Intelligenter Energieknoten – Beispielhafte Kooperation zwischen Handwerk und Wissenschaft
„Diese Nominierung ist für uns eine ganz besondere Ehre und Anerkennung, macht sie doch sichtbar, dass technische Innovationen im Handwerk umgesetzt werden können“, zeigt sich Bernd Zeilmann stolz. Dies sei nur durch die erfolgreiche Kooperation zwischen seinem Handwerksbetrieb und der Wissenschaft möglich geworden.
In der Zusammenarbeit der drei Projektpartner wurde ein intelligenter Energieknoten (IEK) entwickelt, der verschiedene Module zur Umwandlung, Einspeisung, Speicherung und Abgabe von selbsterzeugter Energie, inklusive Notstromfunktionalität zusammenbringt. Diese Module seien perfekt aufeinander abgestimmt, spielten deshalb problemlos zusammen und sparten durch Eigenstromnutzung und Entlastung der Netze somit in erster Linie Kosten, erklärt der Obermeister. Dies gelinge auch durch ein prädiktives (vorausschauendes) Regelungskonzept, welches die Energiepreise berücksichtigt und aus den Parametern, wie Wettervorhersage und Sonnenscheindauer, die Produktionsleistung der PV-Anlage errechnet. Komplett automatisiert würden die günstigsten Bedingungen für Eigenverbrauch, Einspeisung und Speicherung gesucht, ohne dass der Kunde dabei manuell eingreifen muss. Bernd Zeilmann: „So wird beispielsweise der Speicher dann gefüllt, wenn es preislich günstig ist oder überschüssige Energie zur Verfügung steht. Zugriff auf den Stromspeicher nimmt man dann, wenn die Rahmenbedingungen wie Wetter oder Preis ungünstig für den Verbraucher sind oder die Netzversorgung ausfällt.“
„Ein System wie dieses gibt es in der Art und Weise momentan noch nicht am Markt. Es wird aber von vielen vehement gefordert, da im Rahmen der Energiewende neue Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft entstehen. Dabei setzt man neben reduziertem Netzentgelt durch Spitzenlastkappung unter anderem auch auf flexible Strompreise, die sich stündlich ändern können“, stellt Bernd Zeilmann klar. „Zudem war es bisher so, dass die Energieversorgung in Gebäuden immer individuell geplant und für die jeweiligen Bedürfnisse des Kunden entwickelt wurde. Das ist ziemlich teuer“. Die jetzt geschaffenen Module könnten in großem Stil produziert und dann standardmäßig, je nach Bedarf, installiert und kombiniert werden. „Auch das spart natürlich Geld“, ist Bernd Zeilmann überzeugt.
Mit seiner Firma, der Richter R&W Steuerungstechnik GmbH, hat sich Bernd Zeilmann nach der Patentierung des neuartigen Steuer- und Regelsystems den Markennamen sichern lassen und das neuartige modulare Energiesystem entwickelt. Dabei wurde er von der Betriebs- und Innovationsberatung der Handwerkskammer von Oberfranken unterstützt. An der Universität Bayreuth wurden Prognosemethoden erarbeitet, sowie das System im Labor getestet und optimiert. Fraunhofer IISB hat die nicht am Markt verfügbare Leistungselektronik für das integrierte DC-Netz beigesteuert.
„In dieser Kooperation konnten alle Partner viel voneinander lernen – die Wissenschaft vom Handwerk und das Handwerk von der Wissenschaft“, beschreibt Bernd Zeilmann seine Erfahrungen in diesem Projekt. Für ihn ein Weg, der in Oberfranken aufgrund der passenden Rahmenbedingungen ruhig häufiger begangen werden könnte. „Es gibt genügend innovative Handwerksbetriebe, aber auch ausgezeichnete Forschungseinrichtungen, die voneinander profitieren können“. Um international konkurrenzfähig zu bleiben, sei ein beschleunigter Innovationstransfer aus der Forschung in die Praxis unabdingbar. Dies sichere Wertschöpfung und Wohlstand in der Region.
Der Seifriz-Preis wird vom Verein Technologietransfer Handwerk e.V. bereits seit 30 Jahren im zweijährigen Rhythmus vergeben. Als bundesweiter Transferpreis des deutschen Handwerks prämiert und würdigt dieser Preis herausragende Kooperationen zwischen Handwerk und Wissenschaft. Mehr Infos unter www.seifriz-preis.de.
Das 1985 gegründete Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB betreibt entsprechend des Fraunhofer-Modells angewandte Forschung und Entwicklung in den Geschäftsbereichen Leistungs- und Energieelektronik und Halbleiter. Dabei deckt das Institut in umfassender Weise die Wertschöpfungskette für komplexe Elektroniksysteme ab, vom Grundmaterial zum vollständigen Elektronik- und Energiesystem. Schwerpunkte liegen in den Anwendungsgebieten Elektromobilität und Energieversorgung.
Das Institut erarbeitet für seine Auftraggeber Lösungen auf den Feldern Materialentwicklung, Halbleitertechnologie und -fertigung, elektronische Bauelemente und Module, Aufbau- und Verbindungstechnik, Simulation, Zuverlässigkeit, bis hin zur Systementwicklung in der Fahrzeugelektronik, Energieelektronik und Energieinfrastruktur. Das IISB verfügt u.a. über umfangreiche Halbleiterprozesstechnik, ein Testzentrum für Elektrofahrzeuge und ein Anwendungszentrum für Gleichstromtechnik.
Der Hauptstandort des Fraunhofer IISB ist in Erlangen, daneben gibt es Standorte am Energie Campus Nürnberg (EnCN) sowie in Freiberg.
Das Fraunhofer IISB kooperiert eng mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und ist Gründungsmitglied des "Energie Campus Nürnberg" (EnCN) sowie des "Leistungszentrums Elektroniksysteme" (LZE). In gemeinsamen Projekten und Verbänden arbeitet das IISB mit zahlreichen nationalen und internationalen Partnern zusammen.
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