Schloss und Schlossgarten Weikersheim: Ein Tintenfass aus Ansbach: Lieblingsstücke des Schlossteams und ihre Geschichten
Lieblingsstück aus dem erbgrafen-appartement
„Immer wenn ich bei meinem täglichen Rundgang durch das Schloss am Audienzzimmer des Erbgrafen Albrecht Ludwig Friedrich vorbeikomme, lacht mich von dem barocken Sekretär aus das kleine, wunderschön verzierte Tintenfässchen an.“ Karola Bühler-Mehring arbeitet in der Schlossverwaltung – und alle, die im Schloss beschäftigt sind, haben eine Schwäche für schöne Dinge und für Geschichten. „Sonst könnte man hier nicht arbeiten“, sagt Monika Menth, die Leiterin der Schlossverwaltung. „Wir alle, die wir uns diesen Arbeitsplatz ausgesucht haben, sind im Grund die größten Fans von Schloss Weikersheim.“ Für Karola Bühler-Mehring hat das Schreibzeug aus dem 18. Jahrhundert noch eine ganz persönliche Verbindung: Sie beschäftigt sich in ihrer Freizeit mit der Kalligraphie, der Kunst der Schönschrift.
Was ist ein sChreibzeug?
Im Zeitalter der Digitalisierung ist längst vergessen, wozu einst ein Schreibzeug gebraucht wurde. Im 18. Jahrhundert wurde von Hand geschrieben – mit Vogelfedern oder Rohrfedern, die man immer wieder in ein Gefäß mit Tinte eintauchte. Um die feuchte Schrift zu trocknen und um überschüssige Tinte zu entfernen, bestreute man das Papier mit feinem Sand. Das Schreibzeug im Weikersheimer Schloss zeigt diese beiden Funktionen: Rechts im rechteckigen Behältnis sieht man das Tintenfass, links einen Sandstreuer. Für die Feder gibt es eine Aussparung – und, um den Eindruck im Schloss besonders anschaulich zu machen, steckt da heute auch wieder eine Feder. „Natürlich ist das nicht die originale Feder des Erbgrafen“, lacht Monika Menth. „Aber sie macht das Bild gleich viel anschaulicher für unsere Gäste.“
Kunstvolles aus der ansbacher manufaktur
Das Schreibzeug ist von hochkarätiger Herkunft – und es stammt aus der unmittelbaren Nachbarschaft von Weikersheim. Es entstand in der Ansbacher Fayence-Manufaktur. Markgraf Wilhelm Friedrich in Ansbach hatte sie 1709 gegründet. Die Fayence-Fabrik sollte zunächst vor allem für die Ausstattung seiner eigenen Residenz produzieren. Als markgräfliches Projekt war sie finanziell gut ausgestattet und florierte. Bald zählten auch benachbarte Höfe zu ihren Kunden. Man weiß, dass der Weikersheimer Hof bis etwa 1745 Hunderte von Fayencen aus Ansbach kaufte. 105 Arbeiten haben sich im Schloss erhalten – ein enormer Bestand. Sie zeigen die gesamte künstlerische Palette der Ansbacher Manufaktur. „Man könnte sich vorstellen, dass das Schreibzeug ein Geschenk war“, sagt Monika Menth. „Der Ansbacher Markgraf war einer der Paten von Graf Carl Ludwig und er schickte immer wieder Geschenke nach Weikersheim. Vielleicht ist es eines davon.“
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