Das Ruhrgebiet wird Austragungsort der Europäischen Nomadischen Biennale >Manifesta< im Jahr 2026
Eine gemeinsame Initiative von Kunstinstitutionen und Kulturschaffenden hatte zuvor den international besetzten Manifesta-Stiftungsrat überzeugen können und den Zuschlag für das im zweijährlichen Rhythmus an unterschiedlichen Orten Europas stattfindende Kunst-Ereignis erhalten.
Hedwig Fijen, Direktorin der Manifesta, zu der Entscheidung: »Das Ruhrgebiet hat mit einem besonders spannenden Konzept von urbanistischer Tragweite überzeugt. Schon immer ging es im Ruhrgebiet um die Migration von Menschen und Materialien, Dingen und Waren – und darum, wie die globale Weltordnung vor dem Hintergrund ihrer Handelsbeziehungen aussieht und in Zukunft aussehen wird. Das Ruhrgebiet entwickelt gerade eine neue Identität – auch als logistisches Zentrum im Herzen Europas mit dem Endpunkt der neuen Seidenstraße im Duisburger Hafen. Diese Entwicklungen können wir nun gemeinsam mit unseren neuen Partnern vor Ort reflektieren und fokussieren, diskutieren und vielleicht auch visionieren. Aktive Bürgerbeteiligung und kollektive Partizipation, Integration lokaler und regionaler Kräfte sind für uns, gerade nach der Erfahrung der Corona-Pandemie bei unserer diesjährigen Ausgabe in Marseille, von besonderer Bedeutung.«
Die Initiator*innen, namhafte Kulturschaffende und Institutionen der Region, wurden im Bewerbungsprozess vom Regionalverband Ruhr (RVR) und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen maßgeblich unterstützt.
RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel erklärt: »Die gemeinsame Initiative aus dem Ruhrgebiet hat erneut unter Beweis gestellt, wie erfolgreich die Region auch international ist, wenn sie ihre Kräfte bündelt. Die Manifesta 16 bietet zukunftsweisende Impulse für die Kulturmetropole Ruhr und stärkt die vorhandenen Netzwerke. Der Regionalverband Ruhr ist zehn Jahre nach der Europäischen Kulturhauptstadt RUHR.2010 der ideale Lead-Partner für die Umsetzung dieses herausragenden internationalen Kulturereignisses.«
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, begrüßt die Entscheidung: »Dass die Kulturmetropole Ruhr 2026 zum Ausstellungsort der Manifesta 16 wird, ist ein großer Erfolg für die Kultur in Nordrhein-Westfalen. Als pulsierendes Zentrum für Kunst und Kultur in Europa bietet das Ruhrgebiet einmalige Gestaltungsspielräume für Künstlerinnen und Künstler. Gemeinsam werden Land und Region zum Gelingen der Manifesta beitragen. Gerade in dieser für Kunst und Kultur schwierigen Zeit bietet dieser Erfolg eine Mut machende Perspektive für die Zukunft.«
Im Bewerbungsprozess hatten mehrere regionale und landesweite Stiftungen ihre Unterstützung bekundet. Stellvertretend für sie führt Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung, aus: »Namhafte Stiftungen des Ruhrgebiets und des Landes NRW stehen geschlossen hinter dem Vorhaben und haben sich hierfür gemeinsam stark gemacht. Wir freuen uns, die Initiatoren und Ausrichter nun auf dem Weg zur Manifesta im Jahr 2026 konstruktiv und auch finanziell zu begleiten. Die Manifesta ist eine sehr gute Gelegenheit, den vielen Menschen, die für dieses kulturelle Großereignis zu uns kommen werden, neben der Kunst auch ein neues, modernes Bild vom Ruhrgebiet zu zeigen.«
Der Kreis der Initiator:innen besteht aus einem interdisziplinären Zusammenschluss, dem Markus Ambach (Freier Ausstellungsmacher, MAP), Inke Arns (Direktorin Hartware MedienKunstVerein), Peter Gorschlüter (Direktor Museum Folkwang), Heinrich Theodor Grütter (Direktor Stiftung Ruhr Museum), Stefan Hilterhaus (Künstlerischer Leiter PACT Zollverein), Olaf Kröck (Intendant Ruhrfestspiele Recklinghausen), Hans-Peter Noll (Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein), Britta Peters (Künstlerische Leitung Urbane Künste Ruhr) und Stefanie Reichart (Referatsleitung Kultur und Sport Regionalverband Ruhr) angehören. Sukzessive wird sich die Gestaltung der Manifesta um weitere regionale und internationale Perspektiven erweitern.
Die Initiator*innen sehen die Manifesta 16 als Chance, um sich gemeinsam auf künstlerischer und gesellschaftlicher Ebene der Frage zu widmen, wie sich eine globale Logistik mit neuen Handelswegen, digitalen Ökonomien und veränderten Arbeitsbedingungen im Herzen Europas auswirken. Peter Gorschlüter, Direktor Museum Folkwang, erläutert: »Das Ruhrgebiet, das entlang der historischen Handelsroute „Hellweg“ gelegen ist und heute einen Endpunkt der „Neuen Seidenstraßen“ bildet, bietet sich als historisch und zeitgenössisch aufgeladener Schauplatz für die Entfaltung dieser Thematik in besonderer Weise an.«
Vor dem Hintergrund gegenwärtiger Verschiebungen in den globalen Kräfteverhältnissen möchte die Manifesta 16 deren konkrete Auswirkungen im Ruhrgebiet in den Blick nehmen. Britta Peters, Künstlerische Leiterin Urbane Künste Ruhr, betont: »Unser Konzept sieht vor, das Bewusstsein für die Folgen der Globalisierung zu schärfen und die etablierte Beziehung zwischen Zentrum und Peripherie zu reflektieren. Wie verändern sich die Begriffe „Arbeit“, „Stadt“, „Zentrum“ und „Peripherie“ durch Digitalisierung, die weltweiten Handelsrouten und neue Wirtschaftsfelder? Besitzt das polyzentrische Ruhrgebiet das Potenzial, sich als utopisches Modell einer neuen Form von Urbanität zu behaupten, die der Dynamik von Verdrängung und Gentrifizierung ein reiches Geflecht aus kultureller Dichte, regionaler Produktion und Freiräumen entgegensetzt?«
Bereits im Vorfeld war die Bewerbung des Ruhrgebiets auf breite Resonanz gestoßen – in der Politik, bei den Ruhrgebiets-Kommunen sowie kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen, Netzwerken, Stiftungen und Initiativen aus der Region. Sie stellen die Manifesta 16 Ruhrgebiet gemeinschaftlich auf ein breites gesellschaftliches Fundament.
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