Fliegender Edelstein verzückt die Menschen
„Alle sind begeistert, wenn sie Eisvögel beobachten können“, berichtet Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen, „es gibt wohl kaum einen exotischer anmutenden Vogel der heimischen Fauna, der mehr fasziniert und als große Seltenheit wahrgenommen wird.“ Tatsächlich gehört der Eisvogel zwar auch in Niedersachsen noch nicht zu den gefährdeten Tierarten, aber er kommt den Menschen selten zu Gesicht und ist noch nie ein häufiger Brutvogel gewesen. Und: „Die Lebensräume des Eisvogels – ruhige, fließende Gewässer – benötigen Schutz, etwa vor Gewässerbelastungen durch Schadstoffe, Sandeinträge, die das Wasser trüben, und den zunehmenden Müll in den Gewässern“, betont Wohlers, der eine weitere Gefahr für den behänden Bewohner der Gewässerränder umreißt: „Eisvogel bauen Brutröhren in sandige Steilwände des Ufers, gut 90 Zentimeter lang, an deren Ende ein Nestkessel gebaut wird, in dem die Eisvögel zwei bis drei Mal im Jahr brüten. Durch Betreten solcher Wände oder Beschädigungen etwa durch das Anschlagen an solchen Wänden mit Flößen können sie einstürzen oder verschüttet werden.“
Die Eisvögel, die in diesen Tagen beobachtet werden – Eisvögel sind keine Zugvögel, sondern recht ortstreu oder ziehen nur auf geringen Distanzen umher –, haben Glück: Durch den milden Winter sind die Gewässer weitgehend eisfrei, sodass die Eisvögel ihre Beute – vor allem kleine Fische, aber auch Wasserinsekten – mühelos fangen können. Im Frühjahr finden sich auch Kaulquappen auf dem Speisezettel. „Gäbe es einen harten Winter mit weitgehend zugefrorenen Gewässern, würden sie weiter umherziehen und nach offenen Stellen im Wasser suchen, etwa an Wehren und Stromschnellen“, berichtet Wohlers, der Eisvögel immer wieder sogar an Gewässern in der Oldenburger Innenstadt beobachtet. „Der Eisvogel fixiert seine Beute, um sich dann beispielsweise von einem Ast über dem Fluss hineinzustürzen oder steht sogar im kurzen Rüttelflug darüber, wie ein kleiner, bunter Falke.“ Eisvögel führen in der Regel eine sogenannte „Schachtelbrut“ durch: Während das Weibchen bereits die zweite Brut erbrütet, werden die Jungvögel aus der Erstbrut noch vom Männchen mit Futter versorgt.
Für den Eisvogel können auch künstliche Brutröhren und so genannte Eisvogelstationen an Gewässern errichtet werden. Dies bedeutet aber in der Regel einen großen Aufwand und gute Fachkenntnisse, sodass dies am besten beispielsweise mit einer NABU-Gruppe vor Ort umgesetzt werden kann.
Für alle Eisvogelfans – die gerade jetzt, in der vegetationsarmen Zeit, in der die Eisvögel am besten zu beobachten sind und auffallen, die Augen nach dem fliegenden Edelstein offen halten möchten – hat der NABU Niedersachsen ein kleines Info-Paket zu seiner faszinierenden Lebensweise, mit vielen Tipps zu Beobachtung und Eisvogelschutz, zusammengestellt, damit der einstige NABU-„Vogel des Jahres“ 2009 noch mehr Begeisterte findet. Es kann angefordert werden gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Eisvogel“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.
Wahl zum „Vogel des Jahres“ 2021
Seit fast 50 Jahren verkünden der NABU und sein bayerischer Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV), jährlich den „Vogel des Jahres“. Gewählt wurde bisher aus einem Gremium von Fachleuten. Im 50. Jubiläumsjahr ist das anders: Erstmals können Groß und Klein mitentscheiden, wer der nächste Jahresvogel wird. Zum Jubiläum der bekanntesten NABU-Aktion wird eine öffentliche Wahl durchgeführt. Noch bis zum 19. März 2021 kann aus den zehn Gewinnern der Vorwahl – darunter auch der Eisvogel – nun der „Vogel des Jahres“ 2021 gewählt werden! Zur Wahl: www.vogeldesjahres.de
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