Künstlerinnen und Künstler in die Verbände? Ja bitte!
Anlass für die Debatte gab ein Videostatement des Trompeters Till Brönner, in dem er sagte: „Wir in der Veranstaltungs- und Kulturbranche sind noch immer zu leise, weil wir keine ernstzunehmende Gewerkschaft haben.“ Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, hatte ihm in einem Offenen Brief geantwortet. Gestern wurde dann ausführlich dazu diskutiert.
Till Brönner sagte, dass es seinens Erachtens für die von der Coronakrise betroffenen Kulturschaffenden gerade keinen Unterschied mache, ob sie in einem Verband seien oder nicht. Denn die Regierung habe aktuell ein Administrations- und Kommunikationsproblem mit dem Kulturbereich. Und er fragte, ob es nicht verfassungsbedenklich sei, dass eine so große Gruppe aus Kultur und Kunst gerade mit einen Auftritts- und Tätigkeitsverbot belegt sei – ohne diese in pauschaler Form zu entschädigen.
Hans Werner-Meyer, der 2006 den BFFS mitgründete, stärkte hingegen die Bedeutung der Vertretung von Partikularinteressen in der Kultur. Er sagte unter anderem, dass der BFFS eine funktionierende und sehr effektive Gewerkschaft sei. Der BFFS wolle nicht, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler einzeln für Ihre Interesse kämpfen müssen. Sie sollen mit ihren Problemen zum BFFS kommen. Kein Künstler könne allein auf Augenhöhe mit Verwerten verhandeln.
Nina George, die als Präsidentin des European Writers Council ehrenamtlich 46 nationale Verbände aus 30 Ländern, die in 31 Sprachen veröffentlichen, vertritt, unterstützte dies und rief Künstlerinnen und Künstler dazu auf, sich zu beteiligen, in dem sie über sich selbst und ihre Erfahrungen sprechen. Das sei der Schwung der Masse, den die Kultur gerade brauche. Außerdem forderte sie ein Bundeskulturministerium – anstelle eines Flickenteppichs föderaler Kulturpolitik – sowie die Verankerung von Kultur als Staatsziel im Grundgesetz.
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, dankte den Künstlerinnen und Künstler, die sich öffentlich zu Wort melden, um auf ihre Situation aufmerksam machen. Er betonte, dass Künstlerinnen und Künstlern auch eine wichtige Funktion als Türöffner in die Politik haben. Zimmermann führte auch an, dass der Deutsche Kulturrat in der Pandemie so gefordert sei wie noch nie in seiner Geschichte: Keines der Förder- und Hilfsprogramme in der Coronakrise wäre denkbar, wenn nicht die Interessenverbände Gespräche mit der Politik geführt und ihre Arbeit gemacht hätten.
Die Journalistin Barbara Haack moderierte die Debatte. Weitere Informationen zu unseren Gästen finden Sie hier.
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