesländer und ein Prozentpunkt über dem bundesdeutschen Schnitt.

Besonders hohe Verluste im Gastgewerbe

Im Zeitraum Januar bis September sanken die Umsätze im Berliner Gastgewerbe bereits um 44,7% im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum. Das Gastgewerbe und der Bereich Kunst, Erholung und Unterhaltung haben in Berlin mit 2,5% bzw. 6,2% einen überdurchschnittlich hohen Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung (Deutschland: 1,6% bzw. 3,8%) und werden noch lange die Corona-Folgen spüren. Denn Reisebeschränkungen und Quarantäneregeln bremsen den hauptstädtischen Tourismus noch lange aus und Restaurants sowie Unterhaltungsbetriebe mussten infolge der zweiten Corona-Welle im November erneut weitgehend schließen.

Berliner Industrie robuster als im Bundestrend

Zwar ist die Berliner Industrie nicht immun gegen die Auswirkungen der Corona-Krise. Doch die gute Auftragslage der traditionell starken Pharmaindustrie sowie der Elektroindustrie haben den Absturz zumindest abgefedert. Die Umsätze der Berliner Industrieunternehmen fielen bis Oktober 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur um 1,1%, in Deutschland dagegen um 11,1%. Die Aufträge sanken um 6,7%. Mehr Aufträge in der Pandemiezeit verzeichneten dagegen die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen (+28,7%), von chemischen Erzeugnissen (+2,8%) sowie von pharmazeutischen Produkten (+2,2%). Auch die Berliner Exporte fielen aufgrund von Störungen in internationalen Lieferketten in der ersten Pandemie-Welle und der gesunkenen Nachfrage von Januar bis Oktober im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,0 Mrd. EUR (-7,9%). In Deutschland brachen die Exporte sogar um 11,2% ein.

Berlin hat mehrere wirtschaftlich starke Standbeine

In dieser Krise zeigt sich einerseits die Anfälligkeit der für Berlin wichtigen tourismusnahen Branchen, aber andererseits auch die Widerstandsfähigkeit vieler spezialisierter Berliner Wirtschaftszeige. Dazu gehören insbesondere die Gesundheitswirtschaft, die Digitalwirtschaft sowie einige freiberuflichen und technischen Dienstleistungen. So verzeichnen in den ersten drei Quartalen 2020 neben der pandemiebedingt starken Gesundheitsbranche vor allem die Branchen Informationsdienstleistungen (+12,5%) und Informationstechnologie (+3,4%) deutlich steigende Umsätze gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Ebenso stemmen sich Post- und Kurierdienste (+13,3%), Architekturbüros und Labore (+5,2%) sowie Unternehmensberatungen (+8,1%) gegen den Trend. Auch im Bauhauptgewerbe steigen die Umsätze im Zeitraum Januar bis Oktober um 8,3% auf 3,9 Mrd. EUR. Während der pandemiebedingten Schließungen von Gastronomie und Schulen wurden die Zeit oft für Bau- und Renovierungsmaßnahmen genutzt und die Arbeit auf den Baustellen lief meist weiter. Nach dem Überwinden der aktuellen Krise in 2021 dürfte Berlin seinen gegenüber dem Bund überdurchschnittlichen Wachstumspfad langsam wiederaufnehmen.

Den vollständigen Bericht sowie weitere volkswirtschaftliche Analysen und Berichte finden Sie unter der Adresse www.ibb.de/volkswirtschaft

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