Kunst & Kultur

14. Januar 1706: August Georg, letzter Markgraf von Baden-Baden, wird geboren

August Georg Simpert wurde ‒ laut „Hof- und Ehren-Calender“ von 1717 ‒ am 14. Januar 1706, heute vor 315 Jahren, geboren. Der jüngste Sohn von Markgräfin Sibylla Augusta und dem berühmten „Türkenlouis“ wurde mit 55 Jahren unerwartet Regent der Markgrafschaft Baden-Baden. Zehn Jahre lang regierte er mit Milde und Fürsorge. Wie seine Mutter war er sehr fromm und förderte in seiner Regierungszeit den katholischen Glauben. Mit August Georgs Tod 1771 endete die fast 250-jährige Herrschaft der Markgrafen von Baden-Baden, die Regierung fiel an die Linie Baden-Durlach. Schloss Rastatt verlor seine Funktion als Residenz. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war unklar, was mit dem barocken Ensemble geschehen sollte.

Das jüngste Kind des Hauses Baden-Baden

Für August Georg Simpert ist laut „Hof- und Ehren-Calender jetzt lebender Hohen Potentaten in Europa“ von 1717 das Geburtsdatum „14. Januarii 1706“ belegt. Er war das neunte und letzte Kind der Markgräfin Sibylla Augusta und des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, der berühmte Feldherr, der „Türkenlouis“ genannt wurde. Zwölf Monate nach seiner Geburt starb der Vater. Von seinen acht Geschwistern verstarben viele bereits im Kindesalter, nur eine Schwester, Augusta Maria Johanna, und ein älterer Bruder, Ludwig Georg Simpert, überlebten. Gemäß der Tradition war er zum Thronfolger des Hauses Baden-Baden bestimmt. Für ihren jüngsten Sohn August Georg Simpert sah Sibylla Augusta, die fromme Katholikin und Bauherrin des Residenzschlosses Rastatt, eine Kirchenlaufbahn vor.

Ein sündiger Kirchenmann

Im Alter von 20 Jahren legte August Georg Simpert das Priestergelübde ab. Er wurde Domherr in Köln, zwei Jahre später in Augsburg. Für den Kirchendienst und das fromme Leben konnte er sich jedoch nicht erwärmen: Während seiner Zeit in Augsburg frönte er dem Glücksspiel und stürzte sich in ein Liebesverhältnis. Seiner gläubigen Mutter Sibylla Augusta war das ein Dorn im Auge; immer wieder ermahnte sie ihren Sohn, sich zu bessern. Als sie am 10. Juli 1733 starb, machte August Georg Simpert sich daran, seine Kirchenlaufbahn allmählich zu beenden.

Eine kinderlose Ehe

Die nächste Unglücksbotschaft für das Haus Baden-Baden ermöglichte es ihm, sein Ziel weiterzuverfolgen. 1734 starb der Erbprinz, sein Neffe Karl Ludwig Damian, Sohn des Markgrafen Ludwig Georg Simpert. Der Fortbestand der katholischen Linie war gefährdet. Vom Papst erhielt August Georg Simpert daher die Genehmigung, seine geistlichen Ämter „behufs Fortpflanzung des baden-badischen Stammes“ aufzugeben. 1735 heiratete er Prinzessin Maria Viktoria Pauline von Arenberg. Zwei Jahre später starb der zweite Sohn seines Bruders, Erbprinz Ludwig Georg, wenige Monate nach seiner Geburt. Alle Hoffnungen auf den Fortbestand des katholischen Hauses Baden-Baden ruhten nun auf August Georg Simpert und seiner Frau. Doch das Paar blieb kinderlos.

