Ende 2021 ist das Vorkrisenniveau erreicht
Nachdem die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal 2020 stark eingebrochen ist, hat sie sich im dritten Quartal kräftig erholt. Doch die zweite Corona-Welle hat die Wirtschaft wieder ausgebremst. Die gestiegene Verunsicherung dämpft erneut Konsum und Investitionen, obgleich die Grenzen offen und die Lieferketten stabil sind. Besonders belastet der Lockdown freilich Tourismus, Gastgewerbe und Kultur. Insgesamt rechnen die IW-Konjunkturexperten für 2020 mit einem Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 5 ¼ Prozent.
Wirtschaft nimmt ab Frühjahr 2021 an Fahrt auf
Das neue Jahr beginnt ohne Besserung, die deutsche Wirtschaft schrumpft im ersten Quartal 2021 weiter. Im Baugewerbe könnten Arbeitskräfte fehlen, die international weiter angespannte Infektionslage bremst den Export. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf ihr altes Niveau von 19 Prozent wirkt ab Januar negativ auf den Konsum. Ab dem Frühjahr nimmt die Wirtschaft aber wieder endlich Fahrt auf. Hoffnung machen die Impfungen, von denen ab dem zweiten Quartal 2021 erste positive Effekte auf das Gesundheitssystem und das Wirtschaftsleben zu erwarten sind, auch bei Deutschlands Handelspartnern. Insgesamt geht die IW-Prognose davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2021 um vier Prozent wächst. "Wenn das Impfen gut anläuft und die Infektionszahlen sinken, werden die Menschen zuversichtlicher und konsumieren und investieren mehr", sagt IW-Direktor Michael Hüther. "Setzt sich die Entwicklung erfolgreich fort, erreicht die deutsche Wirtschaft schon Ende des kommenden Jahres wieder ihr Vorkrisenniveau."
Die Ergebnisse der IW-Konjunkturprognose im Detail:
- Die Weltwirtschaft wird 2021 um 4 ½ Prozent zulegen – allerdings unter der Voraussetzung, dass die Impfungen global anlaufen und erfolgreich sind. Die Erholung der Weltwirtschaft belebt den Außenhandel: Die deutschen Exporte wachsen 2021 um sieben Prozent, können den Rückgang aus 2020 von elf Prozent aber nicht gutmachen.
- Der Private Konsum legt 2021 um knapp vier Prozent zu. Einerseits trübt die Erhöhung der Mehrwertsteuer. Andererseits können sich Einkommensteuerzahler im kommenden Jahr auf deutlich mehr Netto vom Brutto freuen. Außerdem wurde in der Krise viel Geld aufs Sparkonto gelegt, was 2021 wieder verstärkt ausgegeben wird. Die Inflation bleibt niedrig.
- Unternehmen investieren in der Krise typischerweise weniger – entsprechend schrumpfen die Ausrüstungsinvestitionen 2020 um 14 Prozent. Im Frühjahr ist aber auch hier Erholung in Sicht, vorausgesetzt die Weltwirtschaft stabilisiert sich und die Unternehmen bekommen Kredite. Die Investitionen legen um sieben Prozent zu. Bei den Bauinvestitionen lässt das Tempo nach – sie wachsen aber sowohl 2020 als auch 2021.
- Der Arbeitsmarkt erholt sich nur moderat. Die Unternehmen stellen kaum neu ein, sondern weiten die Arbeitszeit ihrer Belegschaft aus und bauen Kurzarbeit ab. Insgesamt verharrt die Arbeitslosigkeit 2021 bei gut 2,7 Millionen, die Quote bleibt bei knapp sechs Prozent.
- Die öffentlichen Haushalte bleiben 2021 im Minus. Die Pandemie treibt die Ausgaben in die Höhe und drückt die Einnahmen. Das Staatsdefizit fällt 2021 mit einem Minus von 4 ¼ Prozent aber um zwei Punkte geringer aus als im Krisenjahr 2020.
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