Investitionsumfrage der EIB: 45 Prozent der deutschen Unternehmen wollen wegen des Coronavirus im laufenden Geschäftsjahr weniger investieren
- Mehr als 45 Prozent der Unternehmen werden 2020 wegen Corona weniger investieren als geplant
- Die wichtigste Langfristfolge von Corona für die deutschen Unternehmen dürfte der verstärkte Einsatz digitaler Technologien sein (68 Prozent)
Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat erneut ihre jährliche Umfrage zur Investitionstätigkeit und ‑finanzierung durchgeführt. Mit der Umfrage will die Bank einen eigenen Einblick in das Investitionsumfeld von Unternehmen in der gesamten Europäischen Union gewinnen. Die Ergebnisse zeigen folgende Handlungsfelder auf:
Ein großer Teil der deutschen Unternehmen fährt seine Investitionspläne wegen Covid-19 zurück
Mehr als 45 Prozent der Unternehmen in Deutschland geben an, 2020 pandemiebedingt weniger zu investieren als geplant. Am stärksten ist laut der Umfrage das verarbeitende Gewerbe betroffen. Hier planen 56 Prozent der Unternehmen, ihre Investitionen aufgrund des Coronavirus zu reduzieren.
Auch der Geschäftsausblick der deutschen Unternehmen hat sich eingetrübt. Sie sind deutlich pessimistischer geworden, was das gesamtwirtschaftliche Klima, die Verfügbarkeit interner Finanzierungsmittel und die Geschäftsaussichten in der Branche betrifft.
Als größtes langfristiges Investitionshindernis sehen 83 Prozent der Firmen den Fachkräftemangel. An zweiter Stelle folgen die unsicheren Zukunftsaussichten. Sie werden von 78 Prozent der deutschen Unternehmen genannt.
Die meisten deutschen Unternehmen erwarten einen verstärkten Einsatz digitaler Technologien nach der Pandemie
68 Prozent der deutschen Unternehmen glauben, dass eine der langfristigen Folgen von Corona der zunehmende Einsatz digitaler Technologien sein wird. Rund 41 Prozent der Unternehmen erwarten zudem, dass sie ihr Produkt- oder Dienstleistungsangebot anpassen müssen, und 45 Prozent rechnen mit Anpassungen in ihrer Lieferkette.
Der Einsatz digitaler Technologien in deutschen Unternehmen ist hoch
Laut der Umfrage haben etwa 52 Prozent der Unternehmen in Deutschland mindestens eine digitale Technologie teilweise eingeführt. Weitere 10 Prozent haben ihr gesamtes Geschäft um mindestens eine dieser Technologien herum organisiert.
Die Umfrage ergab außerdem, dass die Einführung von mindestens einer digitalen Technologie bei großen Unternehmen in Deutschland deutlich häufiger war (74 Prozent) als bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU, 47 Prozent).
Die Investitionen in Innovation haben in Deutschland zugenommen
42 Prozent der deutschen Unternehmen haben im vergangenen Geschäftsjahr im Rahmen ihrer Investitionstätigkeit neue Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen entwickelt oder eingeführt. Dies ist ein Anstieg gegenüber den Ergebnissen der Vorjahresumfrage (EIBIS 2019). Bei pandemiebetroffenen Unternehmen haben Investitionen in neue Produkte oder Dienstleistungen in den nächsten drei Jahren höhere Priorität als bei anderen Unternehmen.
Die deutschen Unternehmen sind sich der Klimafolgen sehr bewusst
Mehr als die Hälfte der Firmen in Deutschland (54 Prozent) glaubt, dass ihr Geschäft vom Klimawandel und den damit verbundenen Wetterveränderungen beeinträchtigt wird. Insgesamt erwarten in Deutschland mehr Firmen, dass der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Zukunft eher positiv als negativ für ihren Ruf (21 Prozent) und für die Marktnachfrage (9 Prozent) ist. Allerdings rechnen sie dadurch in den nächsten fünf Jahren mit negativen Auswirkungen auf ihre Lieferketten (-19 Prozent).