Ein fürsorglicher Regent und Reformer

Mit dem Tod seines Bruders gelangte August Georg Simpert 1761 selbst an die Macht. Zu diesem Zeitpunkt – er war 55 Jahre alt – war bereits klar, dass er der letzte Markgraf von Baden-Baden sein würde. Zehn Jahre lang regierte er mit Milde und Fürsorge. Während seiner Regierungszeit förderte er den katholischen Glauben und handelte mit der evangelischen Linie Baden-Durlach einen Erbvertrag aus, der seinen Untertanen Religionsfreiheit gewährte. Außerdem setzte er sich für die Seligsprechung seines Ahnen, Bernhard II. von Baden, ein. Zu dessen Gedenken stiftete er den Bernhardusbrunnen in Rastatt. Der letzte katholische Markgraf war bekannt für seine „Gutthaten gegen fremde Bedürftige, von hoher und niederer Geburt“, wie es in seinem Nachruf heißt: In Baden-Baden ließ er das Spital erweitern. 1770 unterschrieb er die Allgemeine Landschulordnung für die gesamte Markgrafschaft. Damit bestand eine ganzjährige Schulpflicht für alle Kinder zwischen 7 und 13 Jahren. In Rastatt ließ er die imposante Schlossanlage mit einem Theaterbau erweitern, der heute nicht mehr erhalten ist.

Die Vereinigung der Markgrafschaft

Markgraf August Georg Simpert starb am 21. Oktober 1771. Sein Nachruf bezeugt, dass sein Tod die ganze Herrschaft Baden-Baden „in empfindlichstes Leidwesen und tiefeste Trauer versetzet“ habe. Sein Erbe war Markgraf Karl Friedrich, Sohn Friedrichs von Baden-Durlach und Anna Charlotte Amalies von Nassau-Dietz-Oranien, Vertreter der evangelischen Linie des Hauses Baden. Nach fast 250 Jahren Trennung wurde die Familie somit wieder vereint. Die katholische Markgräfin und Witwe Maria Viktoria Pauline musste am selben Tag die Rastatter Residenz übergeben. Unklar war, was nun mit dem barocken Prunkschloss geschehen sollte. Viele der wertvollen Sammlungsstücke wurden in andere Schlösser gebracht oder verkauft. Es gab immer wieder Ideen für die Nutzung der Schlossanlage, etliche wurden verworfen – etwa die Unterbringung einer Universität 1773 oder des neuen katholischen Bischofssitzes 1818. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Schloss unzerstört.

Schätze des 18. Jahrhunderts

Wie viel an der Originalausstattung aus markgräflicher Zeit erhalten ist, zeigte sich bei der groß angelegten Restaurierung des Schlosses, die in den 1980er-Jahren abgeschlossen wurde: Stuckdecken und Wanddekorationen stammen weitgehend aus der Entstehungszeit vor 300 Jahren. 1989 wurde die Beletage als Museum wiedereröffnet. Seither arbeiten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg fortlaufend an der Präsentation der eindrucksvollen Räume im Residenzschloss. So kaufte man in den vergangenen Jahren originale Ausstattungsstücke sowie Mobiliar zurück und präsentierte im vergangenen Herbst ein neues Konzept für die Appartements. Die prachtvollen Räume und kostbaren Schätze des Türkenlouis und der Markgräfin Sibylla Augusta sollen Besucherinnen und Besuchern einen authentischen Eindruck vom Leben am markgräflichen Hof im 18. Jahrhundert vermitteln.

Information

Aktuell ist das Residenzschloss Rastatt wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes geschlossen.

www.schloss-rastatt.de

www.schloesser-und-gaerten.de

Über Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

KOMMEN. STAUNEN. GENIESSEN. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, bewahren, vermitteln und vermarkten 62 historische Monumente im deutschen Südwesten. 2019 besuchten rund 4 Mio. Menschen diese Originalschauplätze mit Kulturschätzen von höchstem Rang: darunter Schloss Heidelberg, Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, das Residenzschloss Ludwigsburg, Schloss und Schlossgarten Weikersheim, Weltkulturerbe Kloster Maulbronn, Kloster und Schloss Salem sowie die Festungsruine Hohentwiel.

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