Zwischen Bonn und Beijing
Kubin wurde 1945 in Celle geboren, machte sein Abitur 1966 in Rheine, bis 1968 studierte er evangelische Theologie an der Universität Münster, anschließend Japanologie, Germanistik, Philosophie und chinesische Sprache an der Universität Wien. Von 1969 bis 1973 studierte er weiter an der Ruhr-Universität Bochum. 1973 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. im Fach Sinologie an der Ruhr-Universität Bochum mit dem Thema: »Das lyrische Werk des Du Mu« (803-852). 1981 erfolgte seine Habilitation im Fach Sinologie an der FU Berlin mit seiner Habilitationsschrift zum Thema »Die Entwicklung der Naturanschauung in der chinesischen Literatur«. 1982-1985 war Wolfgang Kubin Stipendiat des Heisenberg-Programms der DFG.
Am 1. Oktober 1985 wurde er zum Professor für Chinesisch (C3) am Seminar für Orientalische Sprachen an der Universität Bonn berufen, 1989 zum Professor für Moderne Sinologie und 1995 zum Professor für klassische Sinologie. Er wurde an zahlreichen chinesischen Universitäten zum Honorarprofessor ernannt. Kubin arbeitete ab 2011 als Senior-Professor hauptsächlich an der Beijing Foreign Studies University und seit 2019 an der Shantou University.
Neben seiner Herausgebertätigkeit (»Orientierungen«, Zeitschrift zur Kultur Asiens, »Minima sinica«, Zeitschrift zum chinesischen Geist, und der seit 2002 bei K.G. Saur / De Gruyter erscheinenden, Reihe »Geschichte der chinesischen Literatur«) schreibt er eigene Lyrik und Prosa u. a.: »Das neue Lied von der alten Verzweiflung« (Bonn 2000), »Narrentürme« (Bonn 2002), »Schattentänzer« (Bonn 2004), »Halbzeit einer Liebe (Erzählung, Wien 2006), »Unterm Schnurbaum. Deutsch-Chinesische Wahlverwandtschaften« (Essays 2009).
Neben dem beachtlichen Umfang an literaturwissenschaftlichen Arbeiten über China und Übersetzungen aus dem Chinesischen ist seine unerschöpfliche Kenntnis auf dem Gebiet zu bewundern, denn er hat über alle Gattungen geschrieben: das traditionelle chinesische Theater, eine Anthologie heutiger chinesischer Lyrik unter dem Titel »Alles versteht sich auf Verrat« etc. Unter seinen bekanntesten Arbeiten als Übersetzer findet sich seine sechsbändige Übersetzung der Erzählungen und Essays »Lu Xuns«. Seine »Geschichte der chinesischen Literatur im 20. Jahrhundert« gilt als Standardwerk.
In einem Interview von »Fabelhafte Bücher« 2010 gefragt, was und wann er gewöhnlich schreibe, antwortete Prof, Kubin: »Ich schreibe gleichzeitig mehrere Bücher. Morgens (zwischen 4 und 6 Uhr) Lyrik und Essays. Vormittags wissenschaftliche Bücher. Nachmittags übersetze ich, abends schreibe ich Erzählungen.« Diese sehr übersichtliche Zeiteinteilung verrät schon etwas über seine methodische und voll engagierten Gelehrtenexistenz.
Wolfgang Kubin ist einer der bedeutendsten Verbindungspunkte zwischen den sehr unterschiedlichen Kulturkreisen Europa und Asien, Sinologie und Germanistik. Unter seinem chinesischen Namen 顧彬 (gu bìn) veröffentlicht er auch in China. Er hat in beiden Ländern Preise und Auszeichnungen bekommen: den Preis für Literatur der Bonner Lesegesellschaft 2003, den Staatspreis der VR China für besondere Verdienste um die chinesische Buchkultur 2007, den Pamir International Poetry Price für seine Lyrikübersetzungen 2007 sowie den Weilun-Forschungspreis 2009.
Der Bundesvorstand des VS in ver.di gratuliert unserem renommierten und langjährigen Mitglied auf das Herzlichste und schickt diesem Brückenbauer in der Welt der Bücher die besten Wünsche für Gegenwart und Zukunft.
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