Der Anteil der deutschen Unternehmen, der nach eigenen Angaben in eine Verbesserung der Energieeffizienz investiert hat, ist im vergangenen Geschäftsjahr mit 52 Prozent deutlich gestiegen. Damit liegt er in Deutschland etwas höher als in der EU insgesamt (47 Prozent).
Bei der Frage nach allgemeinen Maßnahmen gegen Wetterextreme und zur Minderung des CO2-Ausstoßes gaben 72 Prozent der Unternehmen in Deutschland an, bereits investiert zu haben oder dies in den nächsten drei Jahren zu planen.
„Die Pandemie dämpft die Investitionen, sodass Europa möglicherweise schlechter in der Lage ist, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu bewältigen“, warnt EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle. „Wir brauchen ein abgestimmtes europäisches Vorgehen, um die Unsicherheit zu überwinden – jetzt, aber auch für die Zeit nach der Erholung. Das gilt nicht zuletzt für die Klimawende und den digitalen Wandel. Als Klimabank der EU und einer der größten Investoren Europas in Innovation kann die EIB-Gruppe eine wichtige Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderungen spielen und helfen, Investitionen auf den Weg zu bringen.“
EIB-Chefvolkswirtin Debora Revoltella ergänzt: „Die Investitionsumfrage der EIB vermittelt ein klares Bild der wachsenden Herausforderungen für EU-Unternehmen. Gleichzeitig verändert Covid-19 auch den Markt, sodass die Unternehmen investieren und sich weiter anpassen müssen: mehr Digitalisierung, mehr Innovation und mehr Klimaschutz. Und sie müssen ihre globalen Wertschöpfungsketten überdenken. Der Investitionsbedarf und die angespannte interne Finanzierungslage europäischer Unternehmen verlangen geduldige langfristige Investoren, die Eigen- und Fremdkapitalfinanzierungen, technische Hilfe und Beratungsdienste miteinander kombinieren.“
Die Investitionsumfrage der EIB
Die Europäische Investitionsbank hat in Partnerschaft mit dem globalen Marktforschungsunternehmen Ipsos MORI eine genaue Analyse der Investitionstätigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen und größerer Unternehmen vorgenommen. Sie hat auch ermittelt, welchen Finanzierungsbedarf die Unternehmen haben und vor welchen Schwierigkeiten sie stehen. Die Umfrage der EIB zur Investitionstätigkeit und ‑finanzierung (EIBIS), die dieses Jahr zum fünften Mal durchgeführt wurde, liefert besondere Einblicke in das Investitionsumfeld von Unternehmen in der gesamten Europäischen Union. Die EIBIS ist ein wichtiges Instrument, um Bedarfe zu ermitteln und zu verstehen, welche Hürden Investitionen bremsen. Dies gilt umso mehr in diesem Jahr, als die Umfrage hilft, die Auswirkungen von Covid-19 auf die Investitionspläne der Unternehmen abzuschätzen, sodass die Bank der EU die krisenbedingten Herausforderungen angehen kann.
Ipsos MORI
Ipsos MORI liefert präzise Daten, um Gesellschaft, Märkte und Menschen wirklich zu verstehen. Das Unternehmen kombiniert neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit aktuellen Technologien und Know-how und folgt dabei stets den Grundsätzen der Sicherheit, Einfachheit, Schnelligkeit und inhaltlichen Substanz. Mit mehr als 5 000 Kunden und Büros in aller Welt ist Ipsos MORI das drittgrößte globale Marktforschungsunternehmen.
Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten der EU. Die EIB vergibt langfristige Mittel für solide Projekte, die den Zielen der EU entsprechen, sowohl in Europa als auch weltweit. Die EIB ist in rund 160 Ländern tätig und einer der weltweit größten multilateralen Geldgeber für Klimafinanzierungen. Vor Kurzem kündigte sie als Teil ihrer neuen Klimaambitionen an, den Klimaschutz und die ökologische Nachhaltigkeit stärker zu fördern und dafür im Zehnjahreszeitraum bis 2030 eine Billion Euro zu mobilisieren. Ab 2025 wird sie mindestens 50 Prozent ihrer Mittel für diese beiden Ziele einsetzen. Ab Ende 2020 werden zudem alle Finanzierungen der EIB-Gruppe auf das Pariser Abkommen ausgerichtet sein.
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