Endlich komplett: Johannesfigur steht wieder auf dem Altar in der Klosterkirche
Grosses Glück der Rückkehr in die Kirche
In den letzten Wochen wurde die barocke Alabasterfigur von einem spezialisierten Restaurator untersucht – und der Fachmann hat sie inzwischen in aller Stille wieder an ihrem angestammten Ort montiert. „Aus Sicherheitsgründen ist das ganz ohne öffentliche Aufmerksamkeit passiert: Es ist es gut, wenn niemand beobachtet und dokumentiert, wie die wunderbare Figur am Altar montiert ist“, erklärt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Die Wiederauffindung der barocken Steinskulptur war spektakulär und ein Erfolg für die deutsch-französische Polizeiarbeit. Und die Rückgabe, die im August 2020 in Kloster Schöntal stattfand, war ein Medienereignis, das bundesweit Aufmerksamkeit erregte. Für Kloster Schöntal und die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg war es ein Glück, dass das Landeskriminalamt im Rahmen einer grenzüberschreitenden Polizeiaktion den gestohlenen Johannes im östlichen Frankreich sicherstellen konnte.
Künstlerischer Reichtum der Klosterkirche
„Kloster Schöntal und seine Klosterkirche sind als Ensemble mit der reichen Ausstattung aus mehreren Jahrhunderten ein besonderer Schatz“, erklärt Michael Hörrmann. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sind für die konservatorische Betreuung des ehemaligen Klosters zuständig. Die Klosterkirche ist nicht nur ein bedeutendes barockes Monument, sie ist auch als katholische Gemeindekirche frei zugänglich. „Ein Diebstahl in einem solchen Monument ist immer besonders tragisch, weil die Situation das Konzept der freien Zugänglichkeit in Frage stellt. Die Kirche ist für viele Menschen aus der Umgebung ein wichtiger Ort, sei es aus religiösen oder aus emotionalen Gründen“, so Hörrmann. „Wir sind daher außerordentlich froh, dass es gelungen ist, die Figur wiederzufinden.“
Alabasterfigur des 17. Jahrhunderts
Der Passionsaltar, aus dem der heilige Johannes entwendet wurde, steht an einem der Pfeiler im nördlichen Kirchenschiff. Michael Kern schuf die Figur im 17. Jahrhundert. Der Bildhauer aus Forchtenberg war ein gefragter Künstler des Frühbarock. Die große Hauptszene in der Mitte des Altars ist eine Darstellung der Kreuzigung Christi. Die nun wieder montierte Figur gehört zu dieser Szene: Johannes, der Lieblingsjünger, und Maria trauern gemeinsam am Fuß des Kreuzes. Der Altar ist raffiniert komponiert und verbindet feine Reliefs und vollplastische Figuren. Der kostbare Alabasteraltar aus dem 17. Jahrhundert wurde, zusammen mit mehreren anderen Arbeiten von Kern, in die barocke Ausstattung übernommen, als die Klosterkirche im 18. Jahrhundert neu errichtet wurde. Michael Hörrmann: „Wir sind alle froh und erleichtert, dass sich der Altar aus der alten Ausstattung der Klosterkirche jetzt wieder in seiner vollen Schönheit zeigt“.
Landeskriminalamt stellte 20 Kunstwerke sicher
Die Rückkehr der Johannesfigur ist einer grenzüberschreitenden Teamleistung zu verdanken: Die französische Gendarmerie, das Bundeskriminalamt und das LKA Baden-Württemberg wurden bei einem Mann im östlichen Frankreich fündig, der wohl über Jahre hinweg Kunst aus Museen, Kirchen, Galerien und Auktionshäusern gestohlen hatte. Insgesamt stellte die Polizei allein 20 Kunstwerke aus Baden-Württemberg bei ihm sicher – darunter die im Mai 2018 aus der Klosterkirche Schöntal gestohlene Skulptur des heiligen Johannes.
Kloster Schöntal, Kleinod im Tal der Jagst
Das ehemalige Zisterzienserkloster, dessen Wurzeln im 12. Jahrhundert liegen, erhielt ab dem 16. Jahrhundert seine heutige Form. Vor allem unter dem bekannten Abt Benedikt Knittel wurden im 18. Jahrhundert die barocken Neubauten errichtet, darunter auch die Klosterkirche. Das Kloster ist außerordentlich gut erhalten; zudem wurden in den vergangenen Jahren die barocken Gartenanlagen des Konvents zum Teil rekonstruiert. Schöntal, besonders idyllisch im Jagsttal gelegen, ist außerdem als Begräbnisort des legendären Ritters Götz von Berlichingen berühmt. Heute nutzt die katholische Kirche das einstige Kloster als Tagungshaus.
KOMMEN. STAUNEN. GENIESSEN. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, be-wahren, vermitteln und vermarkten 62 historische Monumente im deutschen Südwesten. 2019 besuchten rund 4 Mio. Menschen diese Originalschauplätze mit Kulturschätzen von höchstem Rang: darunter Schloss Heidelberg, Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, das Residenzschloss Ludwigsburg, Schloss und Schlossgarten Weikersheim, Weltkulturerbe Kloster Maulbronn, Kloster und Schloss Salem sowie die Festungsruine Hohentwiel.
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