Gießkanne um Gießkanne: Im Schlossgarten wird auch im Winter gearbeitet
Kostbare Kübelpflanzen im Winterquartier
Hintergrundarbeit im Schlossgarten Weikersheim: Schlossgärtnerin Sandra Özkan und ihr Team sind auch in den Wintermonaten im Einsatz. Die größte Aufgabe jetzt in der kalten Jahreszeit ist es, die vielen wertvollen Kübelpflanzen zu betreuen. Im Sommer haben sie die Rabatten des barocken Gartens geschmückt. Die meisten der Pflanzen sind frostempfindlich – das wissen alle ambitionierten Hobbygärtner aus eigener Erfahrung. In den kalten Monaten müssen die dekorativen Pflanzen aus dem Süden an frostgeschützte Orte. Seit mindestens 250 Jahren arbeitet man im Schlossgarten Weikersheim in diesem Rhythmus. Denn schon in der Mitte des 18. Jahrhunderts verfügten die Grafen von Hohenlohe-Weikersheim über eine eindrucksvolle Sammlung von Exoten verfügen – der Stolz eines jeden adeligen Gartenbesitzers. Sie ließen Orangenbäume und Agaven sogar malen und schmückten damit den Rittersaal. Und die grandiose Orangerie, für die der Schlossgarten Weikersheim berühmt ist, wurde eigens dafür gebaut.
Zitrus, Agaven, Granatäpfel
Bis heute wird in den barocken Glashäusern die Pflanzensammlung sicher durch den Winter gebracht. „Derzeit haben wir in den Orangerien ca. 150 größere Kübelpflanzen, darunter sind vor allem Citrus-Arten, Lorbeer, Palmen, Agaven, Ingwer, Oliven und viele weitere Pflanzen“, berichtet Schlossgärtnerin Sandra Özkan. Vor allem die prachtvollen Citrus-Bäume fangen jetzt nacheinander an zu blühen; teilweise tragen sie auch noch die Früchte, die sie im Sommer angesetzt haben. „Der optimale Standort für Citrus im Winter ist hell und ca. 10 Grad warm“, erläutert Sandra Özkan. „Bei uns stehen sie etwas wärmer und müssen daher auch im Winter regelmäßig gegossen und hin und wieder gedüngt werden. Im Januar steht dann der Schnitt an – damit die Citrus- und die Lorbeerbäume im Frühjahr ihre schöne Form haben. „Und Anfang März kommen noch 200 Fuchsien-Töpfe und Kübel zum Vortreiben dazu, für unsere Fuchsienausstellung ab Mai.“
Technik wie zu zeiten der Weikersheimer Grafen
Ruhige Zeit für Gärtner im Winter? Fehlanzeige. Die großen Pflanzen brauchen ständig Pflege und Überwachung – und Wasser. Und da hat sich seit dem 18. Jahrhundert gar nicht so viel verändert: Das Gießen ist in der barocken Orangerie bis heute überwiegend Handarbeit. Zum Teil ist die Technik noch die Gleiche wie vor 250 Jahren. „Wir haben in den Orangerien Auffangbehälter mit Regenwasser und bei kleineren Kübeln nehmen wir dann die Gießkanne“, erklärt die Schlossgärtnerin. „Wir gießen ein bis zweimal die Woche, der Wasserverbrauch ist jetzt deutlich geringer als im Sommer“.
Im Marstall und im neuen Glashaus
Im Marstall, der über weniger Fenster als die Orangerien verfügt, überwintern 25 Feigen, sechs große Oleander und zwölf Granatäpfel. „Die benötigen weniger Licht, kaum Wasser und müssen nur frostfrei stehen“, sagt Sandra Özkan. Nur im neuen Gewächshaus, das im Jahr 2018 gebaut wurde, gibt es neuere Technik: Hier werden auf ca. 50 qm werden die tropischen Gewächse wie Ananas, Kaffee und Ingwer bei mindestens 24 Grad gezogen und in einem zweiten Teil des Glashauses stehen Kulturtische für eigene Anzuchten bei etwa 15 Grad. Und im neuen Gewächshaus hilft auch die Technik. Sandra Özkan: „Da lässt sich alles am Schaltschrank einstellen, die automatische Bewässerung, die Lüftung und die Beschattung.“ Auch die Profi-Schlossgärtnerin hat ihre Lieblinge: Sandra Özkan begeistert sich für die Blüten der Passionsblume. Die rote Blüte der Passiflora alata entfaltet sich erst spät im Jahr und ist ein echter Blickfang. „Definitiv eine meiner Lieblingsblüten“, sagt die Schlossgärtnerin.
Schloss und Schlossgarten sind derzeit nicht zugänglich
Wie alle Monumente und wie alle Kultur- und Freizeiteinrichtungen sind Schloss und Schlossgarten Weikersheim aktuell angesichts der hohen Infektionszahlen der Corona-Pandemie geschlossen. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ist das ein schwer erträglicher Zustand: Sie lieben alle „ihr‘“ Schloss und ihren Garten und wollen, dass möglichst viele Menschen die außergewöhnliche Schönheit dieser hohenlohischen Grafenresidenz erleben können. Aus der Leidenschaft für den Weikersheimer Garten entstehen jetzt zum Teil großartige Fotografien – wie die Aufnahmen, die Schlossgärtnerin Sandra Özkan jetzt in den Orangerien gemacht hat.
Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, be-wahren, entwickeln und vermarkten 62 historische Monumente im deutschen Südwesten. 2019 besuchten rund 4 Mio. Menschen diese Originalschauplätze mit Kulturschätzen von höchstem Rang: darunter Schloss Heidelberg, Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, das Residenzschloss Ludwigsburg, Schloss und Schlossgarten Weikersheim, Weltkulturerbe Kloster Maulbronn, Kloster und Schloss Salem sowie die Festungsruine Hohentwiel.
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