Handwerkskammer Reutlingen: „Jeder weitere Tag im Lockdown gefährdet Existenzen“
„Die von Bund und Ländern beschlossenen Corona-Maßnahmen haben die Leidensfähigkeit der Friseure und Kosmetiker auf eine harte Probe gestellt. Durch die mehrmaligen Verlängerungen geraten diese Betriebe und dadurch auch die betroffenen Mitarbeiter und deren Familien zunehmend in existentielle Schwierigkeiten“, fassen Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, und der Vizepräsident der Arbeitnehmerseite, Harald Walker, die wirtschaftliche und soziale Lage zusammen. Im Kammerbezirk sind aktuell 1033 Friseur- und 719 Kosmetikbetriebe betroffen.
Ohnehin stelle sich die Frage, so Herrmann und die Obermeister der Friseur-Innungen der Kreise Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb, ob eine fortdauernde Schließung dieser Gewerbe sinnvoll und zielführend sei, um die Ausbreitung der Infektionen tatsächlich einzudämmen.
Denn schließlich hätten die Unternehmen bereits im vergangenen Jahr gezeigt, dass ein Betrieb unter Corona-Bedingungen sehr wohl möglich sei. „Friseure und Kosmetiker haben unter erheblichen finanziellen Aufwand in die Sicherheit von Kunden und Mitarbeitern investiert“, betont Alexander Wälde, Obermeister der Friseur-Innung Freudenstadt und Vizepräsident der Handwerkskammer für die Arbeitgeberseite. Die geforderten Auflagen, wie beispielsweise das Tragen von Masken, Abstandsregeln, die Desinfektion von Mobiliar und Werkzeugen und das Verbot einzelner Dienstleistungen seien in den Betrieben konsequent umgesetzt worden. Auch habe sich die vorherige Terminvergabe, um die Kundenfrequenz zu steuern, in der Praxis bestens bewährt. „Die Erfahrungen zeigen, dass es funktioniert. Friseur- und Kosmetikbetriebe sind nun wirklich nicht als Corona-Hotspots aufgefallen“, so Wälde weiter.
Die Handwerksvertreter sehen deshalb alle wichtigen Voraussetzungen für eine baldige Wiedereröffnung erfüllt und fordern, die Betriebe bereits zum 1. Februar öffnen zu können. Der Neustart sei auch mit Blick auf die Auszubildenden dringend notwendig. Zwar sei die betriebliche Ausbildung auch im Lockdown weiterhin unter hohem persönlichen Einsatz der Betriebsinhaber möglich, aber sicherlich nicht unbegrenzt finanzierbar. Denn Kurzarbeitergeld oder andere Absicherungen für Lehrlinge gebe es nicht. „Wir haben den Eindruck, dass dieses verantwortungsvolle Verhalten der Betriebsinhaber für ihre Auszubildenden von der Politik noch zu wenig wahrgenommen wird“, vermuten die Unterzeichner der gemeinsamen Schreiben. Ein fortgesetzter Lockdown bliebe nicht ohne schwerwiegende Folgen für die jungen Menschen und ihren Start in den Beruf.
